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Der Lugennatzl von Lugenhausen Teil 7

Der Lugennatzl von Lugenhausen
und seine wunderbaren Reiseabenteuer zu Land und zu Wasser als Schuhkünstler, Kammerdiener, Kindsmagd, Kindervergrößerer, Windmacher, Riesenkatzenfabrikant, Mastbaumausreißer, Meerkropfbesitzer, Robinson auf einer lebendigen Insel, Luftfahrer nach Schlaraffia und Entdecker des sechsten Weltteiles, wo die Welt mit Brettern verschlagen ist, usw.

Natzl auf den Wunderinseln

Mit der Tragbutte auf dem Rücken ging ich getrost meines Weges. Ich merkte bald, dass diese Wunderinseln aus einer Gruppe kleiner Inseln bestanden, durch schmale Kanäle voneinander getrennt, für mich kein Hindernis, da ich, wie schon gesagt, im Besitz der Schuppe auf dem Wasser gehen konnte.

So will hier gleich im Zusammenhang erzählen, was ich auf den verschiedenen Inseln gesehen habe. Die einen Einwohner traf ich in einem Dörflein. Von denen hatte jeder nur ein Auge und einen Fuß, aber dafür überaus große Fußsohlen, dass sie im Schatten derselben während der gewaltigen Sonnenhitze auf dem Boden schlummern. So wohlfeil kann niemand in Europa auf einem großen Fuß leben. Andere hatten so große Ohren, dass sie damit ihren ganzen Strand wie mit einem Raglan bedecken konnten. Andererseits gibt es Leute, deren Ohren zwar nicht so groß sind, um sie als Sommerdecke zu gebrauchen, aber groß genug, um damit Leuten mit kleinen Ohren im Weg zu stehen. Ich traf auch Einwohner, die weder Kopf noch Hals, ihre Augen aber und das lange Angesicht auf der Brust hatten. Leute ohne Kopf sah ich schon früher oft, aber ohne Hälse, dies war mir neu, mit Ausnahme der Geköpften. Kluge Leute haben ihre Augen nicht bloß im Kopf oder auf der Brust, sondern überall. Komisch kamen mir Insulaner vor mit Lippen über eine Elle lang, die sie wegen der großen Hitze einsalzten. An anderen Orten gibt es Personen, die in einer unglücklichen Lage die Lippen noch länger hängen lassen, ohne dass sie das Einsalzen für nötig halten. Sehr interessant waren mir Insulaner, die nur vom Geruch leben, glückliche Menschen, die nie in die Lage kommen, sich ihren Mund zu verbrennen. Diese Kunst wäre auch bei uns ein kostbares Hausmittel.

Auf einer Insel sah ich Bäume, deren Blätter sehr breit sind, und einen so großen Glanz von sich geben, dass sie die finstere Nacht beleuchten. Wie nützlich wären solche Bäume für manche Städte und Märkte; wieder auf einer anderen Insel bleibt keine Frau lebendig, auch kein Tier weiblichen Geschlechtes; zum Glück der bösen Weiber führt keine Eisenbahn dahin, sonst würden gewiss ihre Männer mit ihnen eine Lustreise zu heilsamer Luftveränderung zu dieser Insel unternehmen. An der Meeresküste beobachtete ich eine Art Gänse, die aus dem im Meer verfaulten Holz wachsen. Sie werden anfangs nur als kleine Würmchen in dem Holz gesehen, die mit der Zeit die Gestalt eines Vogels annehmen; zuletzt wachsen ihnen auch die Federn, und endlich bekommen sie die Größe einer Gans. Ich erinnerte mich sogleich, in einer alten Naturgeschichte gelesen zu haben, dass auch an den schottischen Gestaden eine besondere Art von Gänsen gefunden wird, welche die Einwohner Barnacle, die Holländer Rotgänse nennen, die nicht wie andere Vögel ausgebrütet werden, sondern an den Bäumen wachsen oder aus dem Harz der Tannenbäume hervorkriechen, daher sie die Irländer als Fastenspeise genießen, wozu unsere Gänse nicht geeignet sind. In einem einsamen Wald lag ein Brunnen, der alles zu Stein macht, was hineingeworfen wird. Begegnet man hartherzigen Menschen, so möchte man meinen, ihre Herzen seien in diesem Brunnen gebadet worden.

Ich würde jedoch gar nicht fertig werden, wollte ich alles Merkwürdige erzählen, was ich auf diesen Wunderinseln gesehen habe, und ich gedenke eine ausführlichere Erzählung dieser außerordentlichen und wunderbaren Sehenswürdigkeiten in meiner gedruckten Reisebeschreibung mitzuteilen.

Vor lauter Betrachten und Staunen während einer Zeit von acht Tagen hatte ich nicht bemerkt, dass meine Tragbutte immer leichter wurde. Eines Tages fand ich zum Mittagsessen nichts mehr darin. Ich irrte in der Mitte einer großen wüsten Insel umher und sah weit und breit kein Wasser, um den Delphin um Beistand rufen zu können. Von Hunger erschöpft sank ich auf den Boden, legte mich auf den Rücken und erblickte hoch oben in den reinen Lüften eine finstere Kugel, die immer näher zu kommen schien.

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