Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Der Konstanzer Hans Teil 9

W. Fr. Wüst
Der Konstanzer Hans
Merkwürdige Geschichte eines schwäbischen Gauners
Reutlingen, 1852

Neuntes Kapitel

Hans besucht die Universitätsstadt Tübingen, aber nicht, um dort Wissenschaften zu studieren; er kehrt bald wieder zurück.

Die Tübinger Martini-Messe nahte heran. Hans wollte versuchen, ob nicht auch dort Geschäfte zu machen seien. Um sein Handwerk nicht zu verlernen, stellte er auf dem Wege dahin allerhand Übungen an, die ihm gut gelangen. In Tübingen angekommen, traf er mehrere Bekannte, besonders auch den Schul-Toni. Die gemachte Beute war beträchtlich. Die Gesellschaft zog mit derselben wieder dem Schwarzwald zu. Dem Schulzen in Unter-Jesingen schienen die Leute verdächtig und er verlangte ihnen die Pässe ab. Toni konnte keinen vorweisen. Da ließ er sie sämtlich verhaften und schickte sie am folgenden Morgen an das Oberamt Lustnau, ungeachtet Hans durch Schimpfen und Toben gegen den Schulzen und unter Berufung auf seinen guten Pass sich frei zu machen hoffte. Auf dem Weg nach Lustnau ging die Schleiferbärbel mit den anderen Frauen durch und flüchtete sich auf den benachbarten Ammerhof.

Hans selbst vertraute auf seinen Pass, auf seinen Rat sollte sich Toni für einen französischen Deserteur ausgeben, der auf dem Tübinger Markt seinen Bruder besucht habe. Nach dem oberamtlichen Beschluss sollte nun der Letztere mit einem Kameraden durch sechs Wächter nach Stuttgart geliefert werden. Diese waren aber betrunken. Mit einem tüchtig durchbleichten Rücken hatten sie das Nachsehen, wie die Gefangenen ihnen eiligst davonliefen.

Der Pass und die schlaue Verantwortung beim Oberamt retteten den Konstanzer Hans, und er wurde sogleich entlassen. Durch diesen abermaligen Sieg über die Gerechtigkeit steigerte sich noch mehr sein Mut, den er am nämlichen Tag noch bewies. Um durch die Pistole, die er bei sich trug, bei etwaiger Durchsuchung nicht verdächtig zu sein, gab er dieselbe, während er im Haus des Schulzen die Treppe hinaufging, der Schleiferbärbel. Diese war schnell besonnen und verbarg sie an einem sichern Ort, was Hans selbst mit ansah. Nach seiner Freilassung in Lustnau ging er nun wieder nach Jesingen, holte seine Pistole und verhöhnte dann den Schulzen laut vor seinem Haus.

Die Schleiferbärbel fand sich bald wieder bei ihm ein, und ungeachtet sein Vater, mit dem er kurz darauf zusammenkam, die Trennung von ihr ernstlich verlangte, so blieben sie doch beisammen. Ja, Hans trug sie von einem Hof, wo sie schwer erkrankt war und nicht mit Sicherheit bleiben konnte, an einen sicheren Ort und verpflegte sie da sorgfältig. Hatte sie ihm doch kurz zuvor auch durch guten Rat das Leben gerettet. Bei einem Einbruch riet sie ihm nämlich, er solle, ehe er von der Leiter in die Stube hineinsteige, vorher seinen Hut an einem Stock hineinhalten, um sich zu überzeugen, ob die Leute noch wach seien. Kaum hatte er nun dies getan, als der Hut mit einem Beil durch einen starken Hieb zu Boden geschlagen wurde.

Die Vorsicht mit dem Hut gebrauchte er künftig noch mehrmals.