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Oberhessisches Sagenbuch Teil 51

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Werwolf in der Schalksbach

Zwischen Herbstein und Hopfmannsfeld liegt ein Grund, da soll es nie ganz richtig gewesen sein. Man nennt ihn die Schalksbach. Dahin trug eine Frau aus Hopfmannsfeld die Mittagssuppe, denn ihr Mann war früh von Haus weg mähen gegangen. Kaum war sie am Platz angelangt, so sah sie ihren Mann auf die Wiese beim Herbsteiner Wäldchen gehen. Kurz danach lief aus demselben der Werwolf auf sie zu, stürzte sie zu Boden, schleifte die Jammernde im Angesicht der Leute auf der ganzen Wiese herum und zerriss ihr endlich den roten Moltonrock, den sie anhatte. Darauf ließ er sie gehen und lief schnurgerade in den Tannenwald zurück. Bald kam er nun in Menschengestalt als ihr Mann wieder an, ging zu ihr und legte auch den Kopf auf ihren Schoß, um auszuruhen. Aber es steckten ihm noch rote Fasern in den Zähnen.

Da sagte die Frau: »Ei, du hast ja von meinem roten Rock in deinen Zähnen.«

»Ach, Frau«, antwortete er, »ich wollte nur einmal mit dir spielen.«

»So ein Spielmerk will ich aber nicht haben,« rief die Frau in ihrer Bosheit, zog, eh er sich’s versah, ihr Sackmesser heraus und schnitt ihm die Kehle durch. So fand er seinen Lohn und starb eines bösen schnellen Todes. Zum Gedächtnis dieser Mordgeschichte wurde an dem Platz ein Stein gesetzt, der hat noch lange dort gestanden. Darauf war alles beschrieben.