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Dinah Marte Golch – Die fehlende Stunde

Dinah Marte Golch – Die fehlende Stunde

Die Autorin lässt das Buch mit einem Prolog beginnen, der vier Tagen nach den erzählten Geschehnissen spielt und zum Inhalt hat, dass Alicia Behrens, Psychologin und ungleiche Partnerin im Ermittlerteam von Hauptkommissar Sigi Kamm, neben eben diesem nach einer durchzechten Nacht erwacht.

Es sieht so aus, als hätten sie etwas miteinander gehabt, was Alicia im Moment schrecklich findet. Sigi hingegen kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er aufwacht und sieht, wer da in der Nacht bei ihm gewesen ist.

Nun wird vier Tage zurückgeblendet und die Geschichte von Anfang an erzählt. Es beginnt damit, dass Traute Wandlitz auf dem Gelände eines Hundehofs ihren Sohn Mark und dessen Freundin Cleo sucht. Mark liebt Hunde, die Mutter hat ihm aber verboten, zu diesem Hundehof zu gehen. Trotzdem denkt sie, den verschwundenen Jungen und seine Freundin dort zu finden.

Die beiden sind jedoch nicht dort, und stattdessen entdeckt sie im Wohngebäude einen Keller, aus welchem ein dumpfes Geräusch dringt. Da sie sich um ihren Sohn Sorgen macht, fasst sie den Mut, die Kellertreppe hinabzusteigen.

Unten findet sie einen Computer, dessen Bildschirmschoner den Keller erleuchtet. Sie stößt die Maus an, und es zeigt sich auf dem Bildschirm ein Computerspiel, in dem ein animierter Mann vor einem Bett mit zwei animierten, nackten Jungen steht.

Traute findet schließlich ein Schweizer Taschenmesser aus Marks Sammlung im Keller. Der Korkenzieher, der ebenso lang ist wie das ganze Messer, steht hervor. Sie nimmt das Messer in die Hand. Die Kinder müssen hier bei diesem Kinderschänder gewesen sein.

Plötzlich torkelt ein Mann mit Halbglatze und in luftiger Sommerkleidung auf sie zu. Er ist muskulös und schwitzt. Sie fragte ihn, wo die Kinder sind und was er mit ihnen gemacht hat. Er will sie hinauswerfen.

Traute nimmt das Taschenmesser mit dem aufgeklappten Korkenzieher und sticht auf den Mann ein, zuerst auf seine Halbglatze, dann zweimal in den Hals. Er fällt auf sie, sie kann ihn abschütteln und aufstehen. Er ist offensichtlich sehr betrunken, und Traute fürchtet, dass er nun sterben wird, ohne ihr zu verraten, wo die Kinder sind.

Endlich bricht er reglos zusammen. Sie versucht, das Korkenziehermesser, das in seinem Hals steckt, zu entfernen, aber es gelingt ihr nicht. Nun ruft sie jemand auf dem Handy an. Es ist Cleos Mutter, Franziska Rudolf. Sie fragt, ob sie die Kinder gefunden habe.

Traute ist völlig fertig. Sie hat den Mann getötet, zwar in Notwehr, aber immerhin. Wird die Polizei sie verhaften, wenn sie sie jetzt ruft?

Sie versucht, ihre Spuren zu verwischen, während Franziska fragt, ob sie sich an den Typen mit den Hunden erinnere. Ob die Kinder dort sein könnten. Traute täuscht schlechten Empfang ihres Handys vor, nimmt verschiedene Sachen mit, die sie überführen könnten und fährt davon.

Dinah Marte Golch ist mit Die fehlende Stunde ein interessantes Verwirrspiel gelungen, bei welchem am Ende nichts so ist, wie es am Anfang zu sein schien. Der Krimi spielt in der Nähe von Potsdam und in Berlin, und wer diese Gegend kennt, weiß, dass dort nicht immer jede Örtlichkeit leicht zu finden ist, was das Ganze noch verwirrender macht, als es eh schon durch die verschiedenen Charaktere und ihre Handlungen ist.

Gut beschrieben sind hier der Beruf von Alicia Behrens und ihrem Kollegen, Christopher Diez, sowie der interessante Behandlungsansatz, den dieser Schwarm der jungen Psychologin gegenüber Pädophilen vertritt.

Aber auch die Psyche der Mütter von Cleo und Mark, Traute Wandlitz und Franziska Rudolf, wobei die Letztgenannte deutlich die Symptome einer Alkoholikerin aufweist, sind absolut authentisch dargelegt.

Neben all den Recherchen zur Psychologie und allen Gedanken, mit denen die Autorin den Leser eine packende, verwirrende und damit nicht vorhersehbare Geschichte liefert, beschreibt Dinah Marte Golch auch noch die Arbeit der Polizei sehr kompetent und eindrucksvoll, was den Krimi abrundet und die Story durch und durch glaubwürdig macht.

Fazit:

Die Erzählerin liefert mit der vorliegenden Geschichte ein intelligent konstruierten, kaum vorhersehbaren und zudem sehr gut recherchierten Kriminalroman, der auch in Bezug auf die Tätigkeit der Ermittler, ihre Gedanken und Empfindungen sehr zu überzeugen weiß.

Ich möchte diesen Krimi vor allem dem Leser empfehlen, der nicht gern von vornherein alles schon weiß und der außerdem Interesse an psychologischen Zusammenhängen hat.

Die Autorin:

Dinah Marte Golch wurde 1974 in München geboren und lebt in Berlin. Sie schrieb für den Tatort, Edel & Stark, Der Bulle von Tölz und die zweite deutsche Netflix-Serie Dogs of Berlin. Inzwischen wurden mehr als 50 ihrer Drehbücher zu Filmen.

Für ihre Drehbücher erhielt sie den Adolf-Grimme-Preis und den deutschen FernsehKrimi-Preis und für Ihren ersten Kriminalroman den Stuttgarter Wittwer-Preis für das beste Debüt.

Vor ihrer Tätigkeit als Drehbuchautorin arbeitete sie als Werbetexterin. Seit 2011 engagiert sie sich als Gastdozentin an der Hochschule für Fernsehen und Film München.

Quellen:

  • Dinah Marte Golch, Die fehlende Stunde, Verlag Kiepenheuer & Witsch b, Köln, 1. Aufl., 2018.
  • de.wikipedia.org
  • www.kiwi-verlag.de

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG.
  • Foto der Autorin. Copyright: Florian Froschmayer. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG.

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