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Deutsche Märchen und Sagen 44

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

44. Die Hand im Stein zu Olsberg

Die Gräfin Bertha von Thierstein, welche eine Äbtissin war des Klosters Olsberg, hatte einen Hofmeister oder Kastenvogt, welcher gegen die armen Leuten rau und nicht milde war. Auf eine Zeit kam ein Mann, der klopfte an dem Tor des Klosters an und begehrte etwas um Gottes willen. Der Torwächter aber wies ihn ab, dem Gebrauch nach, und sagte, das Kloster hätte viel durch Brand gelitten und man hätte nichts auszugeben. Der Mann aber wollte sich nicht abweisen lassen.

Da wurde es dem Hofmeister angezeigt, der ging stracks heraus, den Armen unwirsch zu behandeln.

Wie er aber unter das Tor kam, da sagte der Arme: »Date et dabitur vobis1, und mit den Worten verschwand er.

Der Hofmeister erschrak sehr und erzählte das alsbald der Äbtissin, die ihn schon oft seiner Rauheit willen mit ernsten Worten gestraft. Da befahl sie, man solle künftig niemanden mehr mit leerer Hand gehen lassen, der ein Almosen begehre.

Als der Arme aber jene Worte, date usw. sprach, drückte er seine offene Hand in einen Stein, der bei dem Tor war. Es blieb die ganze Form der Hand in dem Stein, als ob sie in Wachs gedrückt wäre. Im Bauernkrieg hat man den Stein hinweggeführt, er ist aber noch in einem nahen Dorf vorhanden.

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  1. Gebet und es wird euch gegeben werden.