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Die drei Musketiere 58

Alexander Dumas d. Ä.
Die drei Musketiere
7. bis 10. Bändchen
Historischer Roman, aus dem Französischen von August Zoller, Stuttgart 1844, überarbeitet nach der neuen deutschen Rechtschreibung
XXV.

Die Flucht

Myladys Wunde war, wie Lord Winter gedacht hatte, durchaus nicht gefährlich. Sobald sie sich mit der für ihre Bedienung bestimmten Frau allein befand, schlug sie die Augen wieder auf.

Aber man musste Schwäche und Schmerz heucheln. Das war nicht schwierig für eine Schauspielerin wie Mylady. Die arme Frau, welche sich beeilte, sie zu entkleiden, wurde auch dergestalt von ihrer Gefangenen betört, dass sie, trotz der Einwendungen Myladys, auf ihrem Willen, die ganze Nacht bei ihr zu wachen, beharrte.

Aber die Gegenwart dieser Frau hinderte Mylady nicht am Nachdenken. Es blieb kein Zweifel mehr, Felton war überzeugt, Felton gehörte ihr. Wäre ein Engel dem jungen Mann erschienen, um Mylady anzuklagen, er würde ihn in seiner damaligen Gemütsstimmung sicherlich für einen Abgesandten des Teufels gehalten haben.

Mylady lächelte bei diesem Gedanken, denn Felton war von nun an ihre einzige Hoffnung, ihr einziges Rettungsmittel.

Aber in Lord Winter konnte ein Verdacht gegen ihn entstanden sein. Felton konnte nun selbst überwacht werden.

Gegen vier Uhr morgens erschien der Arzt. Doch seit der Zeit, wo Mylady sich den Stich beigebracht hatte, schloss sich die Wunde bereits wieder. Der Arzt konnte also weder ihre Richtung noch ihre Tiefe ermessen. Er erkannte nur an dem Puls der Kranken, dass die Sache von keiner Bedeutung war.

Am Morgen schickte Mylady, unter dem Vorwand, die ganze Nacht nicht geschlafen zu haben und der Ruhe zu bedürfen, die Frau weg, welche bei ihr wachte.

Sie hegte einigermaßen die Hoffnung, Felton werde zur Frühstückstunde erscheinen. Aber er kam nicht.

Hatten sich ihre Befürchtungen verwirklicht? Sollte ihr Felton, von dem Baron beargwöhnt, in dem entscheidenden Augenblick sein Wort nicht halten können? Sie hatte nur noch einen Tag. Lord Winter hatte ihr die Einschiffung auf den 23. angekündigt und man hatte bereits den Morgen des 22. erreicht. Nichtsdestoweniger wartete sie noch geduldig bis zur Stunde des Mittagsmahles. Obwohl sie am Morgen nichts gegessen hatte, wurde doch das Mittagsbrot zur gewöhnlichen Stunde gebracht. Mylady bemerkte mit Schrecken, dass die Uniform der Soldaten, welche sie bewachten, sich verändert hatte. Sie wagte es nun zu fragen, was aus Felton geworden sei?

Man antwortete ihr: Felton sei vor einer Stunde zu Pferde gestiegen und weggeritten.

Sie erkundigte sich, ob sich der Baron immer noch im Schloss befinde. Der Soldat bejahte diese Frage mit der Bemerkung, er habe Befehl erhalten, ihn zu benachrichtigen, wenn ihn die Gefangene zu sprechen wünsche.

Mylady antwortete, sie sei für den Augenblick zu schwach und wünsche nur allein zu bleiben.

Der Soldat trat, das Mittagsbrot zurücklassend, ab.

Felton war entfernt. Die Marinesoldaten hatten sich verändert: Man misstraute also Felton.

Dies war der letzte Schlag für die Gefangene.

Sobald sie sich allein sah, stand sie auf. Das Bett, in welchem sie aus Klugheit, und damit man sie für schwer verwundet halten sollte, geblieben war, brannte sie wie ein glühender Rost. Sie warf einen Blick zur Tür. Der Baron hatte ein Brett vor das Gitter nageln lassen. Ohne Zweifel fürchtete er, es dürste ihr mithilfe dieser Öffnung durch irgendein teuflisches Mittel gelingen, die Wachen zu verführen.

Mylady lächelte vor Freude. Sie konnte sich allen ihren Gemütsbewegungen, ohne beobachtet zu werden, hingeben. Sie durchlief das Zimmer mit der Exaltation einer Wahnsinnigen oder einer in einem eisernen Käfig eingeschlossenen Tigerin. Wäre ihr das Messer geblieben, sie hätte sicherlich daran gedacht, nicht mehr sich selbst, sondern diesmal den Baron zu ermorden.

Um sechs Uhr trat Lord Winter, bis an die Zähne bewaffnet, ein. Dieser Mann, in dem Mylady bis dahin nur einen eleganten, artigen Edelmann gesehen hatte, war ein bewunderungswürdiger Kerkermeister geworden. Er schien alles vorherzusehen, alles zu erraten. Allem zuvorzukommen.

Ein einziger Blick auf Mylady unterrichtete ihn von allem, was in ihrer Seele vorging.

»Gut«, sagte er, »aber Ihr werdet mich heute noch nicht umbringen. Ihr habt keine Waffe mehr und überdies bin ich auch auf meiner Hut. Ihr hattet schon angefangen, meinem armen Felton den Kopf zu verdrehen. Er stand bereits unter Eurem höllischen Einfluss, aber ich will ihn retten; er wird Euch nicht mehr sehen. Alles ist vorbei. Packt Eure Kleidungsstücke zusammen. Morgen reist Ihr ab. Ich hatte die Einschiffung auf den 23. Festgestellt, aber je näher die Sache gerückt wird, desto sicherer ist sie. Morgen Mittag habe ich Euren Verbannungsbefehl, von Buckingham unterzeichnet, in meinen Händen. Sprecht Ihr ein einziges Wort zu irgendjemand, ehe Ihr Euch auf dem Schiff befindet, so schießt Euch mein Sergeant über den Haufen. Dazu hat er Befehl. Sprecht Ihr auf dem Schiff ein Wort zu irgendjemand, ehe es der Kapitän gestattet, so lässt Euch dieser ins Meer werfen, das ist so abgemacht. Auf Wiedersehen! Dies hatte ich Euch heute zu eröffnen. Morgen sehe ich Euch noch einmal, um Abschied zu nehmen.«

Nach diesen Worten entfernte sich der Baron.

Mylady hatte diese ganze drohende Tirade mit einem Lächeln auf den Lippen, aber mit Wut im Herzen, angehört.

Man trug das Abendbrot auf. Mylady fühlte, dass sie der Kräfte bedurfte. Sie wusste nicht, was in dieser Nacht vorgehen konnte, welche drohend herannahte, denn schwere Wolken wälzten sich am Himmel hin und ferne Blitze kündigten einen Sturm an.

Der Sturm brach gegen zehn Uhr abends aus. Mylady fand einen Trost darin, dass die Natur die Verwirrung ihres Herzens teilte. Der Donner rollte in der Luft wie der Zorn in ihrem Herzen. Es war ihr, als brauste der Wind über ihre Stirn, wie über die Bäume hin, deren Zweige er krümmte, deren Blätter er fortriss. Sie heulte wie der Ozean, und ihre Stimme verlor sich in der großen Stimme der Natur, welche ebenfalls zu seufzen und zu verzweifeln schien.

Von Zeit zu Zeit betrachtete sie einen Ring, den sie am Finger trug. Der Kasten dieses Ringes enthielt ein feines, scharfes Gift. Dies war ihre letzte Zuflucht.

Plötzlich hörte sie an ein Fenster klopfen. Bei dem Schimmer eines Blitzes erblickte sie ein männliches Gesicht hinter den Gitterstangen. Sie lief zum Fenster und öffnete es.

»Felton!«, rief sie, »ich bin gerettet!«

»Ja«, sagte Felton, »aber still, still! Ich brauche Zeit, um Eure Stangen zu durchsägen. Nehmt Euch in Acht, dass sie Euch nicht durch das Gitter in der Tür sehen.«

»Oh! Das dient zum Beweis, dass der Herr für uns ist, Felton«, versetzte Mylady, »sie haben das Gitter mit einem Brett verschlossen.«

»So ist es gut! Gott hat sie wahnsinnig gemacht«, sprach Felton.

»Aber was habe ich zu tun?«, fragte Mylady.

»Nichts, nichts, verschließt nur dieses Fenster wieder. Legt Euch schlafen oder legt Euch wenigstens ganz angekleidet in Euer Bett. Sobald ich fertig bin, klopfe ich an die Scheibe. Aber könnt Ihr mir auch folgen?«

»O gewiss!«

»Eure Wunde?«

»Macht mir Schmerzen, hindert mich aber nicht zu gehen.«

»Haltet Euch also auf das erste Zeichen bereit.«

Mylady schloss das Fenster, löschte ihre Lampe aus und kauerte sich, wie ihr Felton empfohlen hatte, in ihr Bett. Inmitten der Klagen des Sturmes hörte sie das Knirschen der Feile an den Stangen und bei dem Schimmer jedes Blitzes gewahrte sie den Schatten Feltons hinter den Scheiben.

Sie verbrachte eine Stunde, ohne zu atmen, keuchend, mit Schweiß auf der Stirn, unter furchtbarer Angst bei jeder Bewegung, die sie auf dem Flur hörte.

Es gibt Stunden, welche ein Jahr dauern.

Nach Verlauf einer Stunde klopfte Felton abermals. Mylady sprang aus ihrem Bett und öffnete. Zwei ausgebrochene Stangen bildeten eine Öffnung, durch welche ein Mensch schlüpfen konnte.

»Seid Ihr bereit?«, fragte Felton.

»Ja. Soll ich etwas mitnehmen?«

»Geld, wenn Ihr habt!«

»Glücklicherweise hat man mir das, was ich besaß, gelassen.«

»Desto besser, denn ich habe das meine aufgebraucht, um eine Barke zu mieten.«

»Nehmt«, sagte Mylady und legte Felton einen Sack Gold in die Hände.

Felton nahm den Sack und warf ihn an den Fuß der Mauer.

»Wollt Ihr nun kommen?«, sprach er.

»Hier bin ich!«

Mylady stieg auf einen Stuhl und schlüpfte mit dem ganzen oberen Teil ihres Körpers durch das Fenster. Sie sah, dass der junge Offizier auf einer Strickleiter über dem Abgrund hing.

Zum ersten Mal erinnerte sie eine Regung von Angst daran, dass sie eine Frau war.

Die gähnende Leere machte ihr Bange.

»Ich dachte es mir«, sagte Felton.

»Es ist nichts«, sprach Mylady, »ich werde mit geschlossenen Augen hinabsteigen.«

»Habt Ihr Vertrauen zu mir?«, sagte Felton.

»Könnt Ihr noch fragen?«

»Reicht mir Eure zwei Hände, kreuzt sie. So ist es gut.«

Felton band ihr die zwei Faustgelenke mit seinem Taschentuch zusammen und umwickelte das Taschentuch mit einem Strick.

»Was macht Ihr?«, fragte Mylady erstaunt.

»Legt Eure Arme um meinen Hals und fürchtet Euch nicht.«

»Aber Ihr werdet durch mich das Gleichgewicht verlieren, und wir stürzen beide hinab.«

»Seid unbesorgt; ich bin ein Seemann!«

Man hatte keine Sekunde, um sich zu besinnen. Mylady legte ihre beiden Arme um Feltons Hals und ließ sich aus dem Fenster gleiten.

Felton fing an die Sprossen langsam, eine nach der anderen, hinabzusteigen. Trotz des Gewichtes der zwei Körper wiegte sie der Orkan in der Luft.

Plötzlich hielt Felton inne.

»Was gibt es?«, fragte Mylady.

»Still!«, sagte Felton, »ich höre Tritte!«

»Wir sind entdeckt!«

Es wurde wieder einen Augenblick still.

»Nein«, sprach Felton, »es ist nichts.«

»Aber was ist denn das für ein Geräusch?«

»Es kommt von der Patrouille, welche auf dem Rundengang geht.«

»Wo ist der Rundengang?«

»Gerade unter uns.«

»Sie wird uns entdecken.«

»Wenn keine Blitze kommen, nicht.«

»Sie wird unten an die Leiter stoßen.«

»Glücklicherweise ist diese um sechs Fuß zu kurz.«

»Mein Gott! Hier kommen sie!«

»Schweigt!«

Alle beide blieben zwanzig Fuß über der Erde unbeweglich und ohne zu atmen auf der Leiter. Während dieser Zeit gingen die Soldaten lachend und plaudernd unter ihnen hin.

Es war für die Flüchtlinge ein furchtbarer Augenblick.

Die Patrouille zog weiter. Man hörte, wie sich das Geräusch ihrer Tritte immer mehr entfernte und das Gemurmel ihrer Stimmen immer schwächer wurde.

»Nun sind wir gerettet«, sprach Felton.

Mylady stieß einen Seufzer aus und wurde ohnmächtig.

Felton fuhr fort, hinabzusteigen. Als er unten an der Leiter angelangt war und keine Stütze mehr für seine Füße fühlte, klammerte er sich mit den Händen an. Als er die letzte Sprosse erreicht hatte, ließ er sich an den Faustgelenken herabhängen und berührte die Erde. Er bückte sich, hob den Goldsack auf und nahm ihn zwischen die Zähne.

Dann nahm er Mylady in seine Arme und entfernte sich rasch, in entgegengesetzter Richtung von der, welche die Patrouille eingeschlagen hatte. Bald verließ er den Rundengang, stieg durch die Felsen hinab und ließ, am Ufer des Meeres angelangt, einen scharfen Ton seiner Pfeife hören.

Ein ähnliches Signal antwortete, und fünf Minuten nachher sah er eine Barke mit vier Mann erscheinen.

Die Barke kam so nahe wie möglich zum Ufer heran, aber sie hatte hier nicht genug Tiefe, um den Rand erreichen zu können. Felton ging bis an den Gürtel in das Wasser, da er seine kostbare Beute niemand anvertrauen wollte.

Zum Glück fing der Sturm an sich ein wenig zu legen. Das Meer war jedoch immer noch aufgewühlt. Die kleine Barke hüpfte wie eine Nussschale über die Wellen hin.

»Zur Schaluppe!«, sagte Felton, »und rasch vorwärts.«

Die vier Männer fingen an zu arbeiten, aber die See ging zu hoch, als dass die Ruder eine starke Wirkung hätten äußern können.

Doch man entfernte sich wenigstens vom Schloss. Das war die Hauptsache. Die Nacht hatte Wasser und Land in tiefe Finsternis gehüllt, und bereits war es unmöglich, das Ufer von der Barke aus zu unterscheiden. Man hätte also noch viel weniger die Barke vom Ufer aus unterscheiden können.

Ein schwarzer Punkt schwankte auf dem Meer.

Das war die Schaluppe.

Während die Barke mit aller Kraft ihrer vier Ruderer vorrückte, band Felton den Strick und das Sacktuch los, womit die Hände Myladys zusammengeknüpft waren.

Nachdem er ihre Hände gelöst hatte, nahm er Seewasser und sprengte es ihr ins Gesicht.

Mylady stieß einen Seufzer aus.

»Wo bin ich«, sagte sie.

»Gerettet!«, antwortete der junge Offizier.

»Oh! Gerettet! Gerettet!«, rief sie. »Ja, hier ist der Himmel, hier ist das Meer! Die Luft, die ich atme, ist die Freiheit. Ach! Dank, Felton, tausend Dank!«

Der junge Mann drückte sie an sein Herz.

»Aber, was habe ich denn an den Händen?«, fragte Mylady, »es scheint, man hat sie mir in einen Schraubstock gepresst.«

Mylady hob die Arme auf. Die Faustgelenke waren in der Tat gequetscht.

»Ach!«, seufzte Felton, die schönen Hände anschauend und schüttelte schmerzlich den Kopf.

»Oh! Es ist nichts, es ist nichts!«, rief Mylady, »ich erinnere mich nun wieder.«

Mylady suchte mit den Augen um sich her.

»Er ist da«, sprach Felton und stieß mit dem Fuß an den Goldsack.

Man näherte sich dem Schiff. Der Matrose von der Wache rief die Barke an. Die Barke antwortete.

»Was für ein Schiff ist das?«, fragte Mylady.

»Das, welches ich für Euch gemietet habe.«

»Wohin wird es mich bringen?«

»Wohin Ihr wollt, nur müsst Ihr mich in Portsmouth an Land setzen.«

»Was wollt Ihr in Portsmouth machen?«, fragte Mylady.

»Die Befehle von Lord Winter vollziehen«, antwortete Felton mit düsterem Lächeln.

»Welche Befehle?«

»Ihr begreift nicht?«

»Nein, erklärt Euch, ich bitte.«

»Da er mir misstraute, wollte er Euch selbst bewachen und schickte mich ab, um für ihn Euren Deportationsbefehl von Buckingham unterzeichnen zu lassen.«

»Aber wenn er Euch misstraute, wie konnte er Euch diesen Auftrag anvertrauen?«

»Konnte er glauben, dass ich wusste, was ich trug, da er mir nichts gesagt hatte, und ich das Geheimnis von Euch erfuhr?«

»Das ist richtig. Und Ihr geht nach Portsmouth?«

»Ich habe keine Zeit zu verlieren. Morgen ist der 23. und Buckingham geht morgen mit der Flotte ab.«

»Er geht morgen ab! Wohin?«

»Nach La Rochelle.«

»Er darf nicht abgehen!«, rief Mylady, ihre gewöhnliche Geistesgegenwart verlierend.

»Seid ruhig«, erwiderte Felton, »er wird nicht abgehen.«

Mylady bebte vor Freude, sie hatte tief im Herzen des jungen Mannes gelesen: Der Tod Buckinghams stand mit allen Buchstaben darin geschrieben.

»Felton!«, sagte sie, »Ihr seid groß wie Judas Maccabaeus! Sterbt Ihr, so sterbe ich mit Euch. Das ist alles, was ich Euch sagen kann.«

»Leise, wir sind an Ort und Stelle.«

Man berührte die Schaluppe.

Felton stieg zuerst die Leiter hinauf und reichte Mylady die Hand, während die Matrosen sie unterstützten, denn die See war noch stürmisch.

Einen Augenblick danach befanden sie sich auf dem Verdeck.

»Kapitän«, sprach Felton, »hier ist die Person, von der ich gesagt habe, und die Ihr gesund und wohlerhalten nach Frankreich bringen müsst.«

»Gegen tausend Pistolen«, entgegnete der Kapitän.

»Ich habe Euch fünfhundert gegeben.«

»Ganz richtig.«

»Und hier sind die anderen fünfhundert«, sprach Mylady und fuhr in den Goldsack.

»Nein«, erwiderte der Kapitän, »ich habe nur ein Wort, und dieses gab ich dem jungen Mann. Die anderen fünfhundert Pistolen ist man mir erst schuldig, wenn wir in Boulogne angekommen.«

»Und wir werden ankommen?«

»Gesund und wohlbehalten«, sprach der Kapitän, »so wahr ich Jack Butler heiße.«

»Gut«, sprach Mylady, »wenn Ihr Euer Wort haltet, so gebe ich Euch nicht fünfhundert, sondern tausend Pistolen.«

»Dann Hurra für Euch, meine schöne Dame!« rief der Kapitän, »und Gott möge mir oft Kunden, wie Eure Herrlichkeit schicken!«

»Mittlerweile führt uns in die kleine Bucht von Chichester«, sagte Felton, »vor Portsmouth, Ihr wisst, es ist verabredet, dass Ihr uns dahin bringen sollt!«

Der Kapitän erwiderte diese Worte durch den Befehl zu dem erforderlichen Manöver, und um sieben Uhr abends ankerte das kleine Schiff in der bezeichneten Bucht.

Während dieser Fahrt erzählte Felton Mylady alles, wie er, statt nach London zu gehen, das Schiff gemietet hatte, wie er zurückgekehrt war, wie er mithilfe von Lücken, hervorspringenden Steinen und Klammern, die er befestigte, um seinen Füßen einen Halt zu geben, die Mauer erstiegen und endlich zu dem Gitter gelangt war, die Leiter angebunden hatte. Das Übrige wusste Mylady.

Mylady suchte ihrerseits den jungen Offizier in seinem Vorhaben zu ermutigen und zu bestärken, aber bei den ersten Worten, die aus ihrem Mund kamen, sah sie, dass der Fanatiker eher einer Dämpfung, als einer Aufmunterung bedurfte.

Es wurde verabredet, dass Mylady Felton bis zehn Uhr erwarten sollte. Wäre er um zehn Uhr nicht zurück, so sollte sie absegeln.

In der Voraussetzung, dass er frei wäre, sollte er sodann in Frankreich im Kloster der Karmeliterinnen in Bethune mit ihr zusammentreffen.