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Geisterjäger John Sinclair – Band 1

Jason Dark (Helmut Rellergerd)
Geisterjäger John Sinclair
Band 1
Im Nachtclub der Vampire

Grusel, Heftroman, Bastei, Bergisch Gladbach, 17.01.1978, 66 Seiten, 1,20 DM, Titelbild: Vicente Ballestar

Kurzinhalt:
Wo Soho am finstersten ist, da liegt der Shocking Palace. Wer ihn besucht, den packt das Entsetzen schon am Eingang. Skelette stehen zur Begrüßung bereit. Die Gäste sitzen auf Särgen – zwar bequem, aber originell. Angeblich sind die Särge leer, doch niemand kann seine Hand dafür ins Feuer legen …

Leseprobe

Die drei Barmädchen heißen Lara, Mona und Ginny. Girls wie Filmstars. Schön und fantastisch gewachsen. Tagsüber sind sie völlig normal. Doch um Mitternacht, da zeigen sie ihr wahres Gesicht. Da werden sie zu Blutsaugerinnen. Denn sie sind die wahren Herrinnen im Nachtclub der Vampire.

»Kinder, hier gefällt es mir«, sagte der Mann lachend, »komm, Süße, gib mir noch einen Schluck. Meine Kehle ist so trocken wie die Wüste.« Der Mann kicherte über seinen angeblichen Witz.

Die blondhaarige Mona griff hinter sich ins Regal. Aus der bauchigen Scotch-Flasche schenkte sie das Glas halbvoll. Dann ließ sie es auf den einsamen Gast zu rutschen.

Der Mann hieß Ted Willard. Teddy-Boy hatten ihn die drei Barmiezen gerufen.

Er fand es irre. Das hatte noch niemand zu ihm gesagt. Und seine Frau in Birmingham erst recht nicht. Die meckerte immer nur an ihm herum. Sie war selbst schuld, dass Ted in London hin und wieder einen kleinen Streifzug durch Soho machte.

Die Bar, die er durch Zufall gefunden hatte, lag in einem Hinterhof. »Shocking Palace« nannte sie sich. Ein normaler Sterblicher konnte tatsächlich einen Schock bekommen, wenn er das Lokal betrat.

Die Gäste saßen nicht auf Stühlen, sondern auf Särgen!

Schwarze Totenkisten, deren Deckel mit weißen Schädeln bemalt waren. Die Tische glänzten ebenfalls schwarz, und auf der Getränkekarte hatten die Drinks besondere Namen.

Da stand zum Beispiel Bloody Dracula- oder Frankenstein-Mix – oder Werwolf-Wasser …

Auf jeden Fall hatte sich der Besitzer des Schuppens etwas einfallen lassen. Ted Willard wunderte sich allerdings, dass er der einzige Gast war. Diese Bar war eine Schau. Normalerweise hätte sie zum Bersten voll sein müssen.

Und jetzt hockte er allein vor dem Tresen.

Egal, die drei Miezen würden ihm die Zeit schon versüßen.

Willard war Vertreter für Geschenkartikel. Er hatte die Londoner Filiale besucht und hier neue Instruktionen bekommen. Am nächsten Tag wollte er wieder nach Birmingham fahren.

Willard war kein schöner Mann. Das rote Licht der Bar übergoss seinen fast kahlen Schädel und ließ ihn aussehen wie in Blut getaucht. Die Haare begannen bei Ted Willard im Nacken dort, wo sie bei den meisten schon aufhörten. Sein Gesicht war rund. Es wirkte wie ein Pfannkuchen, in den man drei Löcher für Augen und Mund gebohrt hatte. Die Nase war klein und kaum zu sehen, die Haut über und über mit dicken Sommersprossen bedeckt. Willard wusste, dass er für seine Vergnügungen zahlen musste. Aber das machte ihm nichts aus.

»Du trinkst ja gar nichts, Teddy-Boy«, sagte die Blondine mit dem schönen Namen Mona und beugte sich vor.

Der Ausschnitt des dunklen Kleides klaffte auseinander. Die üppigen Brüste wurden von keinem BH gehalten.

Ted Willard schluckte. Fahrig wischte er sich über die Stirn. Der Anblick heizte ihm ganz schön ein. Verdammt, er konnte sich nicht entscheiden, wen von den dreien…

Da war Mona, die Blonde mit dem Traumkörper und dem Puppengesicht.

Lara hieß die Schwarzhaarige. Ein Girl wie ein Pulverfass. Sechzig Kilo heißes Fleisch, hatte Ted vor wenigen Minuten zu ihr gesagt. Lara hatte nur sinnlich gelacht und sich dabei in den Hüften gewiegt, dass die enge Hose fast aus den Nähten platzte.

Und dann gab es noch Ginny. Das knabenhafte Girl mit den roten Haaren, die zu einer Pagenfrisur zurechtgelegt waren. Ginny hatte die eindrucksvollsten Augen, doch in Bezug auf Sex traute ihr Willard nicht allzu viel zu.

Ted nahm einen kräftigen Schluck. Er stellte das Glas weg und grinste. »Ihr könnt einem ganz schön zusetzen«, sagte er zu der blonden Mona. »Mein lieber Mann.«

Mona spitzte die Lippen. »Du bist doch ein starker Mann, Teddy-Boy.«

Willard lachte glucksend. »Aber drei sind auch für mich zu viel.«

Mona hob die Schultern. »Wer weiß. Lass dich mal überraschen …«

Willard fasste nach ihrem Arm. »Wieso? Habt ihr noch eine Überraschung auf Lager? Komm, erzähl schon.«

Entschieden schüttelte die Barmieze den Kopf. »Nein, mein Bester, ich sage nichts. Um Mitternacht wirst du es selbst erleben.«

Ted Willard trank das Glas leer. »Du machst mich neugierig. Etwa ein gemeinsamer Strip?«

»Vielleicht.«

Willard leckte sich über die Lippen. »Oder mit mir zusammen. Wie man es im Film manchmal sieht?«

Mona lächelte verbindlich. »Kann sein …«

Willard tätschelte ihren Arm. »Spielverderberin«, sagte er und trank sein Glas leer.

Es war warm in der Bar. London stöhnte unter der Sommerhitze. Das Jackett hatte der Vertreter längst ausgezogen. Jetzt lockerte er auch noch seinen Krawattenknoten. »Gib mir noch einen Schluck.«

Mona ließ Whisky aus der Flasche gluckern. Sie war jetzt mit Ted Willard allein in der Bar, denn ihre beiden Kolleginnen hatten sich unauffällig zurückgezogen. Sie würden aber früh genug erscheinen …

Ted Willard drehte sich auf seinem Hocker um. Seine Augen versuchten das Halbdunkel in der Bar zu durchdringen. Was er zu sehen bekam, war nicht gerade berauschend. Zwar originell, aber doch etwas primitiv. Da gab es die Nischen mit den kleinen Tischen und gepolsterten Sesseln. Die Mädchen verschwanden mit ihren Gästen in den Separees. Hier saß man auch nicht auf Särgen. Diese Art von Sitzmöbel war den beiden mittleren Tischen vorbehalten. Über der Eingangstür hing eine angegraute Leinwand. Auf ihr wurden wahrscheinlich harte Pornofilme abgespult. Der Projektor stand neben einem der beiden Stützbalken, ziemlich weit im Hintergrund des Lokals.

Die rote Beleuchtung stammte von nachgemachten künstlichen Kerzen, die an den Wänden hingen. Rechts und links der Leinwand leuchteten zwei Skelette, und wenn man an einem Bändchen zog, bewegten sich die zahnlosen Unterkiefer hin und her.

»Nimm doch einen Schluck«, ermunterte Mona ihren Gast.

Ted Willard trank. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe wirklich nicht, was das alles bedeuten soll«, meinte er. »Diese Bar ist doch irre. Und so etwas versteckt ihr in einem Hinterhof?«

»Kaum zu glauben. Also, ich für meinen Teil hätte mehr aus dem Schuppen gemacht. Ihr müsst das so aufziehen wie eine Geisterbahn auf dem Rummelplatz. Mit schreiend bunten Horrorplakaten. Dann kämen die Gäste in Strömen, und der Whisky würde galonenweise fließen.«

»Vielleicht wollen wir das gar nicht«, sagte Mona geheimnisvoll.

»Das ist doch nicht dein Ernst?«

Mona nickte. »Es ist mein voller Ernst.«

Ted Willard hob die Schultern. »Verstehe ich nicht. Ist ja auch nicht mein Bier. Außerdem«, er begann plötzlich zu grinsen, »finde ich es Klasse, wenn sich jemand um mich allein kümmert. Und wenn es drei Puppen sind, umso besser.«

Ted Willard kicherte. Er rutschte vom Hocker. »Ich werde erst mal irgendwohin gehen«, sagte er.

»Tu das«, erwiderte Mona, »aber bleib nicht zu lange!«

Es war genau sieben Minuten vor Mitternacht, als der Vertreter Ted Willard die Tür der Toilette ansteuerte. Sein Gang war schon leicht schwankend. Ein paarmal musste er sich an der Mauer abstützen. Dann zog er die Toilettentür auf.

Ted Willard blieben sechs Minuten.

Eine Minute vor Mitternacht kam er wieder in die Bar. »Hallo, Girls«, rief er mit Stentorstimme. »Hier bin ich. Bereit zu neuen Schandtaten und heißen Spielchen!«

Nichts. Keine Reaktion.

Ted ging einige Schritte in den Barraum hinein. »He«, rief er, »wo seid ihr? Habt ihr euch versteckt, ihr Zuckerbienen?«

Er bekam keine Antwort.

Ted stellte sich mitten in das Lokal. Er stützte beide Arme in die Hüften. »Also, das ist ein Ding«, sagte er, »die scheinen ja ein besonderes Spielchen mit mir vorzuhaben. Hoffentlich gibt’s auch was zu gewinnen. Vielleicht ‘ne Baggerfahrt durch London.« Ted kicherte. Er war nicht mehr ganz nüchtern.

Mitternacht!

Irgendwo in der Nähe schlug eine Kirchturmuhr. Deutlich hörte Ted die Glockenschläge.

»Geisterstunde«, murmelte er, »uuuaaaahhh …«

Ein rasselndes Geräusch ließ ihn herumfahren. Wie von Geisterhand bewegt, war ein Rollo vor die Eingangstür geknallt.

Wieder das Geräusch.

Teds Kopf zuckte nach links.

Auch das Fenster war jetzt abgesichert.

Und noch einmal fiel ein Rollo nach unten. Diesmal vor dem rechten Fenster.

Die Ausgänge waren versperrt. Ted Willard war eingeschlossen.

Sein leicht umnebeltes Gehirn begriff nicht so ganz, was eigentlich vorgefallen war. Noch glaubte er an einen Scherz.

Noch …

Da vernahm er das dämonische Kichern. Ted fühlte eine Gänsehaut über seinen Rücken rieseln. Plötzlich begann sein Herz rasend schnell zu schlagen. Das Atmen fiel ihm schwer.

Benommen drehte sich Ted Willard um.

Und erlebte den Schock seines Lebens!

Personen

  • Lara, Mona und Ginny – Barmädchen, Untote
  • Ted Teddy-Boy Willard – Vertreter, Besucher des Shocking Palace
  • John Sinclair – Oberinspektor bei Scotland Yard
  • Marina Held – Fremdsprachenkorrespondentin
  • Lionel Sanders – Helens Vater
  • Clara Sanders – Helens Mutter
  • Rocker
  • Zuhälter
  • Taxifahrer
  • Sir Powell – Superintendent bei Scotland Yard
  • Morton Hendricks – Barbesitzer
  • Schlägertypen
  • Bobby
  • Postbote
  • Bargäste
  • Arzt

Orte:

  • London

Quellen:

  • Jason Dark: Geisterjäger John Sinclair. Band 1. Bastei Verlag. Bergisch Gladbach. 17.01.1978
  • Thomas König: Geisterwaldkatalog. Band 1. BoD. Norderstedt. Mai 2000

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