Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 60

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Mich möchte der Kobold bedüstern und mir einen Krüppel bringen.

In Melchendorf, einem Erfurtisch katholischen Pfarrdorf, eine Stunde vor der Stadt, kam eine Frau ins Kindbett. Einige Tage nach ihrer Niederkunft hörte man des Abends die Kuh im Stall blöken. Der Mann wollte hingehen, um zu sehen, ob sich etwa der Ochse losgerissen hätte.

»Was!«, sagte die Frau, welche es sich auch hatte in den Kopf setzen lassen, dass der Teufel bei Kindbetterinnen gern sein loses Spiel treibe, »du willst zwischen 11 und 12 Uhr in den Stall gehen? Könnten wir nicht das größte Unglück haben? Wer weiß, ob nicht der böse Feind die Kuh blöken macht, um dich zu überfallen, wenn du hinauskommst. Und mich könnte der Kobold bedüstern und mir einen Krüppel für mein gesundes und gerades Kind hinlegen, wie es solche Exempel gibt.«

Der Mann, der sonst eben nicht furchtsam war, gab den Bitten seiner Frau nach. Als er des Morgens in den Stall kam, war sein Ochse, der ihn und seine Familie ernähren half, nicht etwa vom Bösen geholt, sondern von einem Dieb weggetrieben worden.