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Oberhessisches Sagenbuch Teil 95

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Das Geldfeuerchen

Geht man den Fußpfad von Busenborn nach Breungeshain durch den Wald hinauf, der die Spitz heißt, so kommt man durch die unteren Breungeshainer Gartenbeete. In den Kriegszeiten haben hier die Leute Geld und Geldeswert vergraben. Ebenso hat ein berüchtigter Räuber im Vogelsberg, den man den Zahnarzt nannte, an einem Ort seine Schätze unter die Erde in Sicherheit gebracht. Als er in Siebenbürgen gedällert (gerädert) wurde, hatte er auf dem Hochgericht gesagt: »Wüsste ich nur einen Mann von Breungeshain, den könnte ich reich machen für immer!«

Alle sieben Jahre soll man in den Gartenbeeten ein blaues Flämmchen sehen. Macht man sich still herzu, so sieht man es auf der Erde liegen wie glühende Kohlen. So begegnete es einmal dem Mädchen des Breungeshainer obersten Müllers, dass es dies Geldfeuerchen leuchten sah. Es wusste von alle dem nichts, und als es die Kohlen betrachtet hatte und gewahr wurde, dass sie gar nicht brannten, nahm sie ein Hölzchen und raffte einen Teil davon in seine Schürze. Gerne hätte es sie alle mitgenommen, allein ein Kopf und ein Paar Hundepfoten kamen aus dem Boden herauf. Davor erschrak es. Seine Schürze verbrannte ihm nicht. Als es nun heimkam und seinen Eltern alles zeigen und erzählen wollte, fielen lauter funkelnagelneue Goldstücke auf den Tisch.

»O«, sagten seine Eltern zu ihm, »was bist du doch für ein dummes Mädchensding. Hättest du alles aufgerafft, so könnten wir jetzt vierspännig fahren.«

Da lief es schnell wieder an den Platz, wo das Feuerchen gebrannt hatte, und suchte und suchte. Es hat nichts wiedergefunden.

Die Eggenzinken

Als Burkhards in den alten Zeiten noch sein Gericht hatte, war auch eine Apotheke im Ort. Später wurde sie abgebrochen und ihr Holz verkauft. Wo sie auf eben dem Platz gestanden hatte, sah ein Mädchen aus dem Dorf eines Abends einen Korb aus der Erde hervorkommen. Der war bis obenhin mit lauter hell glänzenden Eggen zinken angefüllt.

Eine andere Frau ging vorüber, die sah den Korb auch, und beide Weibsleute verfielen alsbald darauf, dass sich damit gewiss Geld angezeigt hätte.

Da eilten sie geschwind wieder zurück, aber es war schon zu spät. Der Korb mit samt dem, was darin war, konnte nirgends wieder gesehen werden.

Der Topf mit Bohnen

Eine Lißberger Frau arbeitete im Feld, auf dem Seeacker. Sie wusste nicht, wie es zuging. Auf einmal stand ein alter Topf vor ihr, der war bis obenhin mit lauter alten verschimmelten Bohnenschalen vollgestopft.

Weil sie das unnütze Ding ärgerte, zerschlug sie den Topf aus Mutwillen mit ihrer Krauthacke. Da kam es ihr aber vor, als klänge es auf dem Boden wie Geld. Sie steckte deshalb ein paar Bohnenschalen in ihre Tasche, um einmal zuzusehen, was es damit gäbe. Als sie heimkam, waren es unterdessen dicke Silberstücke geworden mit uraltem, unbekanntem Gepräge.

»O«, sagte ihre Mutter, »warum hast du den Topf zerschlagen? Laufe flugs hin, vielleicht erhalten, wir noch etwas von dem Schatz.«

Aber das Laufen hätte sie aufstecken können. Der Schatz zeigte sich mit Nichts wieder an.

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