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Andreas Winkelmann – Der Fahrer

Andreas Winkelmann – Der Fahrer

Jens Kerner vom 33. Kommissariat wird von seiner Kollegin, Rebecca Oswald, zu einem Hotel gelockt, wo seine Überraschungsgeburtstagsfeier mit über 50 Gästen stattfindet, die Becca, so nennt er seine Kollegin, die im Rollstuhl sitzt, zusammen mit seinem Freund Freddy geplant hat.

Jens ist gar nicht erfreut, dass sein Ehrentag so groß gefeiert wird, und als er dann merkt, dass sogar sein Bruder Karsten eingeladen ist, mit dem er seit seiner Kindheit Ärger hat, will er das Hotel sofort verlassen.

Becca, die sich aufgebrezelt hat und beabsichtigt, gemeinsam mit Jens die Nacht im Hotel zu verbringen und so mit ihm zusammenzukommen – eine Sache, die eigentlich zwischen den beiden schon lange in der Luft liegt – ist völlig verzweifelt, als Jens das Hotel verlässt.

Während all diese Dinge geschehen und die Kollegen und Kolleginnen Jens feiern, wird eine junge Frau namens Krystina Zoller mit ihrem Auto von der Polizei angehalten. Sie hat getrunken und ist ein wenig zu schnell gefahren. Deshalb hat sie Angst, dass sie eine hohe Geldstrafe bekommt, Punkte in Flensburg und Fahrverbot.

Sie ärgert sich, dass sie mit dem Auto unterwegs ist, statt von der Kneipe Flying Dutchman, in der sie arbeitet, mit dem neuen Fahrdienstanbieter MyDriver nach Hause zu fahren, wie an den anderen Abenden, an denen sie etwas getrunken hatte.

Mit all diesen Gedanken im Kopf lenkt sie ihren Wagen an den Straßenrand, nachdem sie die rote Kelle gesehen hat, schaltet das Wahnblinklicht ein und hofft, dieses vorbildliche Verhalten könnte die Beamten milde stimmen.

Sie beobachtet, dass auf dem Beifahrersitz des Zivilfahrzeugs der Polizei eine weibliche Beamtin mit langen blonden Haaren sitzt und vom fahlblauen Licht eines Computers angestrahlt wird. Die Beamtin scheint gerade Krystinas Konto in Flensburg zu überprüfen. Schließlich wird die Fahrertür des Polizeifahrzeugs aufgestoßen, und ein Beamter in Uniform steigt aus.

Bevor Krystina jedoch sein Gesicht erkennen kann, blendet sie der Polizist mit dem kalten Licht einer starken Taschenlampe. Krystina muss den Blick abwenden und eine Hand vor die Augen halten. Dann lässt sie mit der anderen Hand die Scheibe ihrer Fahrerseite herab.

Der große und kräftige Polizist befiehlt ihr, auszusteigen und zu seiner Kollegin zu gehen. Obwohl ihr Bauchgefühl sagt, sie solle im Wagen bleiben, die Scheibe hochfahren und die Tür verriegeln, leistet sie dem scharfen und autoritären Ton des Beamten Folge, öffnet die Tür und steigt aus. Da der Strahl der Taschenlampe sie weiter blendet, erkennt sie nur die Umrisse des Polizisten.

Krystina denkt, dass etwas nicht stimmt, aber der Mann wiederholt erneut den Befehl, sie solle zu seiner Kollegin gehen. So geht sie zur Beifahrerseite des Polizeiautos und will sich für ihre Verfehlungen bei der Beamtin entschuldigen. Dann schaut sie ins Wageninnere und wird im selben Moment vom Aluminiumschaft der Taschenlampe des Fahrers an der Schläfe erwischt.

Sie sackt in sich zusammen, fällt gegen den Streifenwagen und gleitet bäuchlings daran herab. Sie sieht noch einmal in das Gesicht der Polizistin, bis ein zweiter Hieb mit der Taschenlampe dafür sorgt, dass um sie herum alles schwarz wird.

Um 0.24 Uhr geht auf dem 33. Kommissariat am Wiesendamm im Hamburger Stadtteil Eppendorf ein Anruf ein. Ein Mann meldet ein verlassenes Auto, das mit offenstehender Fahrertür an der Otto-Wels-Straße parkt.

 

 

In Andreas Winckelmanns Kriminalroman Der Fahrer geht es um Entführung und anschließenden Mord. Der Protagonist Jens Kerner, zunächst Leiter der Ermittlungen des 33. Kommissariats am Wiesendamm in Hamburg, vermutet in diesem Fall sehr schnell, dass der Täter es darauf abgesehen hat, ihn persönlich zu demütigen und die Polizei als unfähig darzustellen. So kommt er auch auf die Idee, sein Bruder Karsten könnte der Täter sein, denn dieser ist zur Tatzeit in Hamburg und hat seit seiner Kindheit mit ihm einen Streit.

In dieser Zeit waren die beiden Jungen abends allein zu Hause, und Karsten versuchte, seinen großen Bruder zu zwingen, die Sendung im Fernsehen anzustellen, die er sehen wollte. Dabei tat er so, als werde er sich im Bad erhängen, wenn er seinen Willen nicht bekäme.

Im Zuge der Ermittlungen geht Jens seinen Bruder körperlich an, sodass seine Chefin, Kriminalrätin Mareike Baumgärtner, nichts anderes übrigbleibt, als ihn von dem Fall abzuziehen. Seine Kollegen lassen die Kriminalrätin spüren, dass sie einen Fehler macht, aber zunächst leitet sie die weiteren Ermittlungen selbst, bis sie merkt, dass sie nicht weiterkommt. Von diesem Moment an ist Jens wieder im Team.

Der Autor schildert genau, wie die Polizei in Fällen von Mord und Entführung ermittelt, und seine Darstellung erscheint sehr authentisch. Zudem baut er die Geschichte sehr spannend auf und verrät erst nach und nach die Details der Taten und ihrer Spuren. So ist die Story Der Fahrer auch einer dieser süchtig machenden Romane, die man nicht mehr fortlegen kann, wenn man einmal angefangen hat, sie zu lesen.

Der Hauptcharakter Jens Kerner ist sehr sympathisch dargestellt, wie auch seine Kollegen, allen voran Becca Oswald, die am Ende auch sehr viel zur Lösung des Falles beiträgt. Die Indizien, aus deren logischem Zusammenspiel sich am Ende die Lösung ableitet, sind überzeugend miteinander verwoben, und der Täter ist schließlich nicht der, den man zunächst ins Auge gefasst hat. Man erlebt also als Leser zum Schluss eine Überraschung.

Fazit:

Andreas Winkelmann hat mit Der Fahrer einen Krimi mit Suchtpotential geschrieben. Seine Charaktere sind differenziert dargestellt und die logische Abfolge der Handlung überzeugt. Der Schluss der Geschichte überrascht, und die Spannung wird bis dahin immer mehr gesteigert.

Ich kann diesen Roman jeden Krimileser empfehlen, der gerne spannende, gut aufgebaute Krimis mit sympathischen Ermittlern konsumiert.

Der Autor:

Andreas Winkelmann wurde im Dezember 1968 in Niedersachsen geboren. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Frank Kodiak und Hendrik Winter. Bereits als Schüler unternahm er erste Schreibversuche und studierte nach seinem Schulabschluss Sportwissenschaften. Nach Jahren als Soldat arbeitete er als Sportlehrer, Versicherungskaufmann, Redakteur und Taxifahrer.

Seit dem Erscheinen seines Debütromans Der Gesang des Scherenschleifers 2007 veröffentlichte er eine Reihe weiterer erfolgreicher Thriller und zählt heute zu den bekanntesten Thrillerautoren Deutschlands. Mit Die Lieferung erreichte er 2019 erstmals Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste Taschenbuch.

Seit Mai 2020 sendet er gemeinsam mit Arno Strobel den Podcast 2 Verbrecher.

Er ist seit 1993 verheiratet und lebt mit seiner Familie nahe der Stadt Bremen. Außerdem ist er ein Liebhaber von Outdoor-Aktivitäten.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Rowohlt Verlag GmbH.
  • Foto des Autors. Copyright: Gregor Middendorf. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Rowohlt Verlag GmbH.

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