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Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 19

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Frage: Was verlangst du? Antwort: Gesundheit. Frage: Von wem? Antwort: Von Gott. Gut! Ich gebe die die Gesundheit, gib du mir deine Krankheit, welche ich in fremde Länder schicke.

Im April 1789 hielt sich in Querfurt ein sogenannter Wunderdoktor einige Wochen auf. Er bekam außerordentlichen Zulauf, besonders deswegen, weil ein gewisser angesehener Mann durch sein scheinheiliges frömmelndes Wesen        eingenommen wurde. Dieser Mann scheint in der Einbildung kränker gewesen zu sein, als er wirklich war. So konnte er sich leicht auch einbilden, die Zauberkraft des Doktors habe ihm geholfen, und gab dem Doktor das rühmlichste Attestat. Dieser Wundermann sagte von sich selbst, er habe als Kaufmann Bankrott ohne seine Schuld gemacht, sei hierauf Soldat geworden und habe dann von Gott Befehl und Kraft bekommen, alle Kranke, die nicht durch göttliche Strafe krank wären, gesund zu machen. Über den guten Erfolg dieser Kraft zeigte er eine Menge Attestate vor und überredete jenen guten Mann, dass er in viele Städte berufen worden wäre, dass er aber auf göttliche Veranlassung hätte über Querfurt reisen müssen, um ihm zu seiner Gesundheit zu verhelfen. Zur Wirksamkeit seiner Kur gehörte mit, dass er seine Patienten duzte. Sein übriges Verfahren war dabei verschieden. Zum Beispiel fragte er die Patienten: »Was verlangst du?«

Antwort: »Gesundheit!«

»Von wem?«

Antwort: »Von Gott!«

»Gut! Ich gebe dir die Gesundheit, gib du mir deine Krankheit, welche ich in fremde Länder schicke. Wobei er noch eine Menge biblischer Sprüche gebrauchte. Oder er beschrieb Zettelchen mit dem hebräischen Jehova, beschnitt die Nägel an Händen und Füßen, immer einen Finger und dann eine Zehe, schnitt Haare vom Wirbel ab, drückte Läppchen auf die leidenden Teile, band Kräuter auf die Fußsohlen, verordnete Süßholz in Wasser zu trinken, Borsdorfer Äpfel mit Zuckerkandis zu essen, ließ sich ungerade Geld vorausgeben, zum Beispiel 61 Zweigroschenstücke. Diejenigen aber, welche nicht vorausbezahlten, sondern nach glücklich vollendeter Kur so viel Taler geben wollten, waren Ungläubige, bei welchen er nicht wirken konnte. Einem Kaufmann, der ihn brauchte, erlaubte er, seine bisherigen zwei Ärzte fortzuschicken, weil dies seine Kur nicht unwirksam mache. Bei einer armen Frau, die ihm nichts voraus hat geben können, soll er sogar gesagt haben: »Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen!«

Nach der Versicherung seines Wirts soll er nachts wie unsinnig in der Stube herumgelaufen sein. Die Wiederherstellung seiner Patienten verschob er immer auf drei, sieben oder neun Wochen. es kamen Leute vom Lande herein, um von ihm geheilt zu werden, und man holte ihn darum auch aufs Land.

An anderen Orten maß er unter anderen Gaukeleien seine Patienten auch mit einem roten Band. Dass er viel Geld entnehmen musste, konnte man unter anderen auch daran abnehmen, dass er mit Extrapost fuhr. Mehrmals, wenn er auf Befehl der Obrigkeit eine Gegend räumen musste, legten die, welche von ihm sich wollten heilen lassen, Fürbitten bei der Obrigkeit ein. Einem 36-jährigen Bauerknecht erteilte er einst ein Gutachten, welches aber durch verkehrte Anwendung dieses Menschen sehr übel ausschlug. Er riet ihm nämlich in ein warmes Bad, etwa das Karlsbad zu gehen. Der Knecht hatte keinen Begriff von der Beschaffenheit warmer Bäder und meinte, es käme bloß darauf an, seinen Körper in einen außerordentlichen Schweiß zu bringen. Dazu wählte er folgendes Mittel. In einem nahe bei seines Vaters Haus befindlichen Backofen, der zwei Tage nacheinander geheizt worden war, schob er, als das Brot kaum heraus war, ein Brett, versetzte das Einheizloch über die Hälfte, um die Hitze beisammenzuhalten, und kroch hinein, so lang er war. Er wurde aber vom heißen Dunst gleich so sehr betäubt, dass er das Brett verfehlte und mit dem Bauch auf die glühenden Steine der unteren Füllung des Backofens zu liegen kam und sich jämmerlich verbrannte. Der Schmerz riss ihn aus der Betäubung, sodass er zu schreien und zu wehklagen anfing und die seinen, die von dieser Schwitzkur nichts wussten, hinzusprangen und ihn halb gebraten herauszogen. Das Gesicht, die Hände, die Brust und Arme waren erbärmlich zugerichtet; am schlimmsten aber die eine Kniescheibe, welche, der dienlichsten angewandten Mittel ungeachtet, lange nicht heilen wollte. Die große Zehe an dem einen Fuß war ganz weggebrannt.