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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die drei Musketiere 56

Alexander Dumas d. Ä.
Die drei Musketiere
7. bis 10. Bändchen
Historischer Roman, aus dem Französischen von August Zoller, Stuttgart 1844, überarbeitet nach der neuen deutschen Rechtschreibung
XXIII.

Fünfter Tag der Gefangenschaft

Mylady war bereits zu einem halben Triumph gelangt und der Erfolg verdoppelte ihre Kräfte.

Bisher hatte sie keine große Mühe gehabt, um Menschen zu besiegen, welche sich leicht verführen ließen und von der galanten Erziehung des Hofes rasch in die Falle gelockt wurden. Mylady war schön genug, um die Sinne zu reizen, und geschickt genug, um alle Hindernisse des Geistes zu überwältigen.

Aber dieses Mal hatte sie gegen eine rohe und in ihrer Strenge unempfindliche Natur zu kämpfen. Die Religion und die Buße hatten Felton für gewöhnliche Versuchungsmittel unempfänglich gemacht. In diesem exaltierten Kopf bewegten sich so weit umfassende Pläne, so stürmische Entwürfe, dass darin kein Platz mehr für die Liebe war, für dieses Gefühl, das sich durch die Muße nährt und durch die Verdorbenheit der Sitten groß wird.

Mylady hatte mit ihrer falschen Tugend in der Meinung eines gegen sie eingenommenen Mannes und durch ihre Schönheit in dem Herzen und in den Sinnen eines unschuldigen Menschen Bresche gemacht.

Nichtsdestoweniger verzweifelte sie manchmal während dieses Abends an dem Geschick und an sich selbst. Sie rief Gott nicht an, wie wir wissen, sie hegte Vertrauen zu dem Geist des Bösen, dieser ungeheuren Souveränität, welche in allen Einzelheiten des menschlichen Lebens herrscht, und für die wie in der arabischen Fabel ein Granatkern hinreicht, um eine ganze verlorene Welt wieder aufzubauen.

Gut auf den Empfang Feltons vorbereitet, konnte Mylady ihre Batterien für den anderen Tag aufpflanzen. Sie wusste, dass ihr nur noch zwei Tage übrig blieben, dass, wenn der Befehl einmal von Buckingham unterzeichnet war (und Buckingham musste ihn umso leichter unterzeichnen, als in dem Befehl ein falscher Name eingetragen war und er die Frau, um die es sich handelte, nicht zu erkennen vermochte), dass, wenn dieser Befehl einmal unterzeichnet war, sagen wir, der Baron sie sogleich einschiffen würde. Sie wusste auch, dass die zur Deportation verurteilten Frauen sich minder mächtiger Waffen bei ihren Verführungsplänen bedienen, als die angeblich tugendhaften Frauen, deren Schönheit die Sonne der Welt bescheint, deren Geist die Stimme der Mode rühmt, die ein Wiederschein der Aristokratie mit seinem zauberhaften Glanz vergoldet. Eine zu einer entehrenden Strafe verurteilte Frau kann immer noch schön sein, aber nicht so leicht wieder zur Macht gelangen. Wie alle Menschen von wahrem Genie kannte Mylady die ihrer Natur und ihren Mitteln zusagende Mitte. Die Armut widerstrebte ihr, der Zustand der Verachtung minderte ihre Größe um zwei Drittel. Mylady war nur Königin unter den Königinnen. Ihre Herrschaft bedurfte der Lust befriedigten Stolzes. Untergeordnete Menschen zu beherrschen, war für sie eher eine Demütigung als ein Vergnügen.

Gewiss wäre sie aus ihrer Verbannung zurückgekehrt, daran zweifelte sie nicht einen Augenblick; aber wie lange konnte diese Verbannung dauern? Für eine tätige, ehrgeizige Natur, wie Mylady, sind die Tage, wo man nicht emporsteigt, verlorene Unglückstage. Wie soll man also die Tage nennen, wo man nur hinabsteigt? Ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre verlieren, das ist eine Ewigkeit. Vielleicht nach dem Tod oder der Ungnade des Kardinals zurückkommen, zurückkommen, wenn d’Artagnan und seine Freunde glücklich und triumphierend die wohl verdiente Belohnung für ihre Dienste erhalten hatten: Das waren verzehrende Gedanken, welche eine Frau, wie Mylady, nicht ertragen konnte. Der Sturm, welcher in ihr tobte, verdoppelte indessen ihre Kraft. Sie hätte die Wände ihres Kerkers gesprengt, wenn ihr Körper einen Augenblick die Verhältnisse ihres Geistes anzunehmen vermocht hätte.

Unter all diesen Gemütsbewegungen wurde sie ganz besonders noch durch die Erinnerung an den Kardinal gepeinigt. Was musste der unruhige, misstrauische, argwöhnische Kardinal von ihrem Stillschweigen denken und sagen? Der Kardinal, nicht nur ihre einzige Stütze, ihr einziger Beschützer in der Gegenwart, sondern auch das Hauptwerkzeug ihres künftigen Glückes, ihrer zukünftigen Rache? Sie kannte ihn. Sie wusste, dass sie bei ihrer Rückkehr immerhin eine vergebliche Reise und ihre Gefangenschaft vorschützen, dass sie immerhin die ausgestandenen Leiden mit den schwärzesten Farben ausmalen mochte. Der Kardinal würde ihr mit jener spöttischen Ruhe des zugleich durch die Kraft und das Genie mächtigen Skeptikers antworten: »Ihr hättet Euch nicht fangen lassen sollen!«

Mylady raffte ihre ganze Energie zusammen, murmelte in der Tiefe ihrer Gedanken den Namen Felton, den einzigen Strahl, der bis in die Hölle drang, in die sie gestürzt war. Der Schlange ähnlich, welche ihre Ringe rollt und entrollt, um sich, ihrer Kraft recht bewusst zu werden, hüllte sie Felton zum Voraus in die tausend Falten ihrer erfindungsreichen Einbildungskraft.

Indessen verlief die Zeit. Die Stunden schienen eine nach der anderen im Vorübergehen die Glocke zu erwecken. Jeder Ton des ehernen Schlägels hallte in dem Herzen der Gefangenen wider.

Um neun Uhr machte Lord Winter den gewöhnlichen Besuch, beschaute die Fenster und die Gitterstangen davor, sondierte den Boden und die Wände, betrachtete den Kamin und die Türen, ohne dass während dieser langen und sorgfältigen Untersuchung Mylady oder er ein einziges Wort sprachen. Ohne Zweifel begriffen beide, dass die Lage der Dinge zu ernst geworden war, um die Zeit mit unnötigen Worten und in erfolglosem Zorn zu verlieren.

»Gut«, sagte der Baron, als er sie verließ, »Ihr werdet diese Nacht noch nicht entweichen.«

Um zehn Uhr führte Felton eine Wache auf, Mylady erkannte seinen Tritt. Sie erriet ihn nun, wie eine Liebende den Geliebten ihres Herzens errät, und dennoch verachtete, verabscheute Mylady diesen schwachen Fanatiker.

Es war nicht die verabredete Stunde und Felton trat nicht ein.

Zwei Stunden später, als es Mitternacht schlug, wurde die Wache abgelöst.

Dieses Mal war es die Stunde, und Mylady wartete von diesem Augenblick mit großer Ungeduld.

Die neue Wache fing an in der Flur auf- und abzugehen.

Nach zehn Minuten kam Felton.

Mylady horchte.

»Höre«, sprach der junge Mann zu der Wache, »entferne dich unter keinem Vorwand von dieser Tür, denn du weißt, dass in der letzten Nacht ein Soldat von Mylord bestraft worden ist, weil er einen Augenblick seinen Posten verlassen hatte, und ich hielt doch während seiner kurzen Abwesenheit Wache.«

»Ja, ich weiß es«, sagte der Soldat.

»Ich empfehle dir also die pünktlichste Wachsamkeit; aber«, fügte er bei, »ich will hineingehen und zum zweiten Mal das Zimmer dieser Frau visitieren, welche, wie ich fürchte, Unseliges gegen sich selbst beabsichtigt, weshalb ich Befehl erhalten habe, sie zu überwachen.«

»Gut«, murmelte Mylady, »der strenge Puritaner lügt!«

Der Soldat begnügte sich zu lächeln. »Teufel! Mein Lieutenant«, sprach er, »Ihr seid nicht der Unglückseligste, dass man Euch einen solchen Auftrag gegeben hat.«

Felton errötete. Unter allen anderen Umständen würde er dem Soldaten, der sich einen solchen Scherz erlaubte, einen Verweis erteilt haben. Aber sein Gewissen murrte zu laut, als dass sein Mund zu sprechen gewagt hätte.

»Wenn ich rufe«, sagte er, »so komm; wenn man kommt, so rufe mich.«

»Sehr wohl, mein Lieutenant«, antwortete der Soldat.

Felton trat bei Mylady ein. Mylady stand auf.

»Ihr seid hier?«, sagte sie.

»Ich hatte Euch zu kommen versprochen«, erwiderte Felton, »und ich bin gekommen.«

»Ihr habt mir noch etwas anderes versprochen.«

»Was denn, mein Gott!«, rief der junge Mann, der trotz seiner Selbstbeherrschung fühlte, wie seine Knie zitterten und der Schweiß seine Stirn befeuchtete.

»Ihr habt versprochen, mir ein Messer zu bringen und es mir nach unserer Unterredung zu lassen.«

»Verschont mich mit Euren Worten, Madame«, sagte Felton. »Es gibt keine Lage, die so schrecklich wäre, dass sie ein Geschöpf Gottes berechtigte, sich den Tod zu geben. Ich habe überlegt, dass ich mich nie einer solchen Sünde schuldig machen darf.«

»Ah! Ihr habt überlegt«, sprach die Gefangene, indem sie sich mit verächtlichem Lächeln in ihren Lehnstuhl zurückwarf. »Und ich habe mir auch etwas überlegt!«

»Was?«

»Dass ich einem Menschen, der sein Wort nicht hält, nichts zu sagen habe.«

»Oh! mein Gott«, murmelte Felton.

»Ihr könnt Euch entfernen, ich werde nichts sprechen.«

»Hier das Messer«, sagte Felton und zog die Waffe, die er mitzubringen versprochen hatte, aber der Gefangenen nicht geben wollte, aus seiner Tasche.

»Lasst sehen«, sagte Mylady.

»Was wollt Ihr damit machen?«

»Bei meiner Ehre, ich gebe Euch das Messer gleich zurück. Ihr legt es auf diesen Tisch und bleibt zwischen ihm und mir.«

Felton überreichte Mylady die Waffe, sie prüfte aufmerksam die Härtung und versuchte die Spitze an ihren Fingern.

»Gut«, sagte sie und gab das Messer dem jungen Offizier zurück. D ist ein schöner, guter Stahl … Ihr seid ein treuer Freund, Felton.«

Felton nahm die Waffe und legte sie auf den Tisch, wie dies mit seiner Gefangenen verabredet war.

Mylady folgte ihm mit den Augen und machte eine Gebärde der Zufriedenheit.

»Nun hört mich«, sprach sie.

Die Aufforderung war unnötig, der junge Mann stand vor ihr und lauschte auf ihre Worte, um sie zu verschlingen.

»Felton«, sagte Mylady mit einer schwermutsvollen Feierlichkeit, »Felton, wenn Eure Tochter oder die Tochter Eures Vaters zu Euch spräche: Noch jung, zum Unglück ziemlich schön, hat man mich in eine Falle gelockt, ich widerstand; man verdoppelte die Schlingen, die Hinterhalte, die Gewaltstreiche um mich her, ich widerstand; man lästerte die Religion, der ich diene, den Gott, den ich anbete, ich widerstand; dann überhäufte man mich mit Beleidigungen, und da man meine Seele nicht zu verderben vermochte, so wollte man meinen Leib für immer brandmarken.«

Mylady hielt inne, ein bitteres Lächeln zog über ihre Lippen hin.

»Endlich«, sprach Felton, »was tat man endlich?«

»Endlich eines Abends beschloss man diesen Widerstand, den man nicht besiegen konnte, zu lähmen. Man mischte eines Abends ein narkotisches Mittel in mein Wasser. Kaum hatte ich mein kleines Mahl beendet, als ich von einer seltsamen Schläfrigkeit befallen wurde. Obwohl ich kein Misstrauen hegte, ergriff mich doch eine schwankende Furcht und ich suchte gegen den Schlaf zu kämpfen. Ich stand auf, ich wollte zum Fenster laufen, um Hilfe rufen, aber meine Beine versagten mir den Dienst. Es war mir, als sänke der Plafond auf mich herab und drückte mich mit seinem Gewicht nieder. Ich streckte den Arm aus, ich versuchte zu sprechen; aber ich konnte nur unartikulierte Töne ausstoßen. Eine unüberwindliche Erstarrung bemächtigte sich meiner, ich hielt mich an einem Stuhl, denn ich fühlte, dass ich dem Fallen nahe war. Bald aber genügte diese Stütze für meine schwachen Arme nicht mehr. Ich sank auf ein Knie, dann auf beide, ich wollte beten, meine Zunge war in Eis verwandelt. Gott hörte und sah mich ohne Zweifel nicht, und ich glitt, die Beute eines todähnlichen Schlafes, auf den Boden. Von allem, was während dieses Schlafes vorging, habe ich keine Erinnerung mehr. Ich weiß nur noch, dass ich in einem runden, reich ausgestatteten Zimmer erwachte, in welches das Tageslicht durch eine Öffnung in der Decke drang. Keine Tür schien den Eingang in dasselbe zu gewähren und man hätte glauben sollen, es wäre ein prächtiges Gefängnis. Lange bemühte ich mich, mir Rechenschaft von dem Ort, wo ich mich befand, und von den einzelnen Umständen zu geben, welche mich dahingebracht hatten. Mein Geist schien vergebens zu kämpfen, um die drückende Finsternis des Schlafes abzuschütteln, dem ich mich nicht zu entreißen vermochte. Ich hatte unbestimmte Vorstellungen von einem durchlaufenen Räume, vom Rollen eines Wagens, aber dies alles war so düster und schwankend in meinem Geist, dass die Ereignisse einem anderen Leben, als dem meinen anzugehören und doch mit dem meinen durch eine fantastische Doppelheit vermengt zu sein schienen. Einige Zeit kam mir der Zustand, in dem ich mich befand, so sonderbar vor, dass ich zu träumen glaubte. Allmählich aber trat die Wirklichkeit schreckensvoll vor mich. Ich war nicht mehr in dem Haus, das ich sonst bewohnte. Soweit ich es nach dem Sonnenlicht beurteilen konnte, war der Tag schon zu zwei Dritteln abgelaufen, am Abend zuvor war ich eingeschlummert und mein Schlaf hatte also beinahe vierundzwanzig Stunden gedauert. Was war während dieser langen Zeit vorgefallen? Ich erhob mich wankend. Die Lahmheit aller meiner Bewegungen bewies, dass der Einfluss des narkotischen Mittels noch nicht ganz aufgehört hatte. Das Zimmer war übrigens zur Aufnahme eines weiblichen Wesens eingerichtet und der vollendeten Kokette wäre kein Wunsch übrig geblieben, den sie nicht erfüllt gesehen hätte, wenn sie ihren Blick in diesem Gemach umherlaufen ließ. Offenbar war ich nicht die erste Gefangene, die sich in diesem glänzenden Kerker eingeschlossen gesehen hatte, aber Ihr begreift, Felton, je schöner der Kerker war, desto mehr musste er mich in Schrecken setzen. Ja, es war ein Gefängnis, denn vergebens versuchte ich hinauszukommen. Ich sondierte alle Wände, um eine Tür zu entdecken. Überall gaben sie einen vollen und zugleich matten Ton von sich. Zwanzig Mal machte ich vielleicht die Runde im Zimmer, um irgendeinen Ausweg zu suchen, es war keiner vorhanden. Der Müdigkeit und dem Schrecken unterliegend, sank ich in einen Lehnstuhl. Mittlerweile rückte die Nacht rasch heran und mit der zunehmenden Finsternis vermehrte sich meine Angst. Ich wusste nicht, ob ich da, wo ich saß, sitzen bleiben sollte, es kam mir vor, als wäre ich von unbekannten Gefahren umgeben, in die ich bei jedem Schritt stürzen müsste. Obwohl ich seit dem vorhergehenden Tag nichts gegessen hatte, ließ mich doch meine Furcht keinen Hunger empfinden. Kein Geräusch von außen, nach dem ich die Zeit hätte ermessen können, drang zu mir. Ich vermutete nur, es mochte etwa sieben oder acht Uhr sein, denn wir waren im Monat Oktober und es war bereits finstere Nacht. Plötzlich machte mich das Knarren einer auf ihren Angeln sich drehenden Tür heftig erbeben. Eine Feuerkugel erschien über der gläsernen Öffnung, des Plafond. Ich sah zu meinem größten Schrecken, dass einige Schritte vor mir ein Mann stand. Ein Tisch mit zwei Gedecken, auf dem ein vollständiges Abendbrot aufgetragen war, hatte sich, wie durch einen Zauber, mitten im Zimmer erhoben. Dieser Mann war derjenige, welcher mich seit einem Jahr verfolgte, der meine Entehrung geschworen hatte und mir mit den ersten Worten, die aus seinem Mund kamen, begreiflich machte, dass ich durch seinen Entschluss jeder Hoffnung beraubt sei, wieder in Freiheit gesetzt zu werden.«

»Der Schändliche!«, murmelte Felton.

»Oh ja! Der Schändliche!«, rief Mylady, den Anteil gewahrend, den der junge Offizier, dessen Seele an ihren Lippen zu hängen schien, an dieser seltsamen Erzählung nahm. »Oh! ja! Der Schändliche. Er glaubte, damit, dass er mich im Schlaf entführen ließ, als alles abgemacht war. Er kam in der Hoffnung, ich würde meine Schande hinnehmen, weil die Tat vollbracht war. Er bot mir ein Vermögen gegen mein Herz. Alles, was ein Frauenherz an erhabener Verachtung, an Worten des Abscheus in sich zu schließen vermag, ergoss ich über diesen Menschen. Ohne Zweifel war er an dergleichen Vorwürfe gewöhnt, denn er hörte mich ruhig, lächelnd, mit gekreuzten Armen an. Als er glaubte, ich habe alles gesagt, näherte er sich mir, um meine Hand zu ergreifen, aber ich sprang zu dem Tisch, ergriff ein Messer, hielt es an meine Brust und rief: ›Noch einen Schritt und Ihr habt Euch außer meiner Schande auch meinen Tod vorzuwerfen.‹ Ohne Zweifel lag in meinem Blick, in meiner Stimme, in meiner ganzen Person jene Wahrheit der Gebärde, der Stellung und des Tones, welche auch die verdorbenen, verkehrtesten Gemüter überzeugt, denn er blieb ruhig stehen.

›Euern Tod?‹, sagte er zu mir, ›oh! Nein. Ihr seid eine zu reizende Gefangene, als dass ich mich entschließen könnte, Euch so zu verlieren. Adieu, meine Schönste, um Euch wieder zu besuchen, werde ich warten, bis Ihr Euch in eine bessere Stimmung versetzt habt.‹

Nach diesen Worten pfiff er. Die Flammenkugel stieg in die Höhe und verschwand. Ich befand mich wieder in der Finsternis. Einen Augenblick danach hörte ich dasselbe Geräusch einer sich öffnenden und wieder schließenden Tür. Die Feuerkugel wurde abermals herabgelassen und ich sah mich allein. Dieser Augenblick war furchtbar. Hätte ich noch einige Zweifel über mein Unglück gehabt, sie wären unter einer jammervollen Wirklichkeit verschwunden. Ich befand mich in der Gewalt eines Menschen, den ich nicht nur verabscheute, sondern auch verachtete, eines Menschen, der mir bereits einen unseligen Beweis von dem, was er zu tun imstande war, gegeben hatte.«

»Aber, wer war denn dieser Mensch?«, fragte Felton.

Mylady beantwortete diese Frage nicht und fuhr in ihrer Erzählung fort: »Ich brachte die Nacht, bei dem geringsten Geräusch zitternd, auf einem Stuhl zu. Um Mitternacht etwa erlosch die Lampe und ich befand mich wieder in völliger Dunkelheit, aber die Stunden gingen vorüber, ohne dass mein Verfolger zum zweiten Male erschien. Der Tag brach an, der Tisch war verschwunden, nur hatte ich das Messer noch immer in der Hand. Auf diesem Messer beruhte meine ganze Hoffnung. Ich war von Müdigkeit ganz entkräftet, die Schlaflosigkeit brannte in meinen Augen, denn ich hatte es nicht gewagt, auch nur einen Augenblick zu schlummern. Der Tag beruhigte mich, ich warf mich auf mein Bett, ohne mich von meinem Befreiungsmesser zu trennen, das ich unter dem Kopfkissen verbarg. Als ich erwachte, stand abermals ein gedeckter Tisch im Zimmer. Dieses Mal machte sich trotz meiner Befürchtungen, trotz meiner Angst ein peinlicher Hunger fühlbar. Ich hatte seit achtundvierzig Stunden keine Nahrung zu mir genommen. Ich aß Brot und etwas Obst. Da ich mich aber des narkotischen Mittels erinnerte, mit dem das Wasser vermischt gewesen war, das ich getrunken hatte, so berührte ich das, welches auf dem Tisch stand, nicht, sondern füllte mein Glas an einem marmornen, über meiner Toilette an der Wand befestigten Handbrunnen. Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln schwebte ich nichtsdestoweniger in großer Angst, aber meine Furcht war dieses Mal nicht begründet. Ich brachte den Tag hin, ohne dass ich etwas von dem verspürte, was ich gefürchtet hatte. Damit man mein Misstrauen nicht wahrnähme, war ich darauf bedacht, die Flasche halb zu leeren. Der Abend kam, doch so finster es auch wurde, so begannen meine Augen sich daran zu gewöhnen. Mitten in der Dunkelheit sah ich, wie der Tisch versank. Nach einer Viertelstunde kam er wieder mit meinem Abendbrot beladen, und einen Augenblick nachher wurde mein Zimmer mit derselben Lampe beleuchtet. Ich war entschlossen, nur Speisen zu mir zu nehmen, in welche man unmöglich Schlafmittel mischen konnte. Zwei Eier und etwas Obst bildeten mein Mahl, dann schöpfte ich ein Glas Wasser aus meiner Schutzquelle und trank es. Bei dem ersten Schluck kam es mir vor, als hätte es nicht mehr denselben Geschmack wie am Morgen. Ein jäher Verdacht regte sich in mir. Ich hielt inne, aber ich hatte bereits ein halbes Glas getrunken. Den Rest goss ich mit Abscheu aus und wartete mit Angstschweiß auf der Stirn. Ohne Zweifel hatte mich ein unsichtbarer Zeuge Wasser aus dem Brunnen nehmen sehen und benutzte gerade mein Vertrauen, um meinen so kalt beschlossenen, so grausam verfolgten Untergang sicher zu bewerkstelligen. Es verging keine halbe Stunde, als dieselben Symptome wieder eintraten. Nur kämpfte ich länger, da ich kaum ein halbes Glas Wasser getrunken hatte. Statt gänzlich zu entschlummern, verfiel ich in eine Art von Betäubung, die mir das Gefühl von allem, was um mich her vorging, ließ, ohne dass ich zu fliehen vermochte. Ich schleppte mich zu meinem Bett, um dort das einzige Verteidigungsmittel zu suchen, das mir übrig blieb, mein Rettungsmesser, aber ich war nicht imstande, das Kopfkissen zu erreichen, sank in die Knie und klammerte mich mit den Händen an eine der Bettsäulen.«

Felton wurde furchtbar bleich und ein krampfhafter Schauer durchlief seinen ganzen Körper.

»Das Grässlichste dabei war«, fuhr Mylady mit bebender Stimme fort, als ob sie noch mit derselben Angst erfüllt wäre, wie in jenem furchtbaren Augenblick, »das Grässlichste dabei war, dass ich dieses Mal das Bewusstsein der Gefahr hatte, die mich bedrohte, dass meine Seele, sozusagen, in meinem entschlummerten Körper wachte, dass ich sah und hörte: All dies freilich nur wie in einem Traum, aber darum war es nicht minder peinlich. Ich sah die Lampe, welche hinaufgezogen wurde und mich allmählich in der Finsternis ließ. Dann hörte ich das Geräusch der Tür, das mir so wohl bekannt war, obwohl sich diese Tür nur zweimal geöffnet hatte. Ich fühlte instinktmäßig, dass man sich mir näherte. Man sagt, der Unglückliche, der in den Wüsten Amerikas umherirre, fühle auf solche Art die Annäherung der Schlange. Ich wollte meine Kräfte zusammenraffen, ich versuchte zu schreien. Durch eine unglaubliche Willensanstrengung hob ich mich sogar in die Höhe, doch nur, um sogleich wieder zurückzufallen.«

»Aber sagt mir endlich, wer war denn Euer Verfolger?«, rief der junge Offizier.

Mylady überschaute mit einem Blick, welche Pein sie Felton dadurch verursachte, dass sie bei allen Einzelheiten ihrer Geschichte so lange verweilte; aber sie wollte ihm keine Folter ersparen. Je mehr sie ihm das Herz zu brechen vermochte, desto gewisser musste er sie rächen. Sie fuhr also dieses Mal ebenfalls fort, als ob sie seinen Ausruf nicht gehört hätte, oder, als ob sie glaubte, der Augenblick, ihm zu antworten, sei noch nicht gekommen.

»Als er mich anblickte, hörte ich ihn schreien: ›Diese elenden Puritaner!‹ Ich wusste wohl, dass sie ihre Henker ermüdeten, hielt sie aber für minder stark gegen ihre Verführer.«

Felton hörte zu, ohne dass er etwas anderes vernehmen ließ als eine Art von Schnauben. Der kalte Schweiß rieselte von seiner Marmorstirn. Seine unter dem Rock verborgene Hand zerfleischte seine Brust.

»Meine erste Bewegung«, fuhr Mylady fort, »als ich zu mir selbst kam, war, dass ich unter dem Kopfkissen das Messer suchte, welches ich nicht hatte erreichen können. Hatte es nicht zur Verteidigung gedient, so konnte es wenigstens zur Sühnung dienen. Als ich aber dieses Messer ergriff, kam mir ein furchtbarer Gedanke. Ich habe geschworen, Euch alles zu sagen und werde Euch alles sagen. Ich habe Euch Wahrheit versprochen und werde mein Wort halten, und sollte ich dabei zu Grunde gehen.«

»Es kam Euch der Gedanke, an diesem Menschen Rache zu nehmen, nicht wahr?«, rief Felton.

»Nun! ja«, erwiderte Mylady, »ich weiß wohl, dieser Gedanke ziemte sich nicht für eine Christin. Ohne Zweifel blies ihn der ewige Feind unserer Seele meinem Geist ein. Nun, was soll ich Euch noch weiter sagen, Felton«, fuhr Mylady mit dem Ton eines Weibes fort, das sich eines Verbrechens anklagt, »dieser Gedanke kam mir und verließ mich nicht mehr. Für diese mörderische Absicht habe ich jetzt vielleicht die Strafe zu tragen.«

»Fahrt fort, fahrt fort«, rief Felton, »es drängt mich, Euch zur Rache gelangen zu sehen.«

»Oh! Ich beschloss, sie so bald wie möglich in das Werk zu setzen. Ich zweifelte nicht daran, dass er in der nächsten Nacht wiederkommen würde. Bei Tage hatte ich nichts zu befürchten. Als die Frühstücksstunde kam, zögerte ich nicht zu essen und zu trinken. Ich war entschlossen, mich zu stellen, als speise ich auch zu Nacht, aber nichts zu mir zu nehmen, und musste also durch die Nahrung am Morgen das Fasten am Abend bekämpfen. Von meinem Frühstück nahm ich ein Glas Wasser und verbarg es, weil mich der Durst am meisten gepeinigt hatte, als ich achtundvierzig Stunden ohne Speise und Trank geblieben war. Der Tag verging ohne einen anderen Einfluss auf mich, als dass er mich in meinem Entschluss bestärkte; nur war ich dafür besorgt, dass mein Gesicht durch Nichts den Gedanken meiner Seele kundgab, denn ich zweifelte nicht daran, dass man mich beobachtete. Wiederholt fühlte ich sogar ein Lächeln auf meinen Lippen. Felton, ich wage es nicht, Euch zu gestehen, bei welchem Gedanken ich lächelte, Ihr könntet von Abscheu gegen mich ergriffen werden.«

»Fahrt fort, fahrt fort«, sprach Felton, »Ihr seht wohl, dass ich zuhöre, und dass es mich drängt, zum Ende zu gelangen.«

»Der Abend kam«, fuhr Mylady fort, »die gewöhnlichen Ereignisse traten ein. Mein Abendbrot wurde wie in den vorhergehenden Tagen in der Dunkelheit serviert. Dann erleuchtete sich die Lampe und ich setzte mich zu Tisch. Ich aß nur etwas Obst, stellte mich, als ob ich ein wenig Wasser aus der Flasche einschenkte, trank sodann dasjenige, das ich mir in meinem Glas aufbewahrt hatte, suchte dabei jedoch so geschickt zu manövrieren, dass meine Spione, wenn ich welche hatte, keinen Verdacht schöpfen konnten. Nach dem Abendbrot gab ich dieselben Zeichen der Erstarrung kund, wie am Tage vorher, aber dieses Mal tat ich, als ob ich entschlummerte, als ob ich der Müdigkeit unterläge oder ich mich an die Gefahr gewöhnt hätte. Nun fand ich mein Messer. Während ich mich schlafend stellte, presste ich krampfhaft das Heft in der Hand. Es vergingen zwei Stunden, ohne dass etwas Neues vorfiel. Nun, o mein Gott! Wer mir das am Tage vorher gesagt hätte, nun fürchtete ich, er könnte nicht kommen. Endlich sah ich die Lampe sachte sich erheben und in der Vertiefung das Plafond verschwinden. Mein Zimmer erfüllte sich mit Finsternis, aber ich strengte mich an, die Dunkelheit mit meinem Blick zu durchdringen. Es gingen etwa zehn Minuten vorüber, ich hörte kein anderes Geräusch als die Schläge meines Herzens. Ich flehte den Himmel an, er möge ihn kommen lassen. Endlich hörte ich das bekannte Knarren der Tür, die sich öffnete und wieder schloss. Trotz eines dicken Teppichs erdröhnte der Boden unter einem Tritt und ich sah unerachtet der Finsternis einen Schatten, der sich mir näherte.«

»Eilt, eilt!«, unterbrach Felton die Erzählerin, »seht Ihr nicht, dass mich jedes Eurer Worte brennt wie geschmolzenes Blei?«

»Da raffte ich alle meine Kräfte zusammen«, fuhr Mylady fort. »Ich erinnerte mich, dass die Stunde der Rache oder vielmehr der Gerechtigkeit geschlagen hatte. Ich sah mich wie eine zweite Judith an, hielt mein Messer in der Hand. Als ich bemerkte, dass er mir nahe genug war, stieß ich es ihm mit einem letzten Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung mitten in die Brust. Der Elende! Er hat alles vorhergesehen, seine Brust war durch ein Panzerhemd beschützt, die Messerspitze sprang ab.

›Ah! Ah!‹, rief er, indem er mich beim Arm ergriff und mir die Waffe entriss, die mich so schlecht bedient hatte. ›Ihr trachtet mir nach dem Leben, schöne Puritanerin; aber das ist mehr als Hass, das ist Undankbarkeit. Beruhigt Euch, mein schönes Kind. Ich glaubte, Ihr wäret zahm geworden. Ich bin keiner von den Tyrannen, welche die Frauen mit Gewalt zurückhalten. Ihr liebt mich nicht? Ich bezweifelte es in meiner Eitelkeit, nun bin ich überzeugt. Morgen seid Ihr frei.‹

Ich hatte nur ein einziges Verlangen, nämlich von ihm getötet zu werden.

Nehmt Euch in Acht, sprach ich, denn meine Freiheit ist Eure Schande.

›Erklärt Euch deutlicher, schöne Sibylle.‹

›Ja, denn sobald ich diesen Ort verlassen habe, sage ich alles. Ich sage, welche Gewalttat Ihr an mir verübt habt. Mit lauter Stimme erzähle ich der Welt von meiner Gefangenschaft, von diesem Schloss der Ehrlosigkeit. Ihr seid sehr hoch gestellt, aber zittert! Über Euch ist ein König! Über dem König lebt ein Gott!‹

So sehr mein Verfolger noch Herr über sich zu sein schien, so vermochte er doch eine Bewegung des Zornes nicht zu bewältigen. Ich konnte den Ausdruck seines Gesichtes nicht sehen, aber ich fühlte, wie sein Arm zitterte, auf dem meine Hand lag.

›Dann werdet Ihr nicht von hinnen gehen,‹ sprach er.

›Gut! Gut!‹, rief ich, ›die Stelle meines Todes wird auch die Stelle meines Grabes sein. Ich werde hier sterben, und Ihr werdet sehen, ob ein Gespenst, das anklagt, nicht furchtbarer ist als ein Lebender mit allen seinen Drohungen.‹

›Man wird Euch keine Waffen lassen.‹

›Es gibt eine, welche die Verzweiflung jedem Menschen zugänglich gemacht hat, wenn er nur den Mut besitzt, sich ihrer zu bedienen. Ich werde mich aushungern.‹

›Hört,‹ sprach der Elende, ›ist der Friede nicht mehr wert als ein solcher Krieg? Ich schenke Euch sogleich die Freiheit, ich erkläre Euch für eine Tugend, ich nenne Euch die Lucrezia Englands.‹

›Und ich sage, dass Ihr der Sextus seid. Ich klage Euch vor den Menschen an, wie ich Euch vor Gott angeklagt habe, und wenn es sein muss, unterzeichne ich, wie Lucretia, meine Anklage mit Blut.‹

›Ah! Ah!‹, erwiderte mein Feind mit spöttischem Ton, ›das ist etwas anderes. Meiner Treu, Ihr seid im Ganzen hier sehr gut. Es soll Euch an nichts fehlen, und wenn Ihr Hungers sterbt, so ist es Eure eigene Schuld.‹

Nach diesen Worten entfernte er sich, ich hörte die Tür öffnen und schließen. Ich war wie niedergeschmettert, und zwar, das gestehe ich, weniger durch meinen Schmerz, als durch die Schmach, nicht gerächt zu sein. Er hielt Wort. Der ganze Tag, die ganze Nacht verging, ohne dass ich ihn wiedersah, aber auch ich hielt Wort und berührte weder Speise noch Trank, denn ich war entschlossen, mich durch den Hunger zu töten. Ich brachte den Tag und die Nacht in Gebeten hin, denn ich hoffte, Gott würde mir meinen Selbstmord vergeben. In der zweiten Nacht öffnete sich die Tür. Ich lag auf dem Boden, die Kräfte verließen mich allmählich. Bei dem Geräusch richtete ich mich auf eine Hand auf.

›Nun!‹, sprach eine Stimme, die zu furchtbar in meinen Ohren klang, als dass ich sie nicht hätte erkennen sollen, ›nun! Sind wir ein wenig besänftigt, werden wir unsere Freiheit mit dem einfachen Versprechen zu schweigen bezahlen? Hört, ich bin ein guter Mensch‹, fügte er bei, ›und obwohl ich die Puritaner nicht liebe, lasse ich ihnen, wie den Puritanerinnen, wenn sie hübsch sind, Gerechtigkeit widerfahren. Auf, leistet mir einen kleinen Eid auf das Kreuz, mehr verlange ich nicht.‹

›Auf das Kreuz!‹, rief ich mich erhebend, denn beim Ton der verhassten Stimme hatte ich meine ganze Kraft wiedergewonnen. ›Auf das Kreuz schwöre ich, dass kein Versprechen, keine Drohung, keine Marter mir den Mund verschließen soll. Auf das Kreuz schwöre ich Euch als einen Mörder, als einen Ehrenräuber, als einen Elenden anzuklagen. Auf das Kreuz schwöre ich, dass ich, wenn es mir je gelingt, diesen Ort zu verlassen, im Namen des ganzen Menschengeschlechts Rache gegen Euch fordern werde.‹

›Nehmt Euch in Acht‹, erwiderte er mit einer drohenden Betonung, die ich noch nicht von ihm gehört hatte. ›Es steht mir ein Mittel zu Gebot, das ich nur im äußersten Fall anwenden werde, um Euch den Mund zu verschließen, oder wenigstens zu verhindern, dass man auch nur ein Wort von dem glaubt, was Ihr aussagt.‹

Ich raffte all meine Kräfte zusammen, um ihm mit einem schallenden Gelächter zu antworten … Er sah, dass unter uns nun ein Krieg auf Leben und Tod ausgebrochen war.

›Hört‹, sagte er, ›ich gebe Euch noch den Rest der Nacht und den morgigen Tag. Bedenkt wohl. Versprecht zu schweigen und Reichtum, Achtung, Ehre soll Euch umgeben. Droht Ihr zu sprechen, so überantworte ich Euch der Schande.‹

›Ihr?‹, rief ich, ›Ihr?‹

›Der ewigen, untilgbaren Schande.‹

›Ihr?‹, wiederholte ich.

Ah! Ich sage Euch, Felton, ich hielt ihn für wahnsinnig.

›Oh! Lasst mich‹, rief ich, ›geht, wenn Ihr nicht wollt, dass ich mir in Eurer Gegenwart die Hirnschale an der Wand zerschmettere.‹

›Gut, Ihr wollt es so haben; morgen Abend also.‹

›Morgen Abend‹, erwiderte ich, sank auf den Boden nieder und biss vor Wut in den Teppich.«

Felton stützte sich auf einen Schrank und Mylady sah mit teuflischer Freude, dass der junge Offizier vielleicht nicht die Kraft haben würde, die Erzählung bis zu Ende zu hören.