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Oberhessisches Sagenbuch Teil 108

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

IX.

Tiere, Elemente, Pflanzen, Legendäres und Historisches

Das glückhafte Kuhgespann

Im Ruttershäuser Kirchenstumpf über dem Jägerhaus hütete einmal der Sauhirt, als die Tiere zwei große Glocken aus der Erde wühlten. Da kamen denn gleich die Laubacher daher und wollten sie für ihre Stadtkirche auf den Turm haben. Allein als der Wagen mit ihnen beladen war, konnten die Pferde sie nicht vom Platz bringen. Es tats absolut nicht, man mochte sich anstellen, wie man wollte.

Nebenbei machte gerade ein armes Gonterskircher Kuhbäuerchen sein Heu.

Daran mochten die Laubacher ihren Spott üben und sagten zu ihm: »Wenn du die Glocken auflädst, dann sollen sie eurer Kirche gehören.«

»Nun, in Gottes Namen, ich lade sie auf«, sprach das Bäuerchen, arbeitete sie auf seinen Karren, spannte seine zwei elenden Stück Vieh vor und brachte die teure Last glücklich hinunter zu Tal.

Diese Glocken hängen noch jetzt auf dem Gonterskircher Gotteshaus und von ihnen handelt der Vers:

Hätten die Glocken die Säue nicht funden,
wären sie nicht nach Gonterskirchen kommen!

Nach anderen heißt der Spruch:

Susanne heiß ich,
Säurüssel fand mich,
hätt mich nicht Säurüssel funden (fonne),
wär ich nicht auf Gonterskirchen gekommen.