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Deutsche Märchen und Sagen 87

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

109. Feindschaft auch nach dem Tode

Zwei Familien von Bauern im Kölner Bistum lebten in tödlicher Feindschaft. Sie hatten jede einen stolzen und übermütigen Bauer an der Spitze. Diese stifteten stets neue Feindseligkeiten und gaben Anlass zu immer erneuten Kämpfen, hatten gar ihre Lust und Freude daran und wollten nie in Friedensunterhandlungen einwilligen. Es geschah aber durch Fügung Gottes, dass diese beiden an einem Tag starben. Da sie in ein und derselben Pfarre wohnten, in Neukirchen nämlich, so wurden sie in ein und demselben Grab beerdigt. Doch da sah man etwas Unerhörtes und ganz Wunderbares. Unter den Augen aller Zuschauer nämlich wandten sich die beiden den Rücken zu und stießen dabei einander so mit den Köpfen und Füßen und mit den Rücken selbst, als wären es zwei ungebändigte Füllen gewesen. Da zog man den einen aus dem Grab und begrub ihn an einem anderen Orte. Dieser Streit aber war Ursache, dass sich die beiden Familien aussöhnten.