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Jim Buffalo – 4. Abenteuer – Kapitel 1

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Johnson, der Bankdefraudant
Das 4. Abenteuer Jim Buffalos

1. Kapitel

Ein rätselhaftes Fahrzeug

In Inspektor Dufferins Büro schrillte das Telefon.

»Hallo!«, schrie der Inspektor schlechtgelaunt in den Trichter. »Was gibt es denn schon wieder?«

»Hier 14. Polizeistation Montralstreet«, scholl es zurück. »Soeben wurde hier ein Kraftwagen gesehen, der mit großer Geschwindigkeit nach New York hineinfuhr. Er führte keine Nummer und hat das Aussehen eines Panzer-Automobils. Die Seitenwände waren mit gräulichen Teufelsfratzen bemalt.«

»Wer weiß, was ihr da draußen in der Vorstadt gesehen habt!«, knurrte Dufferin. »Und deswegen rufen Sie an?«

Grimmig schleuderte er den Hörer auf die Gabel zurück. Er war doch zu etwas anderem da, als auf zu schnell fahrende, seltsam gebaute Automobile aufzupassen. So wandte er sich wieder seinem Besucher zu, einem spitzbärtigen, gut gekleideten Mann, der mit bleichem Gesicht im Sessel saß.

»Weiter also«, meinte Dufferin. »Mc Johnson war sechs Jahre im Dienst Ihrer Bank. Gestern fiel ihm ein, mit vier Millionen Dollar das Weite zu suchen?«

»Gewiss, so ist es«, murmelte Sir Scattle, der Inhaber der Industriebank. »Wenn es Ihnen nicht gelingt, Inspektor, mir die vier Millionen und den Defraudanten dazu wiederzubringen, bin ich ruiniert und mit mir all die kleinen Leute, die ihre Spargroschen auf meine Bank getragen haben.«

»Wann entdeckten Sie die Unterschlagung?«

»Erst heute Morgen. Von den Wächtern erfuhr ich, dass Mc Johnson in der Nacht in die Stahltresore hinabgestiegen ist. Die Wächter haben ihn selbstverständlich unbehelligt ein- und ausgehen lassen. Nur so war es möglich, dass er sich die Millionen angeeignet hat.«

Nachdenklich sah Inspektor Dufferin auf die Fotografie des Millionendiebes, die ihm von Sir Scattle zur Verfügung gestellt worden war.

»Ich werde mein Möglichstes tun«, sagte er. »Noch heute gehen Steckbriefe mit dem Bild hier in alle Welt hinaus. Besonders auf die Hafenstädte werde ich ein Auge haben, denn es ist anzunehmen, dass Mc Johnson so schnell als möglich die Vereinigten Staaten verlässt und …«

Das Telefon schrillte zum zweiten Mal.

»Tod und Teufel!«, fluchte Dufferin. »Heute scheint alles außer Rand und Band zu sein …« Er hob den Hörer. »Hallo! Was ist los?«

«Hier 25. Polizeistation, Poolystreet, Herr Inspektor persönlich?«

»Ja, was ist los?«

»Hier Policeman 1251, Tom Sander, Herr Inspektor. Hier wurde soeben ein unheimliches Automobil beobachtet, das sich in großer Geschwindigkeit in das Innere New Yorks begibt. Es war gräulich bemalt und fuhr auf sechs Rädern …«

»… führte keine Nummer und sah aus wie ein Panzerautomobil!«

»Herr Inspektor wissen bereits …?«

»Nichts weiß ich!«, brüllte der Inspektor. »Und ich will auch nichts wissen. Lassen Sie doch zum Donnerwetter den Wagen zum Halten bringen, wenn er den polizeilichen Vorschriften nicht entspricht! So – und nun lassen Sie mich gefälligst mit Ihrem Teufelsfratzenautomobil zufrieden!«

Klirrend sauste der Hörer zum zweiten Mal auf die Gabel zurück.

»Es würde Not tun«, murmelte er, »dass ich mich noch um jeden Kraftwagen kümmere, der ohne Nummer herumgondelt. Es wird tatsächlich immer schöner!«

Inspektor Dufferin war einer der tüchtigsten Polizeidetektive der Vereinigten Staaten, und man glaubte in gut orientierten Kreisen zu wissen, dass nächstens seine Ernennung zum Polizeichef von New York erfolgen würde.

Nun trat er an seinen Schreibtisch und berührte nervös den Klingelknopf.

»Lassen Sie diese Fotografie sofort in 20.000 Exemplaren nebst diesem Steckbrief hier vervielfältigen«, befahl er dem erscheinenden Beamten. »Und dann schicken Sie mir Smith und Dawson herein.«

Wenige Augenblicke später standen die beiden tüchtigen Kriminalbeamten vor dem Inspektor, der ihnen in knappen Worten von der Millionenunterschlagung auf der Industriebank Mitteilung machte und sie mit der Forschung nach Spuren betraute.

»So«, sagte Dufferin, als Smith und Dawson gegangen waren. »Der gute Mc Johnson wird, taxiere ich, nicht weit kommen. Meine Beamten machen immer ganze Arbeit. Wenn ich nicht augenblicklich selbst in einer dunklen Mordsache steckte, würde ich selbst Jagd auf den Millionendieb machen, aber schließlich kann man nicht auf zwei Stellen zu gleicher Zeit sein. Ich glaube aber bestimmt, dass …«

Zum dritten Mal unterbrach ihn das grelle Läuten des Telefons.

»Hol dich der Henker!«, tobte er, als er wütend auf den Apparat blickte. Dann trat er missmutig an ihn heran.

»Hallo?«

»Herr Inspektor?«

»Ja. Wo brennt es?«

»Hier 12. Polizeistation, Herr Inspektor, eben wurde in der Michiganstreet ein unheimliches Panzerautomobil gesehen, dass …«

»Kreuzmillionendonnerwetterschockschwerenotnocheinmal!«, brüllte Inspektor Dufferin los. »Seid Ihr denn allesamt verrückt geworden? Potztausendhimmelbombenundgranatenwetternocheinmal! Ich will meine Ruhe haben! Verstehen Sie mich? Ich … will meine … Ruhe … haben! Schluss!«

Stumm erhob sich Sir Scattle aus dem Sessel.

»Ich sehe, auch Sie haben Ihren Kopf voll«, sagte er matt, »und ich will Ihnen auch nun nicht mehr länger zur Last fallen.«

Der Inspektor nickte nervös und reichte dem Sprecher die Hand. »Ich werde mein Möglichstes tun, um Sie wieder zu Ihrem Geld zu bringen«, erwiderte er. »So wie ich etwas höre, werde ich Sie verständigen.«

Als der Besucher gegangen war, stampfte der Inspektor grimmig auf und ab.

»Vier Millionen«, murmelte er, »ein schönes Sümmchen. Aber warte, Bürschchen, wir kriegen dich schon! Dem Himmelhund aber, der in dem Teufelsding da durch die Straßen fuhrwerkt und mich hier verrückt macht, werde ich die Konzession entziehen!«

Mitten in seinem Selbstgespräch brach er ab. Von der Straße scholl seltsamer Lärm herauf. Kaum war er jedoch an das Fenster getreten, als er einen Fluch ausstieß.