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Ein Ostseepirat Band 1 – Ein Bekehrter

Carl Schmeling
Ein Ostseepirat
Historischer Roman
Erster Band
XXIII.

Ein Bekehrter

Jacobson entkam glücklich, denn ein Boot brachte ihn schnell aus dem Bereich der Stadt durch die Skären. Ein anderes musste dazu dienen, ihn bis Runmarö zu bringen, wo sein Schoner lag, welcher sofort, sowie er über die Reling gestiegen war, die Anker lichtete.

Indessen sollte seine Unvorsichtigkeit oder wie man es sonst nennen will, nicht ohne Folgen bleiben.

Sie kostete einem armen Teufel, der sich durch den Glanz des Goldes blenden lassen hatte, das Leben, obwohl dieser nicht der Hauptschuldige war.

Glücklicherweise entdeckte man damals noch nicht, dass der vermeintliche Dyk eine Audienz bei der Königin gehabt hatte, doch sein wahrer Name, seine Handlungen und seine Absichten lagen klar am Tage.

Die Entrüstung der Behörden über die Frechheit des Piraten war groß und zunächst liefen zwei Schiffe zu seiner Verfolgung aus. Drei Avisos wurden sofort an die in der Ostsee stationierten Flotten gesandt, um ihnen das Schiff und den Mann näher zu bezeichnen sowie den Befehl zu seiner Verfolgung zu bringen.

Für die schwedische Flotte war es fast Ehrensache geworden, den kühnen Freibeuter, der es wagte, einem ganzen Land den Krieg zu erklären, zu ergreifen. und jeder Kapitän wollte deshalb diese Aufgabe erfüllen. Im Übrigen musste sich auch die Tatenlust der Flottenbemannung in diesem Krieg auf kleine Unternehmungen beschränken.

Wir wissen bereits, was inzwischen auf Hiddensee passierte, und wodurch das freundschaftliche Verhältnis des Baron Staelswerd zum Major von der Grieben einen unangenehmen Stoß erlitt.

Staelswerd war natürlich weit entfernt, den Leutnant Dalström zum Mitwisser seiner Angelegenheit zu machen; vielmehr schloss er sich einige Tage vollständig ab, bis ihn Dienstgeschäfte zwangen, mit demselben zu sprechen.

Dieselben bestanden in dem Empfang von Ordern, eben den Freibeuter betreffend. Staelswerd bekam einen bedeutenden Schreck, als er durch jene erfuhr, dass er denselben schon so gut wie in Händen gehabt hatte.

»Dalström!«, rief er, deshalb selbst auf dem Verdeck erscheinend, »kommen Sie schnell in die Kajüte, wir haben Wichtiges zu sprechen – oder nein, treffen Sie erst Anordnungen, dass wir in kürzester Frist unter Segel gehen können!«

»Wohl, Herr Baron!«, antwortete der alte Seemann und tat, wie ihm geheißen. Den an Land befindlichen Leuten wurden Signale zur schleunigen Rückkehr an Bord gegeben und weitere Vorbereitungen getroffen, dann stieg Dalström zu seinem Vorgesetzten hinab.

»Wir sind geprellt,« rief Staelswerd, »abscheulich an der Nase herumgezogen. Ich habe immer fast so etwas wie eine Ahnung gehabt!«

Dalström hatte zwar von dem, was in Grieben passiert war, durch den Kommandanten keine Mitteilungen erhalten, doch hatte auch er so seine Ahnung von gewissen Dingen.

Er begnügte sich deshalb, zu der heftigen Auslassung seines Vorgesetzten zu lächeln und die Achseln zu zucken.

»Aber zuerst,« fuhr Staelswerd, ihn scharf fixirend, fort, »der vermeintlich ertrunkene Kapitän Dyk lebt – lebt, Dalström, denken Sie sich!«

»Das macht mir Freude!«, sagte Dalström mit allen Zeichen angenehmer Überraschung. »Es wäre schade um den Mann gewesen.«

»Weiß es Gott!«, meinte der Baron spöttisch, »ich bewundere nur den Scharfsinn des guten Wardow, doch das kann ihn jetzt der Strafe entheben – unser Dyk ist niemand anders als der schändliche Jacobson!«

»Wa … was!«, rief Dalström, »unmöglich!«

»Lesen Sie!«, sagte der Baron, seinem Untergebenen mit einer vornehm –herablassenden Bewegung die Papiere hinschiebend.

Dalström machte bei Lesung der erst vor Kurzem durch den schon wieder abgesegelten Aviso überbrachten Papiere ein langes Gesicht, dann jedoch warf er alle zusammen mit einem derben Fluch auf den Tisch.

»Das soll uns der Bursche nicht umsonst getan haben!«, rief er. »Verdammt meine Augen, dass sie so blind waren – ja, der Fähnrich hatte recht, aber mit Verlaub, Herr Baron, aus reiner Dummheit. Da der Kerl von Kolberg ausgelaufen ist, denke ich, wird er dahin zurückkehren oder zurückgekehrt sein.«

»Das ist auch meine Ansicht, Dalström. Es wäre herrlich, wenn wir unseren Fehler wiedergutmachen könnten!«

»Und wir wollen es!«, rief Dalström, und eilte hinaus. Nach kurzer Zeit war die Brigg unter Segel, machte Wittow klar und verschwand.

Jacobsons Absicht war wirklich, wieder nach Kolberg zurückzukehren, aber der Schoner war durch sein später gelingendes Auslaufen zu bekannt geworden, als dass dies ein leichtes Unternehmen bilden konnte. Überdies hatte die Flotte gerade ihr besonderes Augenmerk auf jenen Teil der Küste gerichtet. Man versuchte deshalb vergeblich Land zu machen.

Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen und nachdem auch die Flotte wahrscheinlich schon von dem besonderen Charakter des Schiffes in Kenntnis gesetzt worden war, zwangen Anzeichen von Sturm dasselbe, die hohe See zu suchen.

Hier traf der Schoner mit der höher aufgekreuzten Brigg zusammen, und die Offiziere der Schiffe erkannten diese gegenseitig sofort. Es war Abend, als dies geschah, und fast zugleich sprang der heftige Nordost auf.

Jacobson hatte bereits vermieden, mit den ihn verfolgenden Kreuzern ernstlich anzubinden. Er versuchte umso mehr der Fortuna durch Schnelligkeit zu entgehen; doch wurde die übermäßig geführte Segellast Ursache, dass die Stenge des Fockmastes brach. Die Nacht brachte die Schiffe einander aus den Augen. Als man auf der Höhe von Wittow das Feuer auf Hiddensee erkannte, ließ Jacobson den Schnabel nach dorthin richten.

Ob er dabei glaubte, dass ihn Staelswerd dort nicht suchen werde, ist schwer zu bestimmen, jedenfalls war er auf einen Angriff vorbereitet.

Staelswerd griff nicht sofort nach dem Erscheinen der Brigg den Schoner an, so sehr auch Dalström darauf bestand, sondern forschte erst, ob sein Kapitän an Bord sei. Man antwortete der Wahrheit gemäß und er begab sich infolgedessen an Land, um Jacobson dort zu verhaften.

In seiner Abwesenheit konnte sich jedoch Dalström nicht mehr mäßigen. Er forderte den Schoner zur Übergabe auf, der statt der Antwort das Ankertau kappte und feuerte. Die Brigg folgte diesem Beispiel. Die Salven der Schiffe waren es, welche die Tischgesellschaft auf das Neue erschreckten.

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