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Deutsche Märchen und Sagen 50

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

50. Der Teufelspütz zu Oultre

Vor langer Zeit geschah es, dass in Oultre ein Mann lebte, der sich viel mit Zauberei abgab und auch ein dickes Buch besaß, worin die Art und Weise beschrieben stand, wie man die bösen Geister beschwören muss. Einmal war der Mann ausgegangen über Feld und hatte seinem Nachbar den Schlüssel von seinem Haus in Verwahrung gegeben. Der Nachbar, welcher von den Zaubereien oft gehört hatte und ein überaus neugieriger Kauz war, schlich sich alsbald nach des Zauberers Abreise in dessen Haus und begann in dem dicken Buch zu lesen. Weil er aber des Anblickes der Geister nicht gewohnt war, erschrak er höchlich, als plötzlich ein solcher vor ihm stand und ihn fragte, was sein Begehr wäre. Der Nachbar wusste auch kein Wörtchen herauszubringen. Darüber erzürnte der Geist, fasste ihn und fuhr mit ihm in die Höhe und wieder nieder, sodass es jämmerlich anzusehen war.

Der Zauberer kam aber bald wieder nach Hause und fand denn da seinen Nachbar so gräulich zugerichtet. Er wusste im Augenblick nicht, was er anzufangen hatte. Bald aber besann er sich und trug dem Nachbarn auf, zwei Viertel Flachssaat in den Steinpütz zu schütten. Als der Nachbar das getan hatte, befahl der Zauberer dem Teufel, den Samen Körnchen vor Körnchen aus dem Pütz zu lesen. Als der Teufel damit zu Ende war, musste der Mann neuen Samen hineinschütten, um dem Geist Arbeit zu geben. Das dauert sofort bis zum heutigen Tag, denn noch vor einem Vierteljahr hat man den Samen in den Pütz geschüttet, obwohl der Mann, dem das mit dem Teufel passierte, lange tot ist.