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Romantruhe-Western Band 35

Hal Warner
Romantruhe-Western Band 35
Der Fluch des Galgenbaums

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, Februar 2019, 64 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Pojular
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Yellow Dirt – ein Goldgräbernest und stinkende Pfuhl der Sünde und der Verdammnis! Hier geriet Brenda Sheffield, als ihr Verlobter erschossen wurde, in große Not. Sie unterschrieb einen Vertrag bei einem Saloonbesitzer – und erlebte die Hölle. Da kam Logan Corbett. Er war der Bruder von Brendas Verlobtem. Für 5000 Dollar kaufte er Brenda frei.

Aber jedes Geschäft in Yellow Dirt war ein Geschäft mit dem Satan. Brenda und Logan ritten in eine Falle, aus der es kein Entrinnen mehr gab …

Leseprobe

Zwischen den Felsen vor den beiden Reitern funkelte Metall in der Sonne. Es musste ein Gewehrlauf sein. In dem Moment, da Logan das begriff, krachte auch schon ein Schuss. Das Blei pfiff dicht an seinem Kopf vorbei und schlug hinter ihm in einen abgestorbenen Baum. Logans Wallach bäumte sich erschrocken wiehernd auf, während Brenda einen spitzen Schrei ausstieß.

Ein zweiter Schuss übertönte den Schrei. Er kam von rückwärts und schrammte über die Kuppe des Wallachs, den Logan nun nicht mehr halten konnte. Das Tier drehte sich im Kreis und sprang dann so jäh vorwärts, dass Logan aus dem Sattel stürzte. Hart prallte der dunkelhaarige Mann am Boden auf und überschlug sich.

Als Logan wieder auf die Beine kam, war der Wallach bereits auf und davon. Mit ihm das Gewehr im Scabbard und die Reservemunition. Logan fluchte gepresst. Er musste erkennen, dass es ein Fehler war, den Weg durch die Berge zu nehmen. Aber es war sinnlos, sich jetzt Vorwürfe zu machen. Nur entschlossenes Handeln konnte helfen.

Er sprang Brendas wild tänzelnder Stute entgegen, packte sie am Zügel und zog sie hinter einen brusthohen Felsquader. Dort half er dem Mädchen aus dem Sattel und zog es neben sich in Deckung.

Ringsum rissen Kugeln den Boden auf. Die Gegner schossen aus allen Rohren. Es schienen mindestens sechs zu sein. Wahrscheinlich hatten sie schon seit Stunden hier gewartet. Und Logan und Brenda waren ahnungslos in ihren Hinterhalt geritten.

Immerhin glaubte Logan zu wissen, von wem ihnen die Falle gestellt worden war. Aber das war nur ein schwacher Trost. Denn ihm war klar, dass er nicht mehr lebend von hier fortkommen würde.

Vermutlich würde er nicht mal die Gelegenheit haben, seinen Colt nachzuladen. Logan schoss daher nicht wild um sich, sondern zielte sorgfältig, ehe er das erste Mal abdrückte.

Trotzdem verfehlte die Kugel den hinter einem Steinwall kauernden Mann fast um ein Yard. Der sonst durchaus zuverlässige Walker-Colt war bei dieser Entfernung eine lächerliche Waffe. Die Gegner besaßen ausnahmslos Gewehre und verfügten damit über einen zusätzlichen Vorteil.

Verhalten fluchend spannte Logan den Hammer und schoss zum zweiten Mal.

Wieder daneben. Einer der Gegner quittierte es mit einem höhnischen Lachen. Gewehrschüsse peitschten, Pulverdampf wallte. Logan und dem Mädchen flogen Gesteinssplitter um die Ohren. Einer riss Brenda den Unterarm blutig und ließ sie vor Schmerz aufschreien.

Dann wurde Brendas Stute voll von einer Kugel getroffen. Schrill wiehernd steilte sie hoch und brach zusammen.

Jetzt waren die Angegriffenen endgültig festgenagelt. Sie befanden sich zwischen dem Felsklotz und dem toten Pferd und waren dennoch nur schwach geschützt. Einige ihrer Feinde lauerten in höher gelegenen Deckungen und konnten die von Logan und dem Mädchen ohne Mühe einsehen.

Logan warf seiner Begleiterin einen Blick zu und sah die Verzweiflung in ihrem Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, wandte er den Blick wieder ab. Er hätte lügen müssen, wenn er behauptet hätte, dass es noch eine Chance für sie gab.

Mit zusammengebissenen Zähnen lud er durch, feuerte diesmal in eine andere Richtung. Seine Kugel traf einen Felsen, hinter dem sich ein Angreifer verschanzt hatte. Der Mann schoss zurück.

Logan spürte einen Schlag am linken Oberschenkel. Betroffen stellte er fest, dass sich sein Hosenbein mit Blut zu färben begann. Aber er kümmerte sich nicht um die Wunde. Er zog mit dem Daumen abermals den Colthammer zurück und spähte über den Felsen hinweg, um ein geeignetes Ziel zu finden.

Schweiß lief über sein gebräuntes Gesicht. In seinem verletzten Bein begann es heftig zu bohren. Logan verlor viel Blut und spürte plötzlich eine seltsame Leere im Kopf. In der dünnen Gebirgsluft machten sich die Folgen des Blutverlustes schnell bemerkbar. Mit eisernem Willen bezwang er seinen Schwächeanfall.

Er wartete darauf, dass sich die Gegner näher heranwagen würden. Doch diesen Gefallen taten ihm die Kerle nicht, obwohl sie sich kaum noch Mühe gaben, sich zu verbergen. Einige wurden sogar so dreist, sich offen zu zeigen.

Links von Logan erhob sich hinter einem Geröllhaufen ein vierschrötiger Mann, den er auf Anhieb erkannte. Es war Sanders, der zwielichtige Marshal von Yellow Dirt, einer Goldgräbersiedlung im Gallatin Valley. Der fünfzackige Blechstern, den Sanders an der Brust trug, glänzte in der Sonne.

Logans Wut verstärkte sich. Er schwenkte den Colt herum und schoss erneut, doch die Kugel riss nur Rinde von einem Baum.

Sanders lachte schallend. Gelassen nahm er sein Gewehr hoch und legte es auf Logan an.

Logan hatte nur noch zwei Kugeln im Lauf. Sein nächster Schuss galt einem Kerl, der in Sanders Nähe breitbeinig auf einer Felsplatte stand und Logan herausfordernd etwas zurief. Und obwohl er nur hastig zielte, fuhr das Blei dem Gegner in die Brust.

Es war ein reiner Zufallstreffer.

Grimmig registrierte Logan Corbett, wie der Mann die Arme hochwarf, zwei Schritte vorwärts taumelte und dann der Länge nach hinschlug.

Das jähe Ende ihres Kumpans riss die anderen Kerle zu wilden Flüchen hin.

Nur Sanders fluchte nicht. Über Kimme und Korn seines Gewehrs hinweg zielte er auf Logan und drückte kaltlächelnd ab.

Und traf!

Logan hatte das Gefühl, von einer glühenden Lanze durchbohrt zu werden. Er wusste nicht mehr, dass er auf dem Absatz herumwirbelte und schwer gegen den Felsen stürzte. Ebenso wenig hörte er Brendas erschrockenen Aufschrei.

 

*

 

Der Pulverrauch verwehte zwischen den Felsen auf der Passhöhe. Brenda Sheffield stand wie angewurzelt neben Logan und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Kugelloch in seiner Brust.

Er gab kein Lebenszeichen. Nicht mal ein Stöhnen kam aus seinem Mund.

Hufschlag klopfte. Brenda hob den Kopf und blickte um sich wie ein in die Enge getriebenes Tier.

Die Gegner kamen von allen Seiten. Ohne Eile. Sie wussten, dass sie ihr Wild in der Falle hatten.

Brenda kannte ihre Absichten. Ihr Blick fiel auf den Colt, der neben Logan im Sand lag. In ihrer Verzweiflung bückte sie sich danach, packte die schwere Waffe mit beiden Händen, riss sie hoch und feuerte.

Der Mann, auf den sie gezielt hatte, grinste höhnisch. Das Blei hatte ihn um eine ganze Armlänge verfehlt. Brenda spannte den Hahn und wollte noch einmal schießen.

Es ertönte nur ein KIicken.

Die Waffe war leergeschossen. Brenda ließ sie fallen und sprang einfach los, ohne zu erkennen, dass ein Fluchtversuch völlig sinnlos war.

Sie kam auch nicht weit. Einer der Reiter schnitt ihr den Weg ab, warf sich vom Sattel aus auf sie und stürzte mit ihr zu Boden, wobei er das Mädchen unter sich begrub.

Brenda glaubte einen Moment lang, ohnmächtig zu werden. Sie bekam keine Luft. Doch da wälzte sich der Mann zur Seite, und der Druck löste sich von ihr. Aber der Kerl behielt sie im Griff und riss sie hoch, um ihr die Arme brutal auf den Rücken zu drehen. Auf diese Weise hielt er sie wie in einem Schraubstock fest.

Von links und rechts näherten sich die anderen Männer. Sie stiegen von ihren Pferden und betrachteten grinsend das Mädchen.

»Well, dann haben wir dich ja wieder!«, schnarrte Sanders. »Eigentlich hättest du wissen müssen, dass sich der Ausflug nicht lohnen würde.«

Brenda schwieg. Ihr Blick drückte tiefe Verachtung aus.

Sanders wandte sich an einen seiner Begleiter.

»Sieh nach, ob Corbett noch lebt, Gus!«

Der Kerl namens Gus stiefelte zu Logan hinüber, stieß ihn mit dem Fuß an und kam wieder zurück.

»Der Hombre braucht nur noch ein Grab«, meldete er lakonisch.

Brenda schluckte. Ihre Augen, die sich wieder auf Sanders richteten, füllten sich mit Tränen.

»Sie Mörder!«, rief sie erstickt.

»Mörder!«

Sanders verzog das Gesicht. Mit drohender Miene trat er auf die Gefangene zu und stieß ihr mit dem Finger vor die Brust.

»Sei bloß vorsichtig mit deinen Bemerkungen!«, knurrte er. »Vergiss nicht, dass du einen Marshal vor dir hast!«

Brenda ließ ein verächtlich klingendes Lachen hören.

»Für mich sind Sie ein Bandit, Sanders! Ein Schuft, der sich hinter einem Stern versteckt und sein Amt auf die gemeinste Weise missbraucht!«

Sanders Gesicht verzerrte sich. Er hob die Rechte, und einen Moment lang sah es so aus, als wolle er zuschlagen. Aber dann besann er sich.

»Du weißt nicht, was du redest«, entgegnete er in versöhnlichem Ton. »Du siehst die Dinge völlig verkehrt. Dein Freund Corbett hat McCulloch mit Gewalt gezwungen, dich freizugeben. Also ist er ein Bandit. Vorhin hat er sogar einen Mann erschossen, der als Deputy vereidigt war. Das war Mord! Ich habe also nichts weiter getan, als in Ausübung meiner Pflicht einen Verbrecher getötet.«

Schmerz, Hass und Verzweiflung wühlten Brenda auf und raubten ihr fast den Verstand. Sie wollte sich losreißen, schaffte es aber nicht, denn der Mann hinter ihr hielt sie eisern fest.

»Sträub dich nur!«, sagte Sanders hämisch. »Das hilft dir nicht, mein Täubchen. Spätestens morgen Abend wirst du wieder im Chattanooga Pala mit den Goldgräbern tanzen!«

»Niemals!«, rief Brenda impulsiv.

Sanders lachte.

»Es wird dir aber nichts anderes übrigbleiben. Ich bin nämlich fest entschlossen, dich bei McCulloch abzuliefern. Wie du mit ihm zurechtkommst, ist dein Problem. Du hast dir diese Suppe eingebrockt und musst sie nun auch auslöffeln.«

»Mein Boss ist ein Mann, der sich nicht gern etwas wegnehmen lässt!«, fügte Gus schleppend hinzu. »Und er kennt sicher Methoden, um dich gefügig zu machen. Es ist also in deinem Interesse, dass du Vernunft annimmst. Das gilt auch für den Augenblick!»

»Also gut!«, rief Brenda mit blitzenden Augen. »Bringt mich zurück! Glaubt aber nur nicht, dass ich über das, was hier geschehen ist, schweigen werde! Jeder in Yellow Dirt wird davon erfahren! Ja, ich werde den Leuten die Augen öffnen! Sicher finden sich dann ein paar beherzte Männer, die Sie an den nächsten Ast knüpfen werden, Sanders! Ich werde nicht eher ruhen, bis es dazu kommt!«

Sanders stieß einen Fluch über die Lippen. In der nächsten Sekunde riss er seinen Colt aus dem Holster und schwenkte ihn hoch. Seine Augen funkelten entschlossen.

Gus reagierte blitzschnell und schlug ihm auf die Hand. Doch da brüllte schon ein Schuss.

Brenda zuckte unter dem Einschlag der Kugel zusammen. Aus ihrem Mund kam ein erstickter Laut. Ihre Augen weiteten sich. Dann fiel ihr Kopf nach vorn, und das lange, flachsblonde Haar verbarg die Wunde in der Herzgegend.

»Verdammter Idiot!«, fauchte der stoppelbärtige Kerl, in dessen Fäusten der Mädchenkörper erschlaffte. »Die Kugel hätte mich treffen können!«

Sanders schien erst jetzt zu begreifen, was er getan hatte. Er ließ seinen Colt sinken und starrte auf Brenda, die haltlos zu Boden fiel, als der Stoppelbärtige sie losließ.

»Es war ihre eigene Schuld!«, stieß er heiser hervor. »Sie wäre uns bestimmt noch gefährlich geworden.«

Die anderen schwiegen. Einige von ihnen räusperten sich.

Der Schuss auf Brenda war einwandfreier Mord. Das war nicht eingeplant gewesen.

In Sanders kalten Augen begann es zu flackern. Sein Blick irrte umher, suchte nach Verständnis bei seinen Komplizen und war zugleich lauernd und misstrauisch.

»Ihr werdet schweigen, nicht wahr?«, fragte er in die betretene Stille. »Verdammt, so sagt mir doch schon, dass ihr euch eher die Zunge abbeißen werdet, bevor ihr …«

»Keine Sorge«, unterbrach ihn Gus. »Wir halten dicht. Schließlich sitzen wir alle in derselben Kutsche.«

Diese Worte beruhigten den Vierschrötigen, den ein seltsames Geschick zum Sheriff gemacht hatte. Er schob seinen Revolver in den Holster, atmete kräftig durch und brummte: »In Ordnung, Jungs. Ich weiß, dass ich mich auf euch verlassen kann. Nun schafft die Tote hinter die Felsen. Hier darf sie nicht liegenbleiben.«