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Der Welt-Detektiv Band 6

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Des Teufels Abenteuer in München im Sommer 1876 – III

Der Teufel betrachtet sich München

Beim Bahnhof fing er an. Etwas Unpraktischeres hatte er noch nicht gesehen. Er als Teufel kannte sich kaum aus, wie sollte sich erst ein Mensch auskennen?

An der Mariensäule sah er viele, meist weibliche Beter knien. »Die Frauen«,

konstatierte der Teufel lachend, »beten auch für ihre unsterbliche Seele, dass ich sie nicht hole und haben gar keine.

Gott hauchte laut der Bibel nur dem Adam eine unsterbliche Seele ein. Von der Eva ist dies nicht geschrieben.

Die Maximilianstraße gefiel ihm, desto weniger aber die landschaftliche Anlage am Dultplatz. Das sei gerade so, als man einen Elefanten in einen Vogelkäfig sperren wollte, schrieb er in sein Notizbuch.

Die vielen Neubauten freuten ihn. Er rechnete, dass mehrere über kurz oder lang zusammenstürzen und ihm viel in seinen Todsünden dahinfahrendes Volk zuführen werden.

Eines schönen Tages suchte er sich eine Wohnung. Er war ganz überrascht von den hohen Mietpreisen und no­tierte sich einzelne Hausbesitzer ganz besonders.

Im Hofbräuhaus trank er eine Maß. Das Bier schmeckte ihm, aber von einer Lokalverfeinerung, wie sie in den Zeitungen stand, merkte er nichts. Der alte Schweinestall, notierte er.

In den Ratskeller getraute er sich gar nicht, weil er das Wasser fürchtete, das dort in den Kellern sich festgesetzt hatte.

Unter dem alten Rathausbogen wäre er beinahe überfahren worden. Guter Magistrat, notierte er, scheint für Beförderung ins Jenseits sorgen zu wollen.

In einem Stadtomnibus fahrend bemerkte er die Kacker von Gäulen, die ihn zogen. Er notierte: Zechmeister.

Der Teufel, in der Hölle an helle Beleuchtung gewöhnt, war nicht wenig erstaunt, als abends die Gaslaternen angezündet wurden. Wenn es in den Münchener Köpfen nicht lichter ist als in diesen Laternen, dachte er, dann hat Dr. Schauß ganz unrecht, von Zentren der Intelligenz zu reden.

In der Kaufingergasse trat er unversehens einer Dame auf die ellenlange Schleppe und brach sich beinahe den Fuß. »Sie Bengel«, brummte dafür die Damę. Aus Galanterie schwieg er, allein er dachte bei sich: Echt weibliche Logik! Einen in Lebensgefahr bringen und dann noch dafür schmähen!