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Der Welt-Detektiv Band 6

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Ein Lykanthrop tötet vier Kinder und isst Menschenfleisch …

Ein Lykanthrop tötet vier Kinder und isst Menschenfleisch. Ein Parlamentserlass erlaubt den Bauern, auf die Werwölfe Jagd zu machen. Garnier, genannt der Eremit von St. Bonnot, wird verbrannt. (1574)
Aus: Der Wahnsinn in den vier letzten Jahrhunderten. Nach dem Französischen des Calmeil. Bearbeitet von Dr. Rudolf Leubuscher. Halle. 1848

Gegen das Ende des Herbstes 1573 wurden die Bauern in der Umgegend von Doles durch einen Parlamentserlass autorisiert, auf die Werwölfe Jagd zu machen.

Dieses Aktenstück lautet: In den Territorien von Espagny, Salvange, Courchapon und den umliegenden Orten ist, wie man sagt, seit einigen Tagen ein Werwolf gesehen worden, der heimlich schon mehrere Kinder geraubt und getötet haben soll, und der auch Reiter angefallen hat, die ihm nur mit Mühe entgehen konnten. Da der Gerichtshof wünscht, größeres Unheil zu verhüten, so erlaubt er den Insassen und Bewohnern der genannten und anderen Orte, im Gegensatz zu den Edikten über die Jagd, dass sie zusammenkommen können mit Spießen, Hellebarden, Piken, Armbrüsten, Stöcken, und den besagten Werwolf jagen und verfolgen an allen Orten, wo sie ihn finden könnten, ihn binden und töten ohne Strafe und Ahndung … Gegeben im Rat des besagten Gerichtshofes den 13. September 1 573.

Einige Monate später verurteilte das Parlament Gilles Garnier, genannt den Eremiten von St. Bonnot, zum Feuertod. Das Urteil stützt und begründet sich durch folgende Angaben:

Der Angeklagte habe bald nach dem letzten Tag des Festes des heil. Michael unter der Gestalt eines Werwolfes, ungefähr eine Viertelstunde von der Stadt entfernt, in dem Ort Gorge, einem Weinberg, zu Chastenoy gehörig, ein kleines Mädchen von 10 oder 12 Jahren mit seinen scheinbar in Tatzen verwandelten Händen und mit den Zähnen getötet, habe sie dann bis zu dem Gehölz geschleppt, entkleidet, das Fleisch von ihren Schenkeln und Armen abgenagt und seiner Frau Appoline noch davon mitgebracht; er habe bald nach dem Allerheiligenfest ebenfalls als Werwolf nahe an der Wiese de la Pouppe auf dem Territorium von Athume und Chastenoy ein anderes Mädchen ergriffen und ihr mit seinen Händen und Zähnen fünf Wunden beigebracht, mit der Absicht, sie zu verzehren, woran er indessen durch das Dazukommen von drei Personen gehindert wurde, was er mehrmals offen eingestanden hat; ungefähr 14 Tage nach dem Allerheiligenfest habe er ebenfalls als Werwolf ein anderes männliches Kind zwischen Gredisans und Menoté in einem Weinberg erdrosselt und das Fleisch der Schenkel, Arme und des Bauches verzehrt, nachdem er noch ein Bein von dem Schenkel gänzlich losgetrennt hatte; endlich habe er am Freitag vor dem letzten Bartholomäusfest einen Knaben von zwölf bis dreizehn Jahren unter einem großen Birnbaum nahe bei dem Gehölz des Dorfes Perrouze ergriffen, in das Gehölz geschleppt und ihn ebenso wie die anderen getötet. Es kamen Leute herbei und hinderten ihn, den Körper zu verzehren. Das Kind war schon tot, er selbst erschien schon als Mensch und nicht mehr als Werwolf. Nach seinen wiederholten Zugeständnissen ist er zum Feuertod verurteilt worden.

Es ist wahrscheinlich, dass Garnier wirklich mehrere Kinder getötet habe, doch begründet die Tatsache des Mordes noch nicht die Rechtmäßigkeit des Todesurteils, denn auch die Strafgesetze jener Zeit wollen keinen Wahnsinnigen bestrafen; und ein Unglücklicher, der auf allen vieren durch die Felder streifte, sich in einen Wolf verwandelt glaubte, wie ein Tier auf seine Beute stürzte und dabei so unüberlegt, dass er in seinen Paroxysmen sich selbst an Reiter wagte, der dann dieses Fleisch seiner Schlachtopfer gierig verzehrte, kann nur als ein Wahnsinniger betrachtet werden.