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Elbsagen 85

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

87. Glindesmoor

Gegen Ende des 10. Jahrhunderts, als die Normannen wieder einmal die Küsten der Nordsee mit Feuer und Schwert heimsuchten, landeten auch große Scharen dieser kühnen Räuber in der Weser, von wo aus sie die ganze Gegend bis an die Elbe, von Leesum bis zum Land Hadeln, ausplünderten und Männer, Frauen und Kinder, soweit sie sie nicht erschlagen hatten, als Sklaven mit sich fortführten.

Als sie nun ihren weiteren Raubzug auf die Stadt Hamburg richteten, gerieten sie unterwegs in ein Gebiet von weiten Sümpfen, Mooren und wüsten Heiden. Deshalb zwangen sie einen Edelmann aus dieser Gegend, den Herward, ihnen als Wegweiser zu dienen. Der aber hasste die Feinde und sann auf ihre Vernichtung. Darum gab er insgeheim den erzbischöflichen Kriegern in Bremen und in Hamburg Kunde von seinem Vorhaben und führte dann die Normannen auf die Berge, die sich bei der Stadt Harburg längs der Elbe hinziehen. Als die Normannen sich Hamburg gegenübersahen, waren sie froh und gedachten bald hinüberzukommen, um die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, wie es vormals ihre Stammesgenossen getan hatten. Da aber führte sie Herward hinunter in das tiefe Moor- und Sumpfland an der Elbe, das damals Glindesmoor hieß. Sobald die ersten Scharen diesen verderblichen Boden betreten hatten und darin versanken, stürmten von allen Seiten aus den waldigen Bergtälern die Bremer und Hamburger Kriegsleute herbei, und ein furchtbarer Kampf begann. Die Feinde waren zwar an Zahl den Hamburgern und ihren Verbündeten weit überlegen, aber sie fanden dennoch keinen Ausweg, keine Rettung. Wollten sie dem schmählichen Tod in Moor und Sumpf entrinnen, so fielen sie unter den Schwertern und Streitäxten der Sachsen, und so kamen sie alle um, bis auf den letzten Mann.

Herward aber wurde hoch gepriesen und viel geehrt, und man nannte seinen Namen neben dem des Cheruskerfürsten Hermann, der vor alter Zeit in ähnlicher Weise im Teutoburger Wald das Land von den Römern befreit hatte.

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