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Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben Teil 4

Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben
als des Blitz-, Spiegel-, Nestel-, Knöpfle-Schwab, Seehaases, Gelbfüßler und Allgäuer.

George Jaquet’s Verlagsbuchhandlung. Augsburg, 1855.

Der allzeit sauft und allzeit schlemmt,
behalt zuletzt nicht ein gutes Hemd!

Abenteuer von den sieben Schwaben

Sie zogen nun gen Memmingen zum Spiegelschwaben, der also hieß, weil er die Nase immer mit dem Vorderärmel abwischte, wodurch sich auf Letzterem ein glänzender Spiegel ansetzte.

Diesen sprach der Seehas nun auch um Rat und Tat an zu Hilfe wider jenes schreckliche Untier in dem großen Wald am Bodensee, das »so groß sei wie ein Kamel, mit Augen wie Mühlsteine …«

Der Spiegelschwab meinte: Mit Rat könne er wohl dienen, mit der Tat sehe es aber sehr schlecht aus, denn er könne sein eigenes Weib nicht bändigen, die freilich gleich einer Memminger Zwiebel neun Häute habe. Er wisse aber einen, der es mit dem Teufel selbst aufnehme und das sei der Allgäuer!

Zu diesem begab sich nun die ganze Gesellschaft und der Seehas erzählte von dem grimmigen Tier, welches so groß sei wie ein Haus und Augen habe wie Mühlräder, die im Umdrehen Feuer von sich sprühten.

»By Gott!«, sprach der Allgäuer, »es wird halt denn erst nur ein Vieh sein und der Mensch ist mit Gottes Hilfe stärker denn alles Getier auf Erden.«

»Ja«, sprach der Seehas, »und Gott verlässt keinen ehrlichen Schwaben!«

Durch solche Reden wurden auch die anderen ermutigt und alle Sieben gelobten sich mit Handschlag Treue in Not und Tod.

Weil aber zu selber Zeit im ganzen Reich das Sprüchlein im Schwange ging:

Augsburger Pracht,
Venediger Macht,
Nürnberger Witz,
Straßburger Geschütz,
Ulmer Geld,
beherrscht die ganze Welt;

so zogen sie selb sieben gen Augsburg, um sich da selbst recht prachtvoll mit Wehr und Waffen zu versehen. Sie gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister, der sie in seine Waffenkammer führte, um sich Spieße oder anderes auszuwählen.

»By Gott!«, sagte der Allgäuer, »sind das auch Spieße? So einer wäre mir just recht zu einem Zahnstocher. Meister, nehmt für mich nur gleich einen Wiesbaum von sieben Mannslängen.«

»Potz Blitz!«, sagte der Blitzschwab, »Allgäuer! Progle nur nicht allzu sehr.«

Der Allgäuer sah ihn an, wie ein grimmiger Hag[1] einen roten Lappen.«

Da sattelte der Blitzschwab augenblicklich in demütige Worte um: »Hascht eigentlich recht, Männle! Du meinscht wie wir alle Sieben für einen Mann, soll auch ein Spieß für alle sieben Mann stehen.«

Der Allgäuer verstand ihn nicht, deshalb sagte er Ja. Und so war es den Übrigen auch recht. Also wurde ein Spieß von sieben Mannslängen bestellt und in einer Stunde fertig.

Ehe sie aber die Werkstätte verließen, kaufte sich jeder noch etwas für seinen besonderen Gebrauch: so der Knöpfleschwab einen Bratspieß; der Allgäuer eine Sturmhaube mit einer Geierfeder darauf, von der man ihm weiß gemacht hatte, sie sei aus dem Adlerhorst bei Obersdorf; der Gelbfüßler Sporen an seine Stiefel, denn sie sind nicht nur brauchbar zum Reiten, sondern auch zum Hinten ausschlagen; der Seehas einen Harnisch und der Spiegelschwab ein Barbierbecken, das er sich auf den Hintern band, damit dieser auf der Flucht gefährdete Teil geschützt sei, wenn ihm etwa das Herz in die Hosen fiele.

[1] Stier