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Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 50

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Erdmann Paul weissagt in Berlin mit Glück.

Ein geborener Türke, Erdmann Paul, hatte unter den Wahrsagern in Berlin so ausgezeichnetes Glück, dass er sich von dem Erwerbe seines Wahrsagens aus den Planeten ein recht gutes Haus kaufen konnte. Sechs Groschen war das Geringste, was er forderte, und man kann leicht denken, wie viel abergläubische Menschen in einem Vierteljahrhundert, denn so lange trieb er sein loses Werk, ihr Scherflein ihm gebracht und dagegen oft Wahnsinn im Kopf und Unmoralität im Herzen zurücktrugen. Er gestand nachmals selbst, aus den Planeten einem Mädchen Unzucht als ein einträgliches Erwerbungsmittel angeraten zu haben. Mancher Ehefrau schwatzte er von Liebe eines vornehmen Mannes vor, den sie wohl noch einmal heiraten könnte, und veranlasste dadurch häuslichen Unfrieden und Ehescheidungen. Manchen beschuldigte er schändlicher Dinge und stürzte ihn in Verzweiflung und Unglück. Manchem machte er große Hoffnungen von Glück, spannte dadurch seine Erwartung aufs Höchste und, wie es denn nicht anders sein konnte, täuschte ihn. Das Übelste hierbei war, dass so viele von ihm nur Hilfe erwarteten, auf ihn ihre alleinige Hoffnung setzten und dann statt Arbeitsamkeit und Sparsamkeit, statt Nachdenken und Vorsicht … den bequemen Gang zu diesem Elenden wählten, um Kenntnisse des Zukünftigen und für ihr ganzes Leben Rat zu kaufen. Das Verfahren bestand lediglich darin, dass er sich den Geburtstag sagen ließ, dann im hundertjährigen Kalender, in abgeschmackten Planeten-  und Kometenbüchern nachschlug, die Prophezeiungen daraus las, aus dem Kopf noch hinzusetzte, was möglicherweise dem, den er vor sich hatte, begegnen könnte, in einem Büchlein mit flachen unkenntlichen Holzschnitten die Gesichter von des Fragenden künftigen Eltern und Liebschaften zeigte, endlich Karten legte, die er auf die bekannte abgeschmackte Art deutete: Der Knecht bedeutet ein Soldat, die Königin eine Braut …

Er war ganz das Gegenteil von dem, was man in der Beschreibung eines Volksbetrügers vermutet, gar kein feiner angenehmer gewandter Mann, sondern der unwissendste, roheste, pöbelhafteste Erdensohn. Sein Äußeres war niedrig, sein Ausdruck gemein und selbst seine Taschenspielerei höchst dumm. Dessen ungeachtet gingen oft Vornehmere zu ihm.