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Ein Ostseepirat Band 1 – Das kleine Boot

Carl Schmeling
Ein Ostseepirat
Historischer Roman
Erster Band
XVIII.

Das kleine Boot

Der Schoner war entladen, die schwedischen Matrosen, welche denselben in den Kolberger Hafen geführt, waren festgenom­men, weil man nichts Besseres mit ihnen anzufangen wusste. Swieten wohnte allein im Schiff und wartete; denn seine Instruk­tionen waren zu Ende.

Es vergingen einige Wochen auf diese Weise.

Da langte ein Kurier von der Armee des Königs in Kolberg an und in seiner Begleitung befand sich Kapitän Jacobson.

Der Oberst von Heyden nahm den kühnen Schiffer gut auf; nächstdem aber fand er in den Depeschen weitere Weisungen für den Kapitän, unter anderen ein eigenhändiges Schreiben des Königs an seine Schwester, die Königin von Schweden.

Der Kommandant setzte den Kapitän von den ihn betreffenden Sachen in Kenntnis und Jacobson erklärte sich sofort bereit, die Aufträge zu übernehmen.

»Aber wie ausführen?«, fragte Heyden.

Jacobson lächelte.

»Ich hoffe doch«, sagte er, »dass sich in der Stadt und Umge­gend ein volles Hundert Männer finden werden, die der See ge­wohnt sind und mit ihnen furchte, ich die ganze schwedische Flotte nicht!«

Man sprach weiter über den Gegenstand und kam zu dem Be­schluss, den Schoner zu armieren und den Versuch zu machen, die Leute zu seiner Bemannung zu finden.

Dies gelang denn auch mit Hilfe Nettelbecks ganz leicht; es fan­den sich sehr bald die nötigen zweihundert und zwei Köpfe; der Oberst von Heyden gab zur Armierung des Schiffes zwei Zwölf- und zehn Sechspfünder her und so war der Merkur in ein Kriegsfahrzeug verwandelt.

Die Arbeiten auf dem Schiff hatte Swieten allein geleitet. Während aber dasselbe ausgerüstet ward, war Jacobson mit ei­nem halben Dutzend Zimmerleute unter einem Werkschuppen tätig.

Was sie dort machten?

Es war am Abend des letzten Tages, der zur Instandsetzung des Schoners gedient hatte und obgleich noch immer nicht zu weit in der Jahreszeit vorgerückt, doch unheimliches Wetter.

Vom Münder Tor der Festung her schritten eilig zwei Männer durch die Pfannschmieden dem Hafen zu. Beide waren in Män­tel gehüllt.

»Wir haben wirklich Glück!«, sagte einer derselben: »Dies Wet­ter darf uns als gute Vorbedeutung gelten, Herr Oberst!«

»Ihr Seeleute habt darin einen eignen Glauben«, meinte der An­geredete, Oberst von Heyden, »mir erscheint es unheimlich ge­nug!«

»Deshalb eben«, antwortete Kapitän Jacobson, sein Begleiter, »ich hoffe der junge Nettelbeck wird es zu benutzen verstehen.«

»Oh daran ist kein Zweifel!«, erwiderte der Oberst, »er hat schon böseres zu benutzen gewusst, aber Sie wollten mir Ihren Plan mitteilen!«

»Er ist einfach genug!«, sagte Jacobson, »der Schoner läuft aus, bindet, wenn es sein muss mit dem Kreuzer an. Hat er über­haupt nur, und das kann nicht fehlen, Aufmerksamkeit erregt, so folge ich in dem Boot. Der Schoner mag nun durchkommen oder wieder zurückgetrieben werden, ich entschlüpfe sicher in der Dunkelheit und mache je nachdem, die weitere Reise in dem Schoner oder in dem Boot.«

»Aber sich in einem Boot der See anzuvertrauen?«, meinte der Oberst.

»Nun Herr Oberst!«, antwortete Jacobson, »im Kriege ist der meistens der Glücklichere, der wagt, und ich wage nicht einmal tollkühn, denn diese finnischen Boote sind sicher.«

»Das kann ich natürlich nicht beurteilen!«, murmelte der Oberst.

Die beiden Männer langten auf der Münde und bei dem Arbeits­schuppen an.

In demselben fanden sie Swieten und zwei andere Männer, alte verwitterte Burschen; es waren zwei Lotsen.

Bei der trüben Laterne, welche den Schuppen erhellte, konnte man das nach Jacobsons Anweisung und finnischen Mustern er­baute Boot erkennen.

Dasselbe war sehr lang und nur so breit, dass in seiner Mitte höchstens zwei Personen nebeneinander sitzen konnten. Vorder- und Hinterteil waren vollkommen gleich und vorn ein halbes Verdeck. Ein Einsatzmast, Sprit- und Focksegel sowie Riemen waren im Boot befestigt, was man sonst zu brauchen gedachte, unter dem Verdeck beigestaut.

Was aber besonders ins Auge fiel, war die Schwäche der Planken und Spanten, aus denen das Fahrzeug gezimmert war.

»Eine reine Nussschale!«, murmelte der Oberst.

»Auch fast so leicht wie eine solche«, sagte der Kapitän.

Jacobson schickte danach die Lotsen fort, den einen, um in dem Schoner zu bleiben, den anderen, um ein paar Matrosen zu holen; beide jedoch eigentlich nur, um sie zu entfernen.

»Herr Oberst«, begann er dann, »ich gestehe Innen jetzt selbst, dass mein Unternehmen nicht gefahrlos ist und ich dabei meinen Untergang finden kann; doch das ist ein Los, welches ich von Kindesbeinen an vor Augen gehabt habe, es ist deshalb nicht von Wichtigkeit. Dagegen liegt mir daran, das Vermächtnis meines Vaters und Großvaters auf jemand zu übertragen, weil ich keinen Sohn habe, der mir folgen könnte. Dieser Holländer hier ist dazu nicht der Mann, so tüchtig er sonst sein mag, auch ist ihm im Grunde mein Zweck gleichgültig. Doch wird er meine Befehle ausführen und diese gehen dahin, Swieten. Nach meinem Tod übergebt Ihr meine fünf Schiffe und mein ganzes Hab und Gut in Anweisungen auf die Banken von London, Amsterdam und Kopenhagen, dem Herrn Oberst von Heyden – und Sie Herr Oberst erfüllen dann meine Bitte. Nach meinem Tod kann ein solches Geschenk auch einen König nicht verletzen.«

»Verlassen Sie sich auf mein Wort«, antwortete der Oberst.

»Gut mein Herr!«, sagte Jacobson.

Das Eintreten des Lotsen, welchem zwei Männer folgten, unterbrach das Gespräch und der Kapitän wies die Matrosen an, das Boot an den Fluss zu tragen.

Zur Verwunderung des Obersten hoben die Männer das Fahr­zeugganz leicht auf und trugen es ohne besondere Anstrengung davon; einige Sekunden später schwamm es bereits auf der leicht wogenden Persante.

Wie die Natur der Sache es erheischte, war das Unternehmen des Kapitäns geheim gehalten. Dennoch hatte man im Publikum davon erfahren und sich trotz der Nacht Zuschauer eingefun­den.

Eine Stunde vor Mitternacht sollte der Schoner in See stechen; als die Zeit da war, warf man mit möglichster Stille und Vorsicht los.

Als das Schiff die Mitte des nur schmalen Flusses gewonnen, breiteten sich die Segel wie Gespenster über dasselbe aus, sie fingen den Wind und zogen; lautlos glitt das Fahrzeug zwischen den Molen entlang. Wie eine lichtere Wolke zeichnete es sich dort noch einen Moment gegen die schwarze Nacht ab und war dann verschwunden. Man hörte nichts als das Rauschen des Windes und das dumpfe Rollen der Wogen. Die auf dem Voll­werk befindlichen Menschen lauschten atemlos.

Eine Viertelstunde verging indessen.

»Jetzt ist auch meine Zeit gekommen!«, sagte Jacobson zu dem Oberst, »also gelingt es jetzt dem Schoner nicht durchzukom­men, so läuft er so oft aus, bis es gelingt. Böda auf Oeland habe ich mit Swieten als den Ort unseres Zusammentreffens verab­redet.«

Der Oberst und der Kapitän schüttelten einander die Hände, und Letzterer sprang leicht in das Boot, in dem sich schon der Lotse, welcher im nötigen Falle die verlangte Reise mitzuma­chen entschlossen war, befand. Gleich darauf glitt das leichte Fahrzeug in die Nacht hinein.

Wie die Natur der Sache es erheischte, war das Unternehmen des Kapitäns geheim gehalten. Dennoch hatte man im Publikum davon erfahren und sich trotz der Nacht Zuschauer eingefunden.

Eine Stunde vor Mitternacht sollte der Schoner in See stechen. Als die Zeit heran war, warf man mit möglichster Stille und Vorsicht los.

Als das Schiff die Mitte des nur schmalen Flusses gewonnen hatte, breiteten sich die Segel wie Gespenster über dasselbe aus, sie fingen den Wind und zogen. Lautlos glitt das Fahrzeug zwischen den Molen entlang. Wie eine lichtere Wolke zeichnete es sich dort noch einen Moment gegen die schwarze Nacht ab und war dann verschwunden. Man hörte nichts als das Rauschen des Windes und das dumpfe Rollen der Wogen. Die auf dem Bollwerk befindlichen Menschen lauschten atemlos.

Eine Viertelstunde verging indessen.

»Jetzt ist auch meine Zeit gekommen!«, sagte Jacobson zu dem Oberst, »also, gelingt es jetzt dem Schoner nicht durchzukommen, so läuft er so oft aus, bis es gelingt. Böda auf Oeland habe ich mit Swieten als den Ort unseres Zusammentreffens verabredet.«

Der Oberst und der Kapitän schüttelten einander die Hände und Letzterer sprang leicht in das Boot, in dem sich schon der Lotse, welcher im nötigen Fall die verlangte Reise mitzumachen entschlossen war, befand. Gleich darauf glitt das leichte Fahrzeug in die Nacht hinein.

Auch nach dessen Entfernung verging eine Viertelstunde wie die vorige; dann jedoch blitzte es plötzlich im Nordwesten auf und ein dumpfer Krach rollte mit Wind und Wogen heran.

Es hatte sich offenbar zwischen dem Schoner und einem oder mehreren der Wachschiffe ein Kampf entfacht, der bis zum Morgen dauerte. Beim Anbruch des Tages kam das Fahrzeug mit vollen Segeln wieder zum Hafen zurück und lief, ohne bedeutenden Verlust gehabt zu haben, ein. Dagegen war von dem Boot keine Spur mehr zu entdecken.

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