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Der Welt-Detektiv Band 6

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Otto I. besiegt die Magyaren auf dem Lechfeld (955)

Historische Denkwürdigkeiten

Der Bischof von Augsburg reicht am Schlachtfeld dem knieenden König den Leib des Herrn und verrichtet die heilige Messe.

König Arnolf, der vorletzte Karolinger, welcher das tief gesunkene Ansehen des deutschen Reiches auf kurze Zeit wieder erhoben und von den Einfällen der furchtbaren Normannen befreit hatte, geriet nun mit den berühmten oder vielmehr berüchtigten Zwentibold von Mähren in einen Krieg, weil dieser ihm den Gehorsam treulos verweigerte, da doch Arnolf sein Reich mit Böhmen vergrößert hatte.

Um nun diesen stolzen Slaven zu demütigen, rief Arnolf seine Nachbarn, die wilden Magyaren, wider ihn herbei, während er selbst von einer anderen Seite in Böhmen einfiel. Zwentibold erlag auch bald dieser doppelten Macht und sein großes, von ihm selbst gestiftetes Reich zerfiel noch unter ihm.

Nach diesem beendeten Feldzug gingen die Magyaren wieder in ihr Land zurück, fanden aber die böhmischen Gegenden, welche fruchtbar und kultiviert waren, sowie die Pracht und den Reichtum der deutschen Fürsten so anlockend, dass sie große Sehnsucht trugen, einen Raubzug in das eigentliche Ostfrankenreich selbst zu machen.

Zwar wagten sie es nicht, solange Arnolf lebte, diesen Vorsatz auszuführen, bis endlich dieser König im Jahre 899 unvermutet starb und ihm sein erst sechsjähriger Sohn Ludwig das Kind nachfolgte. Als sie davon Kunde erhielten, schickten sie unter dem Vorwand eines Bündnisses mehrere Kundschafter nach Ostfranken, welche nun die für ihr Vorhaben erfreuliche Bemerkung machten, dass das königliche Ansehen im ostfränkischen Reich völlig erloschen und die Großen, unter sich selbst uneinig, in hitzige Fehden verwickelt seien. Diese Schwäche des Staates benutzend, erschienen sie im Jahr 907 zum ersten Mal mit einer großen Macht in Bayern, wo sie das offene Land auf eine furchtbare Weise verheerten, Männer, Frauen und Kinder in eine jammervolle Gefangenschaft fortschleppten.

Ludwig verfiel aus Kummer, sein Reich vor den barbarischen Einfällen aus Mangel hinlänglicher Streitkräfte nicht schützen zu können, in eine Krankheit und starb in einem Alter von achtzehn Jahren.

Nach Ludwigs Tod, mit welchem der Stamm der Karolinger erloschen war, wählten die ostfränkischen Fürsten den Herzog Konrad von Franken zu ihrem König, der dem zerrütteten Reich durch kluge Einrichtungen wieder aufhelfen wollte; allein seine Kämpfe mit Bayern und Sachsen gestatteten ihm seine guten Absichten nur zum Teil, und so benutzten die Magyaren diese inneren Unruhen zu einem neuen Einfall, streiften in verschiedenen Schwärmen bis nach Fulda, ja bis nach Elsass und Lothringen, und hinterließen allenthalben jammervolle Spuren ihres verderblichen Raubzuges.

Eben wollte sich der wackere Konrad gegen diese wilden Feinde mit Kraft rüsten, als er in eine tödliche Krankheit verfiel und im Jahr 919 starb. Bevor er aber sein Leben beschloss, ließ er seinen Bruder zu sich kommen und empfahl ihm in Gegenwart vieler anderer Fürsten und Herren seinen bisherigen Gegner den Herzog Heinrich von Sachsen als den würdigsten Nachfolger im Reich, dem mehrere Chronikschreiber den Beinamen des Vogelstellers oder Finklers gegeben haben, obwohl er den Namen des Großen mit vollem Recht verdient, da er das zerfallene Reich in weniger als zwanzig Jahren zur ersten Macht der Christenheit erhob und den Ostfranken ihren siegreichen Arm wider die Feinde und den alten Ruhm ihrer Tapferkeit wieder gab.

Fünf Jahre nach seiner Krönung machten die Magyaren einen wiederholten Einfall und drangen raubend und mordend bis nach Thüringen. Heinrich war aber noch zu schwach, um diesen ungeheuren Schwarm zu widerstehen, und schloss nach mehreren kleinen, aber zu keiner Entscheidung führenden Gefechten einen neunjährigen Waffenstillstand, in welchem er sich zu einem Tribut verpflichtete, damit die Feinde das Land wieder verließen und einen friedlichen Rückzug nahmen.

Diese Waffenruhe benutzte aber nun Heinrich dazu, dass er das Kriegswesen der Ostfranken verbesserte und mehrere Plätze mit Mauern und festen Burgen befestigen ließ.

Indessen war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Magyaren abgelaufen und bald fanden sich auch die Gesandten ein, um den ferneren Tribut abzufordern. Heinrich hatte sich aber schon vorher der nötigen Hilfe versichert und wies also nun die Anforderungen mit Hohn zurück. Auf diese Weigerung fiel im Jahr 933 ein fürchterlicher Heereszug in Thüringen und Sachsen ein; allein die ostfränkischen Fürsten waren diesmal auf den feindlichen Einfall gefasst und trieben die herumschwärmenden Magyaren allenthalben zurück, bis endlich Heinrich ihre Hauptmacht bei Merseburg an der Saale erreichte und ihnen hier eine so verderbliche Schlacht lieferte, dass nur wenige mehr die Grenzen ihrer Heimat erreichten. Drei Jahre nach diesem Sieg, der den Magyaren für lange Zeit die Lust nahm, ihre räuberischen Einfälle zu wiederholen, starb der tapfere Heinrich. Ihm folgte sein noch größerer Sohn Otto I., auch der Große genannt, welcher die Macht Ostfrankens sowie die kaiserliche Würde zu einer solchen Höhe emporhob, wie sie nur unter Karl dem Großen bestanden hatte. Er stellte die Ruhe in diesem durch endlose Fehden zerrütteten Land wieder her und demütigte die widerspenstigen Fürsten auf eine empfindliche Weise. Eben war er mit Schwaben und Lothringen fertig geworden, als er die Nachricht von einem neuen Einfall der Magyaren in erhielt.

Diese hatten sich nämlich nach Verlauf von zwanzig Jahren vollkommen gerüstet und drangen mit 110.000 Mann in Bayern bis an den Lech gegen Augsburg vor, wo sie stolz auf ihre große Anzahl übermütig äußerten, dass sie diesmal nur der Einsturz des Himmels besiegen könne. Vor Augsburg machten sie Halt, um diese wichtige Stadt, in welche sich Tausende von Landbewohnern mit ihren Habseligkeiten geflüchtet hatten, durch Sturm zu nehmen; allein der Bischof dieser Stadt ermahnte die zaghaften Einwohner zum kräftigsten Widerstand und setzte sich selbst ohne Helm, Schild und Harnisch, bloß im Priestergewand dem ununterbrochenen Pfeilregen der Belagerer aus.

Schon waren die Besorgnisse eingetreten, dass durch die oft wiederholten und wütenden Stürme man endlich doch der feindlichen Übermacht den Platz werde räumen müssen, als die erfreuliche Nachricht kam, dass König Otto mit seinem Heer im Anmarsch sei. Da die Magyaren gleichfalls davon Kunde erhielten, ließen sie nun von ihren wütenden Angriffen auf die Stadt nach und zogen den ostfränkischen Kriegsvölkern in der besten Ordnung entgegen. Ottos Heer war im Verhältnis zu jenem seiner Feinde schwach, da er ein Heer wider die Slaven abgeschickt hatte und von Lothringen der großen Entfernung wegen keine Hilfe erwarten konnte. Er eilte daher nur mit seinen Vasallen in den Kampf und vermehrte seine Schar mit den Schwaben, Bayern und Franken, nebst tausend böhmischen Reitern, die sich bei Wörth einfanden.

Als er die Türme von Augsburg erblickte, kam der Bischof mit den seinen heraus und vereinigte sich mit Ottos Kriegsheer. Der Feind war bereits jenseits des Lechs in Schlachtordnung aufgestellt. Otto beschloss aber, da es bereits Abend geworden war, den Entscheidungskampf bis auf den nächsten Morgen zu verschieben. An diesem Tag ordnete er sein Kriegsvolk in acht Haufen. Die drei ersten bildeten die Bayern unter dem Grafen Eberhard I. von Ebersberg, da Herzog Heinrich in Regensburg krank lag. Dann folgten die Franken, meistens Reiter unter ihrem Herzog Konrad. Den fünften Haufen, aus den edelsten Kampfhelden bestehend, führte der König selbst. Vor ihm flatterte die Reichsfahne, der Erzengel Michael. Die beiden folgenden Züge, aus Schwaben bestehend, ordnete ihr Herzog Burchard III. Die Böhmen sollten aber ihren Tross selbst verteidigen.

Als nun die Magyaren sahen, dass das ostfränkische Heer in Schlachtordnung aufgestellt sei, kamen sie den Angriff zuvor, schwammen voll Ungeduld auf ihren Rossen durch den Lech an das linke Ufer, umringten die Schlachtordnung der Ostfranken und warfen sich mit Ungestüm auf die Böhmen. Diese konnten aber den Pfeilregen nicht lange aushalten und wendeten sich nach Verlust ihres ganzen Gepäcks zur Flucht. Als dies die Magyaren bemerkten, erhöhten sie ihr Ungestüm und warfen sich schnell auf die Schwaben, welche gleichfalls nach einer tapferen Gegenwehr der Übermacht nicht mehr widerstehen konnten und zu weichen anfingen. Als der König diese große Gefahr bemerkte, winkte er dem Herzog Konrad und gab ihm den Befehl mit den seinen vorzudringen und die Schlachtordnung wieder herzustellen. Dieser sprang nun wie ein gereizter Löwe, alles vor sich niederhauend, den Magyaren entgegen, warf sie zurück und befreite alle gefangenen Ostfranken, welche er dem König zuführte.

Am andern Morgen, es war der Festtag des heiligen Laurentius, betete der König inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes überwinden helfe, so wolle er dem heiligen Laurentius ein Bistum in Merseburg stiften. Gleich darauf las der Bischof von Augsburg dem Heer die Messen und reichte dem knieenden Könige den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben hatte, sprach er zu den ostfränkischen Streitern: »Seht um euch! Zahlreich sind die Haufen der Heiden, aber mit uns ist der mächtigste Helfer, Christus mit seinen Scharen. Lasst uns also aushalten und lieber sterben als weichen; doch wozu so viele Worte? Statt der Zunge rede jetzt das Schwert!« Mit diesen Worten schwang er sich schnell auf sein Ross, den Schild am Arm, die heilige Lanze emporhebend und sprengte seinen Mannen voran, worauf sogleich im Glanz der Morgensonne die Schlacht begann.

Unwiderstehlich rückte das ostfränkische Heer gegen die Magyaren voran. Das Morden wurde allgemein und die gegenseitige Wut immer heißer, bis endlich die Magyaren durch das heftige Ungestüm des Gegners zu weichen anfingen. Die Verwirrung unter ihnen wurde bald allgemein, und die weite Ebene von Flüchtenden durchschwärmt. Viele sprangen heulend in den Lech und füllten mit ihren Leichen das blutgefärbte Flussbett, während die Flüchtenden in der fortgesetzten Verfolgung von Ottos Streitern ihren Tod fanden.

So wurde das übermütige Volk durch Einigkeit und Begeisterung vernichtet, und nur wenige entkamen dem heißen Tag.

Von dieser Zeit an wagten sich die Magyaren nicht weiter mehr vor, als bis zu ihrer Grenzfestung, welche auf einem Felsen am rechten Donauufer erbaut, die Eisenburg hieß, späterhin aber in das stattliche Kloster Melk durch den ersten Markgrafen Leopold I. aus dem Haus Babenberg umgestaltet wurde.

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