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Neue Gespenster – 36. Erzählung

Samuel Christoph Wagener
Neue Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit
Erster Teil

Sechsunddreißigste Erzählung

Der Siebenschläfer, ein Reiter vom hannoverischen Leibregiment

Der erst vor einigen Jahren zu Nienburg, einem hannoverischen Landstädtchen an der Weser, Verstorbene Landchirurg Kleine, der im Siebenjährigen Schlesischen Krieg dem Churfürsten von Hannover als Regimentschirurg des ersten hannoverischen Leibkavallerieregiments diente, hat mir versichert, dass er einst einen Unteroffizier des genannten Regiments in der Kur gehabt habe, welcher ihm gestorben sei und am dritten Tag habe beerdigt werden sollen. Aber zum Glück für den nur anscheinend Gestorbenen, bemerkte die Hospitalwärterin kurz vor der zum Begräbnis anberaumten Zeit eine schwache Lebensspur an der vermeinten Leiche.

Kaum war dies dem genannten Regimentschirurg gemeldet worden, so eilte er zu dem Hospital und stellte mit menschenfreundlicher Tätigkeit mehrere Versuche zur Wiederbelebung des ohnmächtigen Kranken an. Man hätte zweifeln können, ob die Wärterin auch richtig beobachtet habe; weil das Dasein der schlummernden Lebenskraft nach allen diesen verschiedenen Versuchen immer noch zweifelhaft blieb. Da indessen die Scheinleiche immer noch nicht in den ersten Grad der Verwesung überging, sodass die Wahrheit in der Beobachtung der Wärterin auch Wahrscheinlichkeit gewann, so wurde der Verstorbene auf den ausdrücklichen Befehl des Arztes als ein Schlafender betrachtet und als ein Ohnmächtiger behandelt.

Erst nach Verlauf von einigen Monaten hatten der einsichtsvolle Arzt und die gute Wärterin, welche die ersten Lebensüberreste in der Scheinleiche bemerkte, das unbeschreibliche Vergnügen, die unzweideutigen Spuren der bisher schlummernden Lebenskraft an dem Scheintoten zu bemerken. Man verdoppelte seine Bemühungen, um zu seiner endlichen Genesung alles Mögliche beizutragen. Sie blieben nicht ohne Erfolg, obwohl ein Zeitraum von mehr als sechs Monaten erforderlich war, um den fast gänzlich gelähmten Gliedern des Kranken die nötige Beweglichkeit und Kraft nach und nach wiederzugeben.

Der Genesene hatte keine Erinnerung aus dem langen Zeitraum seines Scheintodes.

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