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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Hexen von Forres – Kapitel 3

Die Hexen von Forres
Oder: Der unglückliche König Stuart Robert III. und seine Söhne
Eine wahre Schauergeschichte aus alter Zeit
Drittes Kapitel

Der Meuchelmörder

Macbeth konnte von nun an keine Ruhe mehr finden. Der Schlaf floh seine Augen, als er, in seinem Schloss angekommen, sich auf das Lager warf. Unruhig wälzte er sich auf demselben hin und her, immer vermeinend, wann der Sturm an die Fenster schlug, die Hexen von Forres wieder zu hören, wie sie riefen: »Macbeth, Macbeth, du sollst Schottlands Krone tragen!«

Der leidige Teufel des Ehrgeizes und der Ruhmsucht war ihm bereits ins Herz und Gehirn gefahren. Was er früher nie zu denken gewagt hatte, das rief ihm immer und immer wieder der Satan ins Ohr.

»Auf, Macbeth, zaudre nicht, du sollst Schottlands König werden!«

König von Schottland wollte er gerne werden, koste es, was es wolle. Aber wie?

Auf dem Thron saß Dunkan, einer der edelsten und besten Könige, welche das Land je regiert hatten; und seine Söhne, welche nach ihm den Thron besteigen sollten, waren wohl ihres Vaters würdig. Wer hätte sich wohl hergegeben, den vielgeliebten Dunkan vom Thron zu stoßen. Nein, der verräterische Macbeth wusste sicherere Wege. Er ermordete seinen König im Schlafgemach und wusste geschickt die Blutschuld den königlichen Prinzen zur Last zu legen. Diese aber fürchteten, dasselbe Schicksal wie der Vater zu erfahren und flohen eilig aus dem Land. Acht Tage darauf wurde der königsmörderische Wicht zum Herrscher von Schottland erwählt. Er konnte nun zufrieden sein. Wonach er verlangt hatte, das hatte er erreicht. Die Hexen von Forres hatten wahr gesprochen. Doch der Mensch wird nie zufrieden, solange er lebt, am allerwenigsten aber der Sünder, und wenn er alle Kronen der Erde auf seinem Haupt trüge.

Die Hexen hatten auch seinem Mitgeneral, Banquo, eine Weissagung gegeben, dass seine Nachkommen Schottlands Könige werden sollten. Und warum sollte nicht diesem in gleicher Weise die Prophezeiung in Erfüllung gehen, wie ihm selbst. Und wenn, mussten ihn nicht diese Nachkommen dann vom Thron stürzen oder ermorden, wie er selbst es seinem guten König Dunkan getan hatte? Und zudem, um wie viel glücklicher hatten sie nicht dem Banquo geweissagt als ihm? Seine Nachkommen sollten durch Jahrhunderte die Königskrone tragen und Banquo als Ahnen und Stammvater preisen und er selbst habe nicht einen einzigen Sohn, welchem er das Reich hinterlassen könnte.

So brütete Macbeth vor sich hin und konnte nie recht froh werden, weil der Teufel des Neides und der Eifersucht ihm jede Freude verbitterte. Ein Verbrechen folgt dem anderen auf der Ferse, sagt das Sprichwort, und Macbeth hat es auch zur Genüge bewahrheitet.

Wie seinen König und Herrn, so wollte er nun auch Banquo, seinen getreuen Freund und dessen Sohn unter die Erde senden, um sich seines Lebens einmal so recht in aller Sicherheit freuen zu können. Es wurde ihm nicht schwer, Meuchelmörder unter denen zu finden, welche Banquo nicht hold waren. Und wer hätte nicht seine Feinde?

Banquo fiel bei einem nächtlichen Ritt unter den wuchtigen Streichen der gedungenen Mörder, indem er stürzend vom Pferd die Worte ausrief: »Macbeth, Macbeth, du hast falsch gespielt!«

Aber der Mensch denkt und Gott lenkt. Was half es Macbeth nun, den besten Freund ermordet zu wissen? Banquos Sohn entkam glücklich nach England und die Prophezeiung der Hexen von Forres konnte demnach in Erfüllung gehen. Er pflanzte auch das Geschlecht seines Vaters fort und wurde so der Ahnherr und Stammvater des Königsgeschlechtes der Stuarts, wohl des unglücklichsten Königshauses, das je die Erde getragen hat. Es war, als klebte ein gewisser Fluch an der Ferse eines jeden Regenten aus diesem Haus, denn kaum dass vier dieser Häupter in einem Zeitraum von 300 Jahren eines natürlichen Todes starben, nachdem ihre Regierungszeit größtenteils unter Blutvergießen und Gräuelszenen verflossen war.

Ihre Geschichte, welche auf den folgenden Blättern erzählt werden soll, wird uns dieses zur Genüge beweisen. In Mord und Blut hatte ihre Geschichte bei dem Ahnherrn ihren Anfang genommen, in Mord und Blut setzte sie sich fort und vollendete sich. Die Hexen von Forres hatten dem Stammvater Königskronen für seine Nachkommen versprochen; um wieviel glücklicher wären sie gewesen mit dem Bauernkittel um die Schultern und dem Pflug in der Hand?