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Deutsche Märchen und Sagen 75

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

82. Nix zu Gent

Hinter dem alten Abteigebäude von Sankt Peter zu Gent liegt eine Brücke, auf der sich ehedem häufig ein Nix sehen ließ. Er stand gewöhnlich mitten auf der Brücke und wartete, bis jemand kam, der auf die andere Seite wollte. Setzte der nun eben den Fuß auf die Brücke, dann warf sich der Nix ins Wasser. Mitleidige Menschen meinten oft, es sei jemand, der sich ersäufen wolle, und sprangen nach, wurden dann aber vom Nix gepackt und unter Wasser gezogen, sodass sie jämmerlich ertranken. Nur einer Frau wollte er wohl. Wenn er die aus der Ferne kommen sah, lief er ihr entgegen und geleitete sie nach Hause, trug ihr auch, was sie zu tragen hatte, und bewies sich auf alle Weise ihr gegenüber freundlich.

83. Der Nix zu Nienpoort

Zu Nienpoort hat sich zu allen Zeiten ein Nix aufgehalten. Ehedem ließ man sich häufig mit ihm in dies Gespräch ein. Man rief nämlich:

Wecke, Wecke, Wecke!
Hoe waeit de wind?
In myn necke.
Hoe staeje?
Met myn gat naer de Kaeije.

Wecke, Wecke, Wecke!
Wie weht der Wind?
In meinen Nacken.
Wie stehst du?
Mit meinem Rücken zum Ufer.

Der Nix betrog die Fischer aber häufig, spielte ihnen Streiche und lachte sie dann derb aus. Darum fügen sie nun stets zu:

Sta op in gods name!

Steh auf in Gottes Namen!