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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 55

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Ein Kapuziner entdeckt den Dieb

Ein Knabe, der auf einer auswärtigen Schule war, nahm bei der Wegreise seinen Eltern einen Ring weg, dessen Wert ihm unbekannt war, der aber hundert Gulden gekostet hatte. Der Verdacht fiel auf ihn, und sein Vater schrieb ihm in den härtesten Ausdrücken einen Brief. Aber eben dadurch wurde dieser abgeschreckt, seinen Fehler zu gestehen. Er versicherte vielmehr, dass er ganz unschuldig sei. Man glaubte es ihm. Nun schickten die Eltern in ein benachbartes Kapuzinerkloster und baten, entweder den Ring wieder herbeizuschaffen oder doch den Entwender desselben zu entdecken. Der Mönch versprach das Letztere, kehrte mit dem Boten in das Haus zurück, kreuzigte und segnete in der Stube herum und sagte dann gewisse Formeln aus einem Buch her. Nun musste man ihn allein lassen. Dann zog er drei geweihte Wachskerzen hervor, welche angezündet wurden. Nach einer halben Stunde war er fertig und sagte, dass nun derjenige, der den Ring entwendet hatte, nicht ruhig sehen könne, bis er sich selbst angezeigt habe. In der nämlichen Woche wurde die Köchin des Hauses krank. Da sich ihre Krankheit mit Bangigkeit anfing, so fiel die Herrschaft darauf, dass sie wohl die Entwenderin des Ringes sei, und fing an, sie mit Härte zu behandeln, um sie zum Geständnis zu bringen. Dadurch verschlimmerte sich die Krankheit der Köchin, welche nur einen Arzt erforderte, aber die sonst mitleidige Herrschaft kaum zu bewegen vermochte, ihr denselben zu gestatten. Indessen lebte der wirkliche Dieb auf seiner Schule ruhig, ohne durch Beschwörungen und Formeln des Mönches in Angst gesetzt zu werden, bis er endlich, da er erfahren hatte, dass die sonst immer treue Magd in Verdacht gekommen war, von selbst das Bekenntnis tat und den Ring freiwillig wieder zurückgab.