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Deutsche Märchen und Sagen 135

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

175. Die knienden Esel

Heutzutage noch sieht man zu Köln in der Weißbüttengasse an einem Haus ein Bild, worauf Esel vor einem Priester kniend gemalt sind. Davon erzählt man sich die folgende Geschichte, welche wir mit den Worten des Cäsarius wiedergeben wollen.

Der Pastor Everhardus von Sankt Jacob war ein durchaus frommer Mann. Eines Tages trug er das Sakrament zu einem Kranken, diesem die Wegzehrung zu geben. In einer sehr engen und schmutzigen Straße aber begegnete er einer Menge Esel, die mit Getreide beladen waren. Der Scholar, welcher mit der Laterne vor ihm herging, drang nur mit vieler Mühe durch die Esel hindurch, nun sie zur Seite treibend, dann wieder von ihnen vertrieben. Als der Pfarrer, der schon ein alter und schwächlicher Mann war, das sah, erbleichte er und begann zu zittern, denn er fürchtete, die Esel möchten ihn über den Haufen rennen und mit dem Sakrament in den Schmutz werfen.

Menschliche Hilfe schien da vergebens, da brach er im Vertrauen auf Gott in diese Worte aus: »Was macht ihr Esel da? Seht und wisst ihr nicht, wen ich in der Hand trage? Steht im Augenblick still und erzeigt niederkniend eurem Schöpfer die Ehre, die ihm gebührt. Ich befehle es euch in seinem Namen!«

Und siehe, die Esel gehorchten und knieten alle nieder, und was noch wunderbarer war, obwohl dieses Knien ihnen schwer fiel, blieben die Säcke doch auf ihren Rücken hängen.

Dies ist eine in Köln sehr berühmte Geschichte.

In Köln erzählt man, ein Bauer sei mit seinen Eseln einem das Sakrament tragenden Priester begegnet und habe nicht niederknien wollen. Da hätten die Esel ihn beschämt, indem sie auf die Knie gesunken wären.