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Der Welt-Detektiv Band 6

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Elbsagen 38

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

38. Der Totenkopf zu Batzdorf

Auf dem Rittergut Batzdorf, welches auf steiler Höhe zwischen Siebeneichen und Scharfenberg liegt, sieht man in dem sogenannten Kornhaus, einem Wirtschaftsgebäude, einen verwitterten, an eine Kette angeschlossenen Totenkopf in einer schrankartigen Vertiefung stehen, von dem folgende schaurige Geschichte erzählt wird.

Es versah im dortigen Rittergut einst ein Ochsenjunge einige Zeit die Stelle eines Küchengehilfen und zeigte sich stets als einen anstelligen, ordentlichen Arbeiter. Da kam eines Tages dem Koch ein silberner Löffel weg. Da er sich nicht wiederfand, so schöpfte man Verdacht auf den Jungen, brachte ihn auch, da er nichts gestehen wollte, auf die Folter. Als er vor Schmerzen sich schuldig bekannte, wurde er zur Hinrichtung verurteilt. Als er nun auf dem Schafott stand und der Nachrichter sich vorbereitete, seine Pflicht zu tun, da rief jener nochmals Gott zum Zeugen seiner Unschuld an und bat ihm zum Beweis, dass er ungerecht verurteilt worden sei, sein Haupt niemals aus jenem Haus entfernen zu lassen. Wie nun sein Kopf gefallen und mit dem Körper, wie man meinte, weggebracht worden war, da fand man ihn plötzlich in der Küche, wo jener Diebstahl vorgefallen war, wieder. Obwohl man ihn viele Male wieder eingegraben, ja sogar in die Elbe geworfen hatte, immer stand der Kopf am nächsten Tag wieder an seinem früheren Ort, bis man endlich es aufgab, ihn los zu werden und ihn in jener Nische einmauerte. Übrigens entdeckte man kurz nach der Hinrichtung des Unglücklichen den wahren Dieb, da der Dachdecker bei Ausbesserung der Esse ein Elster- oder Rabennest fand, in welchem der diebische Vogel das gestohlene Gut versteckt hatte.

Im Siebeniährigen Krieg kam hierher ein Trupp Kroaten, der Schloss und Dorf vollständig ausplünderte und mit anderer Beute auch den Schädel mit fortnahm. In ihrem Lager an der Elbe angelangt, fingen sie an, von dem Geraubten tüchtig zu schmausen und belustigten sich auch damit, den Totenkopf herumzukullern und ihm Wein einzufüllen. Siehe, da schmetterte eine unsichtbare Faust die Frevler zu Boden. Schaudernd erkannten sie, was sie getan hatten. Sie näherten sich voll Angst dem furchtbaren Schädel, hoben ihn behutsam auf und trugen ihn unter Gebet an seinen alten Ort, die Nische in der Mauer, zurück, wo er noch steht.