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Der Welt-Detektiv Band 6

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Marc Elsberg – Gier

Marc Elsberg – Gier

In der Welt grassiert eine neue Wirtschaftskrise, bei welcher Millionen von Arbeitsplätzen in Gefahr sind, den Ärmeren noch stärkere Kürzungen der Sozialleistungen drohen und Sparpakete der Staaten folgen werden, um Banken und Unternehmen in Schieflage zu retten. Um den großen Crash zu verhindern, findet ein Wirtschaftsgipfel in Berlin statt, an dem Milliardäre aus aller Herren Ländern, hochrangige Politiker und Unternehmensbosse teilnehmen.

Währenddessen gehen in allen Metropolen der Welt, also auch in Berlin, die Massen auf die Straßen, um immer wieder zu rufen, man solle die Gier, die Spekulationen und den ungezügelten Kapitalismus stoppen und endlich auf die Bedürfnisse der Massen eingehen und für ein einigermaßen lebenswertes Leben und Frieden auf der Welt sorgen.

Als einer der wichtigsten Redner auf dem Weltwirtschaftsgipfel befindet sich der Wirtschaftsnobelpreisträger Herbert Thompson in Berlin. Als er mit seinem Chauffeur und einen Mitarbeiter namens Will Cantor in einem Mietwagen unterwegs ist, wird er von fünf Muskelmännern in einem Range Rover verfolgt, die digital einen Unfall des Mietwagens verursachen, bei dem Thompson und der Fahrer des Wagens ums Leben kommen.

Jan Wutte, seines Zeichens Pfleger und nicht gerade reich, beobachtet den Unfall und ist sehr schnell an der Unglückstelle. Er ruft einen Rettungswagen und stellt fest, dass der Begleiter des Professors, Will Cantor, noch lebt. Er ist gerade noch in der Lage, ihm den Namen eines Mannes und einer Frau und den einer Bar zu nennen, als vier der fünf Insassen des Range Rovers an der Unfallstelle ankommen – der fünfte bleibt im Wagen und wartet – und Jans Kopf gegen die Karosserie des Unfallwagens donnern. Dann stehlen sie eine Aktentasche mit Papieren aus dem Wagen und zünden den Wagen an, nachdem sie den Tank geöffnet und auch Jan mit Benzin benetzt haben. Dieser aber kann sich befreien und fliehen, während der Wagen in Flammen aufgeht und explodiert. Schließlich verfolgen ihn zwei der Männer, aber er entkommt.

Plötzlich ist die Polizei am Ort, und die Verfolger des Pflegers setzen sich ab. Die Polizisten setzten Jan fest und vernehmen ihn. Endlich gerät er in Verdacht, den Unfall verursacht und die Insassen des Mietwagens auf dem Gewissen zu haben. Es gelingt ihm jedoch, wieder zu fliehen, während die Polizei von einer Aktion der Teilnehmer der gerade stattfindenden Demonstration, die sich in der Nähe befinden, abgelenkt ist.

Währenddessen schauen sich die fünf Muskelmänner in ihrem Wagen die Tasche an, die sie aus dem Mietwagen des Professors gestohlen haben. Sie enthält eine Begrüßungsrede des Professors für den Gipfel, ein Manuskript von ihm und Will Cantor und ein mit kleiner, krakeliger Schrift beschriebenes loses A-4-Blatt. Dazu gibt es in der Aktentasche noch einen USB-Stick.

Die Muskelmänner berichten ihrem Auftraggeber per Headset und teilen ihm mit, dass nun nur noch eine Kleinigkeit zu tun ist. Als er fragt, ob er sich Sorgen machen muss, verneinen sie. Sie gehen davon aus, dass sie Jan Wutte leicht erwischen und töten können.

Im vorliegenden Buch wird anhand einer Bauernfabel ein neues Wirtschaftsprinzip dargestellt, das zu einem Paradigmenwechsel, also zum Wechsel von einem veralteten wirtschaftswissenschaftlichen Prinzip zu diesem neuen führen könnte. Genauer gesagt, verdeutlicht die erwähnte Bauernfabel den wirtschaftsmathematischen Beweis für das Prinzip, dass man nicht durch den Wettbewerb um die Märkte, also durch Konkurrenz und Selbstsucht die höchsten Gewinne erzielen kann, sondern durch Kooperation und die Mitnahme der Schwächeren.

Dieser Beweis wurde in den wissenschaftlichen Arbeiten von Ole Peters‘ Gruppe am London Mathematical Laboratory zusammen mit den Nobelpreisträgern Murray Gell-Mann und Ken Arrow erbracht und im vorliegenden Buch fiktiv von zwei wirtschaftswissenschaftlich geübten Personen, mit denen Jan Wutte zusammentrifft, verstanden und den Teilnehmern des Weltwirtschaftsgipfels unterbreitet.

Die Namen der Charaktere im Buch sind natürlich ebenfalls fiktiv, und die enorme Weltwirtschaftskrise, die dort beschrieben wird, sowie die Massendemos in den Metropolen der Welt ebenfalls, aber sowohl die Krise als auch die Demonstrationen deshalb sind für die Zukunft nicht auszuschließen. Einen Vorgeschmack lieferte die Krise im Jahr 2008.

Der Autor stellt in seinem Buch sehr geschickt eine Lösungsmöglichkeit für solche wirtschaftlichen Probleme der Zukunft dar, die die Welt tatsächlich in den Abgrund stoßen könnten, wenn man nicht gegensteuert.

Marc Elsberg liefert die Theorie im Rahmen einer Geschichte, die man getrost einen modernen Wirtschaftsthriller nennen kann und die von Anfang bis Ende äußerst spannend daherkommt. Er zeigt zudem auf, dass zumindest einige Reiche und Mächtige dieser Welt nicht vor Mord und anderen illegalen Machenschaften zurückschrecken, wenn es um die Mehrung ihres Vermögens geht. Andererseits gibt es allerdings auch Milliardäre, die einen großen Teil ihres Vermögens der Allgemeinheit stiften.

Fazit:

Ich habe schon lange nicht mehr über ein Buch so intensiv nachdenken müssen, wie über Mark Elsbergs Gier und wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es heute tatsächlich den mathematischen Beweis dafür, dass man durch Kooperation und Mitnahme des Schwächeren größeren Wohlstand erwirtschaften kann, als durch Konkurrenz, Wettbewerb und bloßen Egoismus.

Wir alle können deshalb hoffen, dass die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich in näherer Zukunft hinterfragt und verändert werden könnte, wenn dieser Beweis zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaftstheorie geführt haben sollte.

Marc Elsberg liefert mit Gier einen ausgesprochen spannenden Thriller, der das sonst vielleicht etwas langweilig anmutende Thema Wirtschaftsmathematik sehr anschaulich und lesbar macht. Ich kann das Buch deshalb jedem an Weltpolitik und globalen Wirtschaftszusammenhängen interessierten Leser empfehlen.

Der Autor:

Marc Elsberg, eigentlich Marcus Rafelsberger, ist im Januar 1967 in Wien geboren und wuchs in Niederösterreich auf. Er studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien Industriedesign. Schließlich arbeitete er als Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Hamburg und Wien sowie als Kolumnist der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Er lebt in Wien und arbeitet auch dort. Mit den Büchern Blackout, Zero und Helix schrieb er Bestseller des Genres Science-Thriller. Blackout und Zero bekamen von Bild der Wissenschaft die Auszeichnung als Wissensbuch des Jahres in der Rubrik Unterhaltung.

Aufgrund seines Wissens und seiner Publikationen ist Elsberg ein gefragter Gesprächspartner von Politik und Wirtschaft.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Blanvalet Verlags
  • Foto des Autors. Copyright: Lukas Ilgner. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Blanvalet Verlags.

(ww)

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