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Ein Ostseepirat Band 1 – Ein deutliches Zeichen

Carl Schmeling
Ein Ostseepirat
Historischer Roman
Erster Band
XIV.

Ein deutliches Zeichen

Im Herrenhaus von Grieben war die Zeit, welche wir übersprungen hatten, in gewisser Hinsicht ziemlich eintönig verstrichen.

Dennoch gab es zwei Vorfälle, die zu eng mit den folgenden Begebenheiten der Geschichte zusammenhingen, um sie unerwähnt zu lassen.

Herbeigeführt wurden dieselben durch die eben gebotene Situation und obwohl sie nicht gerade schlimm genannt werden konnten, erregten sie doch einige Unruhe.

Wir wissen, dass der alte Klassen beauftragt war, von dem Wrack zu bergen, was noch geborgen werden konnte.

Klassen ging dabei so gewissenhaft zu Werke, wie es einem Mann seines Charakters und Standes zuzutrauen war.

Die Utensilien des Schiffes waren fast noch alle vorhanden, und hatten überhaupt nur wenig gelitten.

Klassen nahm daher Leute an, ließ jene aus dem Wrack an das Land schaffen und danach das Letztere durch Sachverständige besichtigen.

Diese erklärten den Rumpf noch für brauchbar und dass deshalb eine Abbringung desselben vom Strand nötig sei.

Dies war nun allerdings eine Arbeit, zu der dem alten Seemann sowohl Hände als auch Mittel fehlten, weshalb er über den Ausspruch der Sachverständigen zu berichten genötigt war.

Hätte Klassen das Wrack ruhig abbrechen lassen, krähte vielleicht kein Hahn mehr danach, aber sein Bericht machte die Admiralität aufmerksam.

Statt einer Anweisung oder Order für sein Verhalten erschien eines guten Tages eine Kommission, untersuchte das Schiff und verhörte schließlich Klassen sowie den Fähnrich.

Bei diesen Verhören kam so viel heraus, dass man auch noch andere Personen vernahm und wenn diese auch meistens nur vom Hörensagen sprachen, so schien die Kommission doch von einer Pflichtvernachlässigung der Führer des Fahrzeuges die Überzeugung bekommen zu haben.

Kurz, Wardow sowie Klassen wurden verhaftet und als Gefangene nach Stralsund geführt, was namentlich in der Familie des Majors Bedauern hervorrief.

Indessen ging diese Angelegenheit vorüber und würde vergessen worden sein, nachdem das Wrack wirklich wieder flott gemacht und fortgeführt worden war, wenn nicht, ehe es geschehen, Staelswerd wieder zurückgekommen wäre.

Staelswerd hatte in kurzer Zeit die ihm vorgeschriebene Tour zurückgelegt. Günstige Winde hatten ihn im Flug überall hingeführt; er hatte die Häfen wie die Meere visitiert, ohne jedoch eine Spur von dem bezeichneten Schiff gefunden zu haben.

Andererseits hatten auch die überall stationierten Kreuzer nichts von dem Schiff gesehen, was doch geschehen sein musste, wenn dasselbe in einen preußischen Hafen zu gelangen versucht hätte.

Ohne eine Spur von dem Piraten entdeckt zu haben, war er daher zum Reservegeschwader zurückgekehrt, um seine Meldung abzustatten, wonach man ihm die Weisung gab, auf seinen alten Posten zurückzukehren.

Staelswerd wäre nun wohl geneigt gewesen, das Ganze für eine Mystifikation zu halten, jedoch gab es außer anderen Nachweisen über die Existenz des gesuchten Schiffes auch noch die Andeutung Dyks, und dass ein Mann wie dieser nichts falsch gesehen haben werde, musste er unbedingt annehmen.

Das war eine Annahme hinsichtlich Dyks, eine andere aber die, dass er ein Interesse gehabt haben konnte, Staelswerd auf eine falsche Fährte zu bringen, denn bei ruhiger Überlegung schien dem Baron doch manches in dem Benehmen Dyks auffällig zu sein.

Staelswerd hatte seinen Vorgesetzten diesen letzten Verdacht verschwiegen, doch er sprach wiederholt mit Dalström darüber, um dessen Meinung zu erfahren.

Doch Dalström hielt nun einmal Dyk, weil er offenbar ein tüchtiger Seemann war, für einen Ehrenmann und wollte nichts auf denselben kommen lassen.

Dessen ungeachtet war Staelswerd durch das neue Tief nach Stralsund gegangen, um dort womöglich Dyk noch zu treffen.

Er traf so wenig Dyk wie dessen Schiff, welches mit einer Ladung Korn nach Stockholm gegangen sein sollte, ein Umstand, der ebenfalls bei dem gegenwärtigen starken Getreideverbrauch in der Gegend bemerkenswert schien.

Natürlich erfuhr er, dass die Depeschen richtig abgeliefert, aber Dyk ertrunken sein sollte, und ferner, dass Wardow und Klassen sich in Untersuchungshaft befanden.

Staelswerd sprach mit beiden; indessen seine eigentliche Absicht auf Dyk war, durch den mutmaßlichen Tod desselben vereitelt, weshalb er die Sache fallen ließ und seine Station aufsuchte.

Das alte Verhältnis zwischen der Familie Grieben und Staelswerd stellte sich wieder her. Man bedauerte den Tod Dyks, sprach über die mögliche Strafe der Verhafteten, wodurch die alten Vorfälle immer wieder aufgefrischt wurden.

Staelswerd begann inzwischen Clara den Hof zu machen und derselben endlich seine Liebe zu erklären.

Clara wies den Baron ab, soweit es sich ihrerseits tun ließ, doch Staelswerd, der diesen Bescheid nicht für ernstlich gemeint hielt, überdies bei der Mutter bedeutend in Gunst gekommen war, wendete sich endlich mit seinen Anträgen an den Major.

Grieben war ein wenig erstaunt, als er die Wünsche des Barons vernahm. Dennoch wollte er denselben nicht ohne Weiteres abweisen und überließ es der Tochter, die Entscheidung zu treffen.

Clara hatte jedoch bereits entschieden und der Baron erhielt zu seinem nicht geringen Ärger einen unwiderruflichen Abschlag.

Natürlich konnte Staelswerd nach diesem Ereignis nicht gut mehr der Familie nahe bleiben und zog sich zurück.

Aber die Eltern Claras hatten bei dieser Gelegenheit einen Blick in das Herz der Tochter tun können. Es schien beiden, als habe diese bereits gewählt, doch konnte man nicht erraten, wie.

Dies war der zweite Grund, wodurch die Familie einigermaßen beunruhigt wurde. Doch beruhigte man sich wieder, als man merkte, dass Clara blieb, wie sie war. Vater und Mutter glaubten deshalb, sich geirrt zu haben.

Inzwischen bekam Staelswerd abermals Order, die Station zu verlassen. Dies fand wenige Tage vor der beschriebenen Feuersbrunst statt.

Als nun Grieben mit dem so plötzlich zur rechten Zeit angelangten und doch wie vom Tode aufgestandenen Kapitän dem Gut zuschritt, erzählte er gesprächig weiter: »Der Herr ist mir fast zu vornehm; dennoch tat er mir bei seiner letzten Anwesenheit die Ehre an, mich in eine recht unangenehme Lage zu bringen. Er warb kurz vor seinem Abgang um die Hand meiner ältesten Tochter.«

Diesmal fuhr der Kapitän so auf, dass es der Major bemerkte.

»Ja, ja!«, sagte er lebhaft, »wundern Sie sich nur, er tat es, trotzdem wir in der Politik so weit auseinander gehen, und ich … nun, wenn das Mädchen ihm geneigt gewesen wäre, – ein Vater muss da schon Rücksicht nehmen. Doch das Mädchen rettete mich aus der Verlegenheit. Es schlug seine Hand aus!«

»Staelswerd wäre überdies kein Mann für Fräulein Clara!«, murmelte der Kapitän.

»Ganz meine Meinung!«, rief Grieben, »doch sehen Sie, da sind wir ja alle!«

Diesen letzten Ausruf des Majors veranlasste die Erscheinung der drei Damen, die um die hohe Einfriedigung des Gutsgartens, den die Männer bereits erreicht hatten, traten.

»Kinder!«, fuhr er fort, »das Unglück ist nur halb so groß, wie es hätte werden können, und dies ist der Mann, dem wir solche Wendung verdanken. Kennt Ihr ihn wohl noch? Er lebt, trotzdem wir ihn so lange bereits als einen Toten betrauert hatten.«

Ein heftiger Schrei antwortete diesen Worten; es war Clara, die denselben ausgestoßen hatte. Zugleich sank das Mädchen ohnmächtig zusammen. Indessen war Dyk schnell hinzugesprungen und hatte sie in seinen Armen aufgefangen.

Auf die Andeutung des Vaters hatten auch die Schwester und die Mutter Dyk erkannt, nur gaben sie ihre Überraschung in weniger heftiger Weise zu erkennen.

Bei der Ohnmacht Claras erschraken alle heftig. Auch der Major sprang ihr bei. Obwohl sie sich bald erholte, musste sie doch in das Haus geführt werden.

»Mein Gott! Ich glaube, das Mädchen hat Sie für ein Gespenst gehalten!«, sagte der Major beim Eintritt in das Haus zu Dyk.

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