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Deutsche Märchen und Sagen 58

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

59. Rose aus des Toten Mund

Im Kloster Doel lebte ein Mönch, der alle Tage fünf Psalmen sang, die mit den Anfangsbuchstaben des Namens der Heiligen Mutter begannen. Es geschah nun im Jahre 1186, am Fest des heiligen Andreas, als sich die Mönche zur Nachtvigilie in der Klosterkirche versammelt hatten, dass der Subprior rund ging, um zu sehen, ob alle da wären. Er fand alle zugegen, seinen Bruder Josbert, jenen frommen Marienverehrer, ausgenommen. Das wunderte ihn und er ging zur Schlafkammer und zu Josberts Bett, denn er dachte ihn noch schlafend zu finden, aber er fand ihn kalt und tot und sah zugleich ein unerhörtes Wunder, nämlich fünf Rosen, die aus des Hingeschiedenen Mund, Augen und Ohren hervorblühten und auf denen die ersten Verse der fünf Psalmen standen, die Josbert zur Ehre Marias zu beten gewohnt war.

Bald war das Wunder rund und der Bischof kam und nahm die Rose aus dem Mund, legte sie in ein kristallenes Kästchen und befahl, dies auf dem Altar aufzustellen. In dem Augenblick aber, wo er die Rose genommen hatte, sanken die anderen vier hin und verloren all ihre Zierde.