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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 93

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Indianische Bärenjagd

In den nördlichen Teilen des amerikanischen Kontinents können die unterirdischen Verstecke des Schwarzbären leicht durch den Nebel entdeckt werden, der stets über dem Eingang seiner Höhle hängt, da die Hitze und das Atemholen des Tieres verhindert, dass die Öffnung dieser Höhle sich gänzlich schließt, wenn auch der Schnee noch so tief liegt. Da der Schwarzbär gewöhnlich sein Winterquartier bezieht, ehe eine bedeutende Quantität Schnee gefallen ist und sich vor Ende März oder Anfang April nicht wieder aus derselben wagt, so bringt er mindestens einen Zeitraum von vier Monaten in einem Zustand von Erstarrung zu, während welcher Zeit er keine Nahrung zu sich nimmt. Es ist deshalb nicht sehr zu verwundern, dass der Bär, obwohl er außerordentlich fett in sein Winterquartier zieht, dasselbe nichtsdestoweniger im Frühjahr als ein trauriges Bild der Abmagerung verlässt.

Zuweilen töten die Indianer den Schwarzbären auf folgende Weise: Sie verrammeln die Öffnung seiner Höhle mit Holzblöcken, brechen dann plötzlich die Decke derselben auf und töten das Tier entweder mit Speeren oder mit Büchsen. Diese Methode wird jedoch sowohl für feige als auch für grausam gehalten, da der Bär weder entwischen kann noch imstande ist, seinen unbarmherzigen Würgern den geringsten Schaden zuzufügen. Die nördlichen Indianer entfalten große Geschicklichkeit in der Art und Weise, mit welcher sie die Schlinge um den Hals des Tieres werfen. Allein die barbarische Manier, ihn entweder mit dem Beil oder dem Tomahawk zu töten, nachdem er aus seiner Höhle hervorgelockt ist, zeugt von der Rohheit der Indianer.

Zuweilen wird er in starken Stahlfallen gefangen, die an einen Baum gekettet und ihm in den Weg gelegt werden, welcher zuvor teilweise mit Blut befleckt wurde, dadurch, dass man den Leichnam eines frisch getöteten Tieres über denselben hinzog. Manchmal ersetzt eine Schlinge, die von einem starken Baumzweig herabhängt, die Stelle der Falle, nachdem man den Weg des Bären auf eine ähnliche Weise vorbereitet hat. Der Bär, dessen Geruchsvermögen außerordentlich scharf ist, folgt stets dem Pfad, auf welchem ein getötetes Tier fortgeschleift wurde, selbst wenn auf demselben keine Spur geblieben ist, die von irgendeinem menschlichen Wesen entdeckt werden könnte.

Gewöhnlich wird dieser Bär mit zwei bis drei gut dressierten Hunden gejagt. Sobald er bemerkt, dass er verfolgt wird, läuft er gewöhnlich acht bis zehn Meilen und zuweilen noch weiter in gerader Linie vorwärts. Wenn ihm jedoch die Hunde nahekommen, so stellt er sich auf die Hinterfüße, schlägt nach ihnen mit seinen Tatzen. Die Streiche, welche er mit denselben führt, sind so gewaltig, dass sie den stärksten Hund augenblicklich zu Boden strecken. Die große Kunst, diese Hunde zu dressieren, besteht darin, dass man ihnen lehrt, diese Streiche zu vermeiden und das Tier zu ermüden, bis es gänzlich erschöpft ist. Wenn dies geschehen ist, klettert der Bär auf einen Baum bis zu einer Höhe von zwanzig bis dreißig Fuß vom Boden. Die Hunde bleiben an der Wurzel des Baumes stehen und bellen solange, bis der Jäger erscheint. Sobald derselbe angelangt ist, lässt sich der Bär auf den Boden fallen, nicht um denselben anzugreifen, sondern um sich aufs Neue anzustrengen, der nun vergrößerten Anzahl seiner Verfolger zu entkommen. Da er jedoch sowohl durch die Anstrengung des Kletterns als auch durch den Fall in Hitze geraten ist, obwohl Bären infolge ihres Körperbaus und der Natur ihrer Körperbedeckung durch Fallen weit weniger Schaden leiden als alle anderen Tiere ihres Gewichtes, so werden ihm die Hunde weit beschwerlicher als vorher. Hierauf versucht er, seine Zuflucht abermals auf einem Baum zu nehmen. Er klettert dann so hoch, wie der Baum imstande ist, ihn zu tragen, und sucht sich unter dem dichten Laub zu verbergen. Der Jäger schlägt nun gegen den Stamm des Baumes, als ob er denselben niederhauen wollte, was den Bären bald in Bewegung bringt. Er begibt sich nun bis an die äußerste Spitze eines langen hoch oben am Baum befindlichen Zweiges, wo er sich dann beinahe in die Form einer Kugel zusammenzieht und sich häufig von einer solchen Höhe herabfallen lässt, dass er mehrere Fuß vom Boden in die Höhe zurückprallt, als wäre er aus einer elastischen Substanz gemacht. Nun erhebt er sich wieder, immer noch unbeschädigt von seinem Fall und sucht sein Heil in der Flucht wie zuvor. Seine Anstrengungen sind jedoch so viel größer als die seiner Verfolger, dass sie ihn mit der Zeit gänzlich ermüden. Er wird letztendlich erschossen, entweder wenn er sich in die Höhe richtet, um mit den Hunden zu kämpfen, oder wenn er den Versuch macht, sich hinter einem Baumstamm zu verbergen. Dies ist die Art und Weise, Bären zu jagen, wo es Bäume gibt, aber in den großen offenen Prärien läuft der Bär viel weiter und die Jagd ist weit hitziger, ausgenommen, wenn auf den Bären schon zu Beginn des Jagens geschossen wird. Wenn der Schütze jedoch nicht sehr geschickt ist, so bleibt es immer eine gefährliche Sache, zu schießen, solange der Bär nicht erschöpft ist, denn der Schmerz erweckt seine ganze Stärke und bringt das Tier oft in eine solche Wut, dass oft Jäger und Hunde in der größten Gefahr schweben.