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Die Gespenster – Dritter Teil – 8. Erzählung

Die Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit von Samuel Christoph Wagener
Allen guten Schwärmern, welchen es mit dem Bekämpfen und Ablegen beunruhigender Vorurteile in Absicht des Geisterwesens ernst ist, liebevoll gewidmet von dem Erzähler Friedrich Maurer aus dem Jahr 1798
Dritter Teil

Achte Erzählung

Ein spukendes Tier wirft sich auf den Leib eines Schlafenden

Ich schlief einst ruhig in meinem Bett, als sich auf einmal ein ungeheures zottiges Tier über mich warf, welches mich so drückte, dass ich gern um Hilfe geschrien hätte, aber ich konnte vor Angst keinen Laut von mir geben. Ich sah den Mond durch ein Fenster scheinen und alle Gegenstände meiner Schlafstube erleuchten. Ich sah, wie das Tier seinen Rachen weit aufsperrte, fühlte sein Drücken und schwamm über und über im Schweiß. So oft ich es auch versuchte, diesen fürchterlichen Alp von mir abzuwälzen, so wollte es mir doch nie damit gelingen.

Endlich nahm ich in der größten Verzweiflung alle Kräfte zusammen, griff mit der einen Hand dem Tier herzhaft in den Rachen, mit der anderen packte ich es ins Genick. So warf ich es mit aller Gewalt von mir hinunter und glücklich zum Bett hinaus. Aber, siehe da, ich selbst purzelte hinterher. Wäre ich nicht auf mein mitgenommenes Deckbett gefallen, so würde ich wohl ziemlich unsanft dagelegen haben.

Indessen hatte der Fall doch so viel bei mir gewirkt, dass ich nun erst wirklich munter wurde. Nun erst merkte ich, dass mein Alpdrücken weiter nichts als ein lebhafter Traum war. Ich sah keinen Mondschein und konnte auch keinen sehen, weil es Neumond und stockfinster war. Ich hatte also mein armes Deckbett so unbarmherzig gepackt, denn ich hielt es noch fest in Händen, als ich schon damit auf der Erde lag. Mir blieb nichts anderes übrig, als über meine Herkulestat zu lachen und das Deckbett wieder einzupacken, um mich nicht zu erkälten. Ein Glück war es, dass ich mich durch den gewaltsamen Kampf mit dem Ungeheuer wirklich ermunterte, denn hätte ich so lebhaft weiter geträumt und wäre erst am Morgen erwacht, ich würde hoch und teuer geschworen haben, dass mich der Alp gedrückt hätte. Mein Traum war so lebhaft, dass ich im Traum selbst dachte: Nein, du träumst nicht; du siehst ja die Stube, die Fenster, den Mondschein, das zottige Tier. Es ist alles Wirklichkeit und die Fabel vom Alp ist keine Fabel.

Aber gottlob! Diese waren die Schlüsse und Folgerungen der Traumphilosophie. Ohne allen Zweifel entstand das Märchen von Alp und Alpdrücken aus solchen Träumen, denen unglücklicherweise nicht ein solches Erwachen folgte. Nur dann werden wir vom Alp der Einbildungskraft nächtlich geplagt, wenn dickes Blut, ein unruhiges Gemüt, unbequeme Lagen im Bett, ein schweres Deckbett und ähnliche Dinge uns ängstlich träumen lassen.