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Katharina Seck – Die letzte Dichterin

Katharina Seck – Die letzte Dichterin

Minna Fabelreich, Dichterin und ehemals aus gutem, will heißen reichem Hause, hat mit ihrer Vergangenheit und ihren Eltern gebrochen. Sie zieht als verarmte Dichterin durch ihre Heimat Phantopien, das heißt, sie wandert zu Fuß durch das Land und macht in manchen Dörfern Halt.

Dort bittet sie Wirte von Gaststätten darum, in ihren Etablissements Geschichten vortragen zu dürfen und hofft dafür auf einige Bronzekugeln als Lohn, ein Essen und Logis für die Nacht.

Da die Künste, also Malerei, Musik, Schriftstellerei und Theater den Bewohnern von Phantopien nicht mehr viel gelten, muss sie froh sein, wenn man ihr überhaupt erlaubt, in Gastwirtschaften aufzutreten, und ihr Lohn ist kaum genug zum Leben.

Als Minna wieder einmal durch den Nymphorawald wandert, ist erneut das Dorf Querfeld ihr Ziel, in welchem es eine kleine Schenke gibt, wo sie auftreten möchte. Während sie Wasser aus dem Brunnen des Dorfes schöpft, denkt sie über den Jammer ihrer Zeit nach.

Einst war Phantopien berühmt, reich, mächtig und voller Magie. Dann aber begannen die Bewohner, die Künste zu verachten, und die Magie verschwand aus dem Land. Diese konnte nur sterben, weil die Künste vor ihr starben, und das Land verlor seinen Ruhm, seinen Reichtum und seine Macht. Dieses Dilemma aber haben die Bewohner des Landes nicht verstanden, und Minna möchte sie am liebsten schütteln, damit sie es begreifen.

Endlich geht Minna zur Schenke und überredet den Wirt, dort auftreten zu dürfen, was schwierig ist, denn sie ist in dieser Woche schon die zweite Künstlerin, die um einen Auftritt bittet. Schließlich lässt er sich überreden, und Minna tritt am Abend in der Schenke auf.

In diesem Lokal, das bei ihrer Vorstellung gut gefüllt ist, befinden sich auch der Schatzsucher Finn Minengräber und seine Begleiter, sein Onkel und andere böse Buben. Diese begleiten ihn im Auftrag seines Vaters Freyd und sollen ihn zum Schatzsucher ausbilden, was ihm aber gar nicht gefällt, weil sie ihn ständig schlagen und maßregeln. Sein einziger Freund ist die Elster Schwarzklaue, die er einst rettete, weshalb sie bei ihm blieb.

Minna trägt eine Geschichte vor, die sie selbst geschrieben hat und in ihrem Buch voller selbstgeschriebener Geschichten bei sich führt. Der Erfolg des Vortrags ist überwältigend. Das Publikum ist begeistert. Im anschließenden Tohuwabohu stiehlt ihr Finn das Buch. Dadurch, dass er diesen Schatz stiehlt, ist er die anderen Männer los und fortan frei, denn sie müssen ihn freilassen, wenn er einen Schatz findet.

Minna aber bemerkt in der Schenke sehr schnell, dass man ihr Buch gestohlen hat. Einige starke Männer helfen ihr, Finn zu stellen, und dieser muss ihr ihren Schatz zurückgeben.

Aber es ist in der Schenke noch etwas anderes passiert. Minna hat von einem unbekannten feinen Herrn nach ihrem Vortrag die Einladung bekommen, in Fernab, der Hauptstadt des Landes, die man nur mit einer solchen Einladung betreten darf, an einem Dichterwettstreit teilzunehmen.

Sie traut sich allein kaum zu, Fernab zu finden, und Finn, der sich bei ihr für den Diebstahl entschuldigt, bietet ihr an, sie zu begleiten. Sie brechen auf zum wohl größten Abenteuer in ihrem Leben.

 

Mit Die letzte Dichterin hat Katharina Seck ein Fantasy-Epos geschaffen, das nicht nur Tiefgang bezüglich der Philosophie der Künste besitzt, sondern auch am Ende eine Spannung hat, die kaum eine andere Geschichte aufweisen kann. Die Künste werden in dieser Story als ein besonderer Wert des Lebens der Menschen dargestellt, der das Leben derer, die sie beherrschen, aber auch derer, die sie bestaunen, konsumieren, ja, genießen dürfen, unendlich reicher macht.

Der Roman von Katharina Seck kann also als Hommage an Kunst und Künstler gelten, die eindringlicher nicht hätte ausfallen können. Ihre Erläuterung des Wesens der Kunst, in diesem Fall vor allem der Dichtkunst, ist dabei so realistisch, dass jede und jeder, der sich auf diesem Gebiet einmal selbst versucht hat, sich in ihrer Beschreibung wiederfinden dürfte.

Der Gedanke, dass jemand einem talentierten Künstler seine Kunst gewaltsam entziehen könnte, ist dabei so ein Albtraum, dass man sich, sei man nun selbst Künstler oder auch nur Kunstgenießer, durchaus vorstellen kann, dass ein Kunstschaffender daran tatsächlich zugrunde gehen kann, oder doch zumindest als Wrack zurückbleibt.

Trotz aller furchtbaren Dinge, die in der Hauptstadt Phantopiens geschehen, gibt es am Ende wenigstens ein halbes Happy End, das den Leser befriedigen soll und diesen Zweck auch einigermaßen erfüllt.

Fazit:
Die Autorin hat mit ihrem Roman Die letzte Dichterin ein tiefschürfendes, nahezu philosophisch anmutendes Buch über Kunst und Künstler geschaffen, das zudem sehr spannend ist. Das Ende dieses Werkes ist dann nur ein halb positives, denn es geschieht so viel Schlimmes, dass die Charaktere alle einen gewissen Schaden erleiden.

Ich möchte die Geschichte von Katharina Seck allen Künstlern und Kunstinteressierten empfehlen, die gerne eine philosophisch fundierte, spannende und ideenreiche Fantasy-Geschichte über Kunst, Künstler und ihre Totengräber lesen wollen.

Die Autorin:

Katharina Seck ist im Juni 1987 in Hachenburg in Rheinland-Pfalz geboren. Sie lebt im Westerwald, wo sie auch aufwuchs und ein privates Gymnasium besuchte. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin arbeitet sie bei der Verbandsgemeindeverwaltung.

2017 erschien ihr Debüt-Roman Die silberne Königin, wofür sie den Phantastik-Literaturpreis Seraph in der Kategorie Bestes Buch bekam.

Sie ist Mitglied des Phantastik Autoren Netzwerks (PAN).

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Bastei Lübbe AG.
  • Foto der Autorin. Copyright: Katharina Ke Fotografie. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Bastei Lübbe AG.

(ww)