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Aus dem Wigwam – Die Blume der Prärie

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Die Blume der Prärie

ine große Abteilung der Osage hatte sich am Nickanansa niedergelassen. Unter ihnen befand sich auch ein junger tüchtiger Jäger, der sich mit dem schönsten Mädchen des Stammes, der Blume der Prärie verlobt hatte. Derselbe ging einst nach St. Louis, um seine Pelze zu verwerten und Schmucksachen für seine Braut zu kaufen. Nach Verlauf einiger Wochen kehrte er wieder zurück, fand jedoch das Lager verlassen vor. Nur wenige Pfosten zeigten die Stelle an, wo es früher gestanden hatte. In einer Entfernung sah er am Ufer des Flusses eine junge Frau, die zu waschen schien. Es war seine Verlobte. Er eilte auf sie zu, um sie zu umarmen, aber sie wandte sich weinend von ihm ab. Er ahnte, dass seinem Stamm ein Unglück begegnet war.

»Wo sind unsere Leute?«, fragte er.

»Sie sind nach dem Wagruschkausse gezogen.«

»Warum bliebst du allein zurück?«

»Ich wartete auf dich!«

»Dann lass uns schnell zu unseren Leuten eilen.«

Darauf gab er ihr sein Bündel und ging voraus.

Als sie den Rauch des neuen Lagers sahen, sagte sie: »Es passt sich nicht, dass wir beide zusammen hingehen. Ich will hier warten!«

Der Jäger ging allein in das Lager und wurde dort von ihren Verwandten mit traurigen Gesichtern empfangen.

»Was ist vorgefallen und warum seht ihr alle so traurig aus?«, fragte er.

Doch niemand gab ihm Antwort.

Darauf ging er zu seiner Schwester und bat sie, seine Braut ins Lager zu führen.

»Wo soll ich sie suchen? Sie starb vorgestern«, sagte sie.

Er aber wollte dies nicht glauben und sprach, dass er sie in bester Gesundheit ganz in der Nähe zurückgelassen habe und sie zu ihr führen wolle.

Er führte seine Schwester an den Baum, an welchem sich seine Braut niedergesetzt hatte. Aber diese war nirgends zu sehen. Sein Bündel lag auf der Erde.