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Oberhessisches Sagenbuch Teil 75

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Im Wahlebachsgrund

zwischen Nieder-Ohmen und Merlau hat es immer gespukt. Es wandert dort ein eisgraues Männchen in altmodischer Kleidung mit kurzen Hosen und Schnallenschuhen, das kann nicht zur Ruhe kommen, weil es bei Leibes Leben aus Gewinnsucht die Grenzsteine verrückt hatte. Bei sehr später Tageszeit mähte ein Mann aus Nieder-Ohmen noch eine Last Gras dort, da stand auf einmal das unheimliche Wahlebachsmännchen vor ihm und bat ihn flehentlich: »Reiche mir doch deine Hand!«

Der aber hatte einen Schirkel (Schauer) an diesem Ansinnen und streckte ihm statt der Hand seinen Sensenwurf entgegen. Augenblicks ging dieser lichterloh in Flammen auf. Das getäuschte Männchen aber war verschwunden.

Der Fuhrmann und die Leuchte

Ein Fuhrmann hatte schwer geladen, und verfehlte in einer Nacht, da es dunkel war wie in einer Kuh, den rechten Weg. Auch brach ihm ein Rad an seinem Wagen. In seiner Herzensangst wendete er sich an unseren Herrgott und rief ihn an um seine Hilfe. Auf einmal kam ein schönes Licht daher geflogen, das hielt bei ihm an und leuchtete ihm so hell, dass er den Schaden besehen und ausbessern konnte. Als dies geschehen war, sprach eine Stimme aus dem Licht: »Komm und reich mir deine Hand dar!«

Der Fuhrmann aber merkte Unrat und reichte statt derselben nur seinen Geiselstecken hin. Siehe da, nun erlosch das Licht. Als er sich aber den Geiselstecken betrachtete, war er, soweit er hingereicht war, ganz verkohlt und verbrannt. Meine ich denn, der machte, dass er heim kam! Mit den feurigen Männern ist nicht zu spaßen.

Unter der Naxburg

Unter der Naxburg, einem waldigen Kegel, worauf ehedem ein Ritterschloss gestanden hatte, kreuzen sich vier Wege der nächstgelegenen Orte Freiensteinau, Ober- und Niedermoos und Gunzenau. Der Platz ist sehr verrufen und Gespenster gehen dort um.

Ein Pfarrer, der am Morgen des Himmelfahrtstages daher ritt, um in Niedermoos das Heilige Abendmahl zu reichen, sah zwei schwarze Männer nebeneinander in ganz altmodischer, unbekannter Tracht vor sich auf und ab wandeln, welche, als er auf sie zutritt, eilig quer über den Weg huschten und in Luft zerflossen.

Wieder einem anderen begegnete es, dass, als er im Herbst bei der Dämmerzeit auf denselben Pfad kam, er sich plötzlich in einem Haufen reisiger Knechte zu Fuß und zu Ross befand, welche neben ihm laut riefen und sangen, während ihre Helme glänzten und ihre Schwerter und Partisanen an den Hüften klirrten. Er rief sie im Namen Gottes an, da verschwanden sie im Berg.

Ein Dritter ging auch zur Nachtzeit den Weg. Da hüpfte immer vor, hinter und neben ihm ein Lichtchen her, dass ihm das Ding bedenklich vorkam. Er fragte deshalb: »Wer bist du?«

Da antwortete es aus dem Lichtchen mit Menschenstimme: »Ein Kind des Lichts.«

»Bist du ein Kind des Lichtes«, sprach der ehrwürdige Herr, »warum wandelst du in Finsternis?«

Auf diese Frage tat es einen lauten, schmerzlichen Seufzer, und das Licht war im Augenblick erloschen.

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