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Slatermans Westernkurier 07/2019

Auf ein Wort, Stranger, was bedeutet eigentlich Open Range?

Open Range ist ein typischer Begriff aus der Pionierzeit Amerikas, der speziell in der Blütezeit der Rancher, Cowboys und Rinderbarone in aller Munde war.

Hierzulande war diese Wortschöpfung bis zum Erscheinen des 2003 von Kevin Costners produziertem gleichnamigen Spätwestern noch relativ unbekannt.

Ein Film übrigens, der 2004 zahlreiche Auszeichnungen bekam, unter anderem den Western Heritage Award. Der Film ist allein durch die realistische Darstellung seiner Protagonisten und der Zeit, in der sie lebten, überaus sehenswert.

Aber das ist Ansichtssache, letztendlich kommt es immer auf den Blickwinkel des einzelnen Betrachters an, daher wenden wir uns wieder dem eigentlichen Thema zu.

Unter Open Range, was sich ins Deutsche sinngemäß am ehesten mit offene Weide übersetzen lässt, verstanden die Cowboys und Rancher grundsätzlich jene weiten Flächen herrenlosen Landes im Westen, die in der Region des großen Flachplateaus zwischen Missouri-Mississippi und den Rocky Mountains sowie in den großen, von Norden nach Süden verlaufenden Steppengürtel der Prärien lagen.

In jenen Tagen der offenen Weide kümmerte sich ein Rancher nur wenig um Landeigentumsrechte und um Wege- und Wasserrechte, solange es sich dabei nicht um das Land unmittelbar bei den Hauptgebäuden seiner Ranch handelte. Die Rinderherden wanderten im Verlauf eines Jahres oft viele Meilen weiter, immer dem guten Graswuchs nach.

Dabei geschah es häufig, dass ein Rancher sein provisorisches Haus verließ und irgendwo im Westen, Südwesten oder Nordwesten ein neues baute.

Bei dem zweimal im Jahr stattfindenden Round-up im Frühling und im Herbst verlangte es der Ehrenkodex des Westens, dass ein Rancher nicht nur seine eigenen Kälber mit seinem Brandzeichen versah, sondern auch die Kälber und Rinder seiner Nachbarn mit deren Brandzeichen.

Die offene Weide wurde generell Rinderland genannt. Ein Mann, der dort nur Pferde züchtete, besaß lediglich eine Pferderanch im Rinderland.

 

*

 

Diese ganze ungeheure Fläche herrenlosen Landes war grundsätzlich Eigentum der USA. Ein Umstand, der dem US-Landbüro in Washington gegen Ende des Bürgerkrieges, also ab 1865, das Recht gab, für den Bau der Transkontinentalen Eisenbahnlinien und ihren Querverbindungen, aber auch für die wachsenden Anforderungen der Besiedlung Land freizugeben und riesige Landschenkungen zu veranlassen.

Der Westen mit seinen Ranchern, Viehzüchtern und Cowboys war von Washington salopp gesagt etwa so weit entfernt wie der Mond von der Erde und die Beamten in der Hauptstadt hatten teilweise nicht die geringste Vorstellung von der Nutzung dieser Landflächen durch die Rancher und Viehzüchter.

Deshalb kam es schon bei den ersten Landschenkungen an die Eisenbahnen, welche die offene Weide praktisch in immer kleinere Abschnitte zerteilte, zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Viehzüchtern, die auf ihr Gewohnheitsrecht beharrten, und den Eisenbahngesellschaften, die das geschenkte Land teuer an die nachfolgenden Siedler verkaufte, die ihrerseits ihre Landparzellen einzäunten.

Was folgte, waren blutige Eisenbahn-Rancher-Kriege um Weidegründe und den freien Durchzug für das Vieh nach allen Richtungen, welche die Rancher allesamt verloren. Die nicht weniger blutigen Rancher-Siedler-Kriege hatten meistens Wasserrechte zum Gegenstand, bis es schließlich um 1881 bei den Zaunschneiderkriegen in Texas, Kansas, Nebraska, Wyoming und Montana darum ging, dass die Siedler mit ihren Stacheldrahtzäunen, die sie um ihren Besitz herum errichteten, die offene Weide der Viehzüchter teils in Besitz nahmen, teils zerspalteten.

Die Farmer, die sich systematisch an den Flussläufen niederließen, versperrten so den Rindern den Zugang zum lebensnotwendigen Wasser. Aber auch die Ausbreitung von Schafherden, welche die Heimstätter und Siedler mit nach Westen brachten, war für die Rancher Grund genug, um blutige Auseinandersetzungen auszufechten.

Schafe fraßen das Gras samt den Wurzeln, sodass der Nachwuchs dieser Nahrungsquelle auf Jahre hinaus zerstört war.

Die Auflistung aller Weidekriege und Auseinandersetzungen würde den Umfang dieser Kolumne sprengen, daher möchten wir nur die bekannteste Fehde erwähnen, den Johnson-County-Krieg.

Um 1890 war die Zeit der offenen Weide dann endgültig beendet.

Die meisten Rancher hatten eingesehen, dass ein weiterer Widerstand gegen die Besiedelung der Regierung zwecklos war. Sie begannen nun ihrerseits, ihre bis dahin nachträglich erworbenen Landgebiete einzuzäunen. Viele davon hatten die Ausmaße europäischer Königreiche, alleine für die XIT-Ranch in Westtexas wurden insgesamt 10.000 Kilometer Stacheldrahtzaun benötigt, um das Gebiet einzuzäunen.

Damit war aber nicht nur die Ära der offenen Weide vorbei, sondern auch gleichzeitig die Zeit des freien Cowboys und der Herdentrecks nach Norden, Westen und Osten.

Quellenhinweis:

  • H. J. Stammel, Der Cowboy, Legende und Wirklichkeit von A bis Z
  • Archiv des Autors