Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Perry Rhodan Band 2977 – Die Kokon-Direktive

Michelle Stern
Perry Rhodan Band 2977
Die Kokon-Direktive

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 7. September 2018, 68 Seiten, € 2,20, Titelbild und Innenillustration: Dirk Schulz

Wie ein Kokon wirkt der als Schutz konzipierte TERRANOVA-Schirm rund um die Heimat der Menschheit; wie eine Glocke, in der sich die seit Beginn des Weltenbrands unerträglich gewordene Sonnenstrahlung bündelt, sagen die einen, die unterstützen, dass die Regierung ihn knacken will. Das ist der Anteil der Bevölkerung, der die Anstrengungen von Gucky und Reginald Bull behilflich ist. Die anderen vermuten ein Komplott der Regierung; kontrovers diskutiert die Öffentlichkeit die Rolle des Techno-Mahdi.

Der undurchdringliche Schirm wird von rund um das System stationierten Tendern erzeugt, die von den Techno-Mahdisten übernommen wurden. LORETTA-108 und LORETTA-97 sind zwei dieser Stützpunkte. Auf ihnen spielt der größte Teil dieser Geschichte. Zur Besatzung gehören überzeugte Techno-Mahdisten wie der Wissenschaftler Lephart Yutong und Lima Portomessa. Kann man unter ihnen Verbündete finden?

Denn mit dem Schirm muss Schluss sein. Der Weltenbrand ist unerträglich, vor allem für die Kinder. Reginald Bulls Tochter Shinae leidet trotz der besonderen Absicherung der Prominentenwohnung – wie geht es da erst den anderen? Ihr Vater macht sich auf den Weg, um seine Kleine und die Menschheit zu retten.

Bull ist nicht allein. Am TIPI – dem Terranischen Institut für Paranormale Individuen, sprich: der Mutantenschule – trainiert der Spiegelteleporter Kaleb Barasi, der verdoppelte Versionen seiner selbst herumschicken könnte, wenn er ein wenig mehr Selbstvertrauen hätte. Da ist Gucky gerade der richtige Mentor. Damit haben wir die Ausgangslage für eine heiße Geschichte voll brennender Gefahren und zündender Ideen … und Spiegelsituationen.

Die Gabe des jungen Mutanten, der mit diesem Roman eingeführt wird und viel Entwicklungspotential zeigt, spiegelt sich in der Erzählweise des Romans. Die Anlage ist panoramaartig: Offene Botschaften an die Techno-Mahdisten drücken die Stimmungslage im vollständig von der Außenwelt abgeriegelten Solsystem aus. Die zwölfjährige Janna Evelyn, Tochter einer die Hyperzapfanlage betreuenden Technikerin auf einem LORETTA-Tender, jammert in einem offenen Funkspruch über die Abschirmung und will zu ihrer Mutter und anderen Vertrauten, von denen sie isoliert ist, seit der Schirm steht. Ein zweiter offener Funkspruch an die Besetzer der LORETTA-Tender … der Bruder eines Besatzungsmitglieds verurteilt die Besetzer als Terroristen ohne Demokratieverständnis. Die Verlobte eines Besatzungsmitglieds wendet sich an die Besatzer: Heute wollten sie heiraten, sie sitzt da mit Hochzeitskleid und fünfzig Flaschen Beteigeuze Dew, und möchte wenigstens wissen, wie es ihm geht. Eine Anhängerin trauert in Neu-Atlantis um Bostich, hat sich von der Bewegung abgewendet, bittet die ehemaligen Verbündeten um die Herausgabe der Tender.

Der Konflikt ist ungewohnt: Dieses Mal steht der Feind in seinem Inneren … wenn dies der Weltenbrand war, den das Atopische Tribunal verhindern wollte, hat sich dann der Kampf und die Freiheit gelohnt? In den vergangenen zwei Wochen sind die Quintronen, die von der Sonne ausgehen, immer mehr zur Qual geworden. Der Schirm konzentriert sie. Alle leiden, die Sinneswahrnehmungen sind schmerzhaft geworden. Der Weltenbrand entzündet die Lebewesen.

Der Techno-Mahdi besteht aus Fraktionen, die im Zweifelsfall auch gegeneinander wirken. Und: Adam von Aures hat sie alle getäuscht und manipuliert. Bulls Operation heißt »Kokon-Direktive«. 112 Tender mit jeweils 200 Mitgliedern Stammbesatzung plus 1000 Ingenieuren und Wissenschaftler müssen unter Kontrolle gebracht werden, statt von den Techno-Mahdisten als Geiseln verwendet zu werden. Man müsste zwanzig Projektorschiffe erobern oder zerstören, um den Schirm zum Erlöschen zu bringen. Dann wäre die Lage entschärft.

Viel Lokalkolorit enthält der Roman: Vor seinem geschlossenen Lieblingscafé träumt Gucky von Karotten-Minz-Parfait. In dreißig Minuten findet sein Transmitterdurchgang statt. Der Mausbiber denkt an Icho Tolot, der von »Hyperlicht« sprach, und fühlt sich wie in einem Krieg gegen die Sonne. Die Wartezeit bietet Gelegenheit, das plötzlich so leere Terrania zu betrachten. Die Stadt, die niemals schlief, ist Geschichte, fast alle Bewohner gehen in die Bunkerstädte unterhalb der Stadt.

Gucky schlendert herum, beobachtet Tauschhandel und das Verteilen von Medikamenten, denkt an Galileo-City und Neo-Ganymed. Auch dort floh alles in die sublunaren Anlagen. Kontroverse Diskussionen beherrschen das Stadtgespräch. Soll man den Schirm öffnen oder geschlossen halten, den Mahdisten oder der Regierung vertrauen?

Dann ist der Mausbiber an der Reihe. Er tritt auf die von einem Käfig umspannte Transmitterplattform und wird ins TIPI abgestrahlt, das Terranische Institut für Paramentale Individuen. Dort empfängt ihn die goldfarben gekleidete Becca. Sie gehen zu Kaleb Barasi in die Lounge Barasi. Der Dreiundfünfzigjährige ist halb Epsaler und halb Terraner, 1,65 Meter groß und 1,37 Meter breit, und er ist ein Spiegelteleporter. Er erschafft eine Art Bruder seiner selbst, den er auf die Reise schickt. Das Flirren um seinen Stuhl ist ein Paratron. Er behält Teile der Schirmhülle bei, was ihn vor einfachen Parafallen schützt. In Beccas Worten: Er stülpt winzige Energiefelder sehr weit gedehnt ein und gibt ihnen seine Gestalt.

Becca bringt Gucky, der sie beim Versuch des Esperns ertappt hat, auf einem goldenen Tablett mit dem TIPI-Logo Saft und zwei Portionen Parfait. Eine bekommt Barasi. Beim Naschen gewinnt Gucky ihn für ihre Mission – unter anderem, indem er dem Spiegelteleporter ein von ihm selbst verfasstes Gedicht vorliest: »Verloren im Niemandsland der Zweifel picke ich die Brotkrumen der Hoffnung. Ein Rabe auf dünnem Eis, die Flügel gestutzt, die Füße festgefroren …«. Diesen Ängsten und Zweifeln soll er sich stellen, indem er mitkommt. Barrasi geht darauf ein.

Eine weitere interessante Hauptperson ist Burosch, der Konstabler des Techno-Mahdi. Er ist ein Eingeweihter, ein Hohepriester. In seiner Rede an die Bewohner des Sonnensystems spricht er von Bostich, von ES, der die Zellaktivatoren mit einem Sicherheitsmechanismus versehen hat, was ein Strafprogramm auslöste.  Dank des TERRANOVA-Schirms sei das Solsystem vor den schlimmsten Auswirkungen der überlichtschnellen Quintronen geschützt, die durch die zahllosen Sonnen der Galaxis ausgestrahlt werden! Wer den Schirm öffnen will, setze das Leben aller aufs Spiel. Womit er Reginald Bull meint.

Mit dem Auftauchen von neun JUPITER-Raumern endet dieser erste Teil des Doppelromans.

Die Clubnachrichten 551 bilden die vierseitige Beilage in der Heftmitte, die wie immer über diverse Fanzines informiert.

Ein LORETTA-Tender, das ist eine über die sechs Kilometer lange, kreisrunde Plattform mit diskusförmigem Kernkörper, angeflanschter Kugelzelle und Ynkonit-Wabenverbund-Panzerung, und Träger der Hypertron-Zapfanlage, der mit 111 weiteren Tendern in fünf Millionen Kilometern Abstand Sol umkreist und den TERRANOVA-Schirm formt, eine blauweiß-kristallin funkelnde, abgeplattete Sphäre von 28 Lichtstunden Durchmesser, der das System nach innen und außen isoliert. Das Glossar ist voll und ganz diesem Raumschifftyp gewidmet.

Die Lese- und Hörprobe ist hier.

(at)