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Jim Buffalo – 5. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Eine teuflische Milliardärin
Jim Buffalos 5. Abenteuer

2. Kapitel

Ein unheimlicher Kampf

In der Teufelsmaschine fuhren Jim Buffalo und Inspektor Dufferin voraus und erreichten eine halbe Stunde früher den Milliardärspalast als Dawson mit seinen sechs Policemen und dem Coroner.

Jim Buffalo sicherte seine Maschine, sodass es einem anderen unmöglich war, sie auch nur einen Millimeter fortzubewegen, und betrat dann mit dem inspektorlichen Freund das Haus.

Schon in der prächtigen Empfangshalle stellte sie an der Erregung der herumstehenden und miteinander tuschelnden Dienerschaft fest, dass es wirklich etwas Furchtbares sein musste, was geschehen war.

Da trat auch schon der weißköpfige Hausmeister an die Herren heran, und in seinen Augen perlten Tränen, als er sagte: »Ein furchtbares Geschick lastet auf dem Haus Dealer! Nach dem Vater nun auch der Sohn!«

Der Inspektor begann zu zittern: »Norbert Dealer – ermordet?«

Dem Alten liefen die Tränen über Bart und Wangen.

»Bitte, folgen Sie mir.«

Bald darauf standen sie in des jungen Dealers Arbeitszimmer.

Entsetzlich war die Unordnung, die eine grausame Hand in diesem Gemach angerichtet hatte. Stühle waren umgeworfen, Behälter aufgerissen und zwei Scheiben des Bücherschranks zertrümmert. Papiere, die verstreut auf dem Teppich herumlagen, ließen die Vermutung aufsteigen, dass man nach irgendetwas Bestimmten gesucht hatte.

Und in der Mitte des Raumes das Entsetzliche.

Norbert Dealer – in seinem Blut liegend – tot.

Dass Mord vorlag, war auf den ersten Blick zu erkennen. Wie der bald erscheinende Coroner feststellte, handelte es sich um die gleiche Todesart, der auch der Vater zum Opfer gefallen war.

Ein Schuss in den Rücken!

Vor knapp einer Stunde war die Leiche entdeckt worden. Die sofort ins Verhör genommene Dienerschaft wusste nichts auszusagen. Kein Fremder hatte den Palast betreten.

Die unglückliche Mutter, die nun neben dem Gatten auch noch den Sohn zu betrauern hatte, weilte in ihrem Apartment und ließ sich nicht sehen.

In dem Mordzimmer war nicht die geringste Spur zu finden. Inspektor Dufferin stellte alles auf den Kopf – und dennoch ergab sich nichts, was auf eine bestimmte Täterschaft schließen lassen konnte.

Dufferin wollte jedoch auch das Letzte nicht unversucht lassen. Er verteilte seine Leute über den ganzen Palast und nahm eine gründliche Durchsuchung des ganzen Palastes vor.

Währenddessen verblieb Jim Buffalo im Mordzimmer. Nachdenklich saß er in einem der Sessel und zermarterte sein Hirn. So mochten wohl fünf Minuten verstrichen sein, als er plötzlich ein sonderbares Gefühl hatte.

Es war ihm, als hefteten sich zwei Augen in starrem Blick auf seine Person.

Jim Buffalo saß regungslos. Er war sich bewusst, nicht mehr allein im Zimmer zu sein.

Fast wäre ein Laut der Überraschung seinen Lippen entschlüpft, als er durch einen Seitenblick in den Spiegel eine seltsame Entdeckung machte.

Die Portiere zeigte eine kleine, weiße Menschenhand, die den Saum des Vorhanges umklammert hatte und ihn etwas zur Seite zog.

Damned!

Hinter der Portiere stand ein Mensch!

Weswegen beobachtete man ihn? Wer hatte ein Interesse an seiner Tätigkeit?

Jim Buffalo rührte sich nicht. Hinter der hohen Stirn sprangen die Gedanken in größter Hast.

Ohne Zweifel gehörte die Hand einer Frau!

Und noch mehr war es, was Buffalo ohne sich zu regen feststellte: Die Hand konnte keiner der Dienerinnen gehören, da sie einen prächtigen Brillantring trug. Es war völlig ausgeschlossen, dass die Dienerschaft solchen Schmuck trug.

Plötzlich stieg ein Gedanke in Jim Buffalo auf, der den größten Abenteurer aller Zeiten erschaudern ließ.

Nur Mrs. Ellen Dealer konnte es sein! Die Frau des ermordeten Milliardärs! Die Mutter des heute erschossenen Erben!

Da geschah etwas, was Jim Buffalo zu schleunigstem Handeln bewegte: Die Hand zog sich geräuschlos von der Portiere zurück.

Jim Buffalo federte hoch. Er musste wissen, wer hier leise umherschlich.

Mit einem Satz war er an der Portiere und riss sie zurück.

Im selben Augenblick erhielt er einen mit einem stumpfen Gegenstand geführten Schlag ins Gesicht, der ihn für Sekunden zurücktaumeln ließ.

Als Jim Buffalo Herr seiner Überraschung wurde, sah er durch das Nebenzimmer eine Gestalt in langem, schwarzem Mantel jagen.

Im Nu riss er den Browning hervor.

»Hände hoch! Stehenbleiben!«, schrie er.

Der Erfolg bestand darin, dass die unheimliche Gestalt durch eine Tür auf den Gang schlüpfte.

In langen Sätzen jagte Buffalo nach.

Als er den Gang erreichte, stampfte er grimmig auf. Kein Mensch war weit und breit zu erblicken. Kurz entschlossen lief unser Held in die Empfangshalle, wo Dawson soeben noch einmal die Dienerschaft ins Verhör nahm.

Er jagte auf den erstbesten Diener zu.

»Führen Sie mich sofort zu Mrs. Dealer!«, befahl er.

Dawson sah erstaunt herüber.

»Was gibt es denn?«, rief er.

Doch Jim Buffalo folgte eiligen Schrittes dem voranschreitenden Diener.

Die nächsten Minuten sollten ihm die Gewissheit darüber bringen, ob seine Vermutung begründet oder unbegründet war.