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Perry Rhodan Band 2973 – Zirkus der Zerstörung

Uwe Anton
Perry Rhodan Band 2973
Zirkus der Zerstörung

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 10. August 2018, 68 Seiten, € 2,20, Titelbild: Arndt Drechsler, Innenillustration: Swen Papenbrock

Ein Zirkusroman? Er beginnt in den terranischen Alpen, durch die ein Haluter wandert. Seine geistigen Vorgänge sind verwirrt, die Konflikte zwischen seinem blitzschnell und mit mathematischer Logik denkenden Planhirn und dem Sitz seines Bewusstseins, dem erkrankten Ordinärhirn, das die durchwanderte Gegend als Tannheimer Berge nahe der Zugspitze spezifiziert, worauf er mit Irritation reagiert, kann Fembor Aosher nicht mehr kontrollieren.

Auf seinen drei Meter langen, zehn Kilogramm schweren Wanderstab aus Kohlennanofasern gestützt, überlegt der dreieinhalb Meter große Gigant, ob die Haluterpest ein zweites Bewusstsein im Planhirn entstehen ließ. Den Stab braucht der Vierarmige, weil er seinen Anzug auf die heimatliche Belastung von 3,6 Gravos eingestellt hat, die Alpen also mit einem Körpergewicht von 7,2 Tonnen durchklettert, um auch ein wenig Herausforderung zu haben.

Fembor Aosher arbeitet im Zirkus der Zerstörung, einem Spektakel, bei dem er seine enorme Körperkraft einsetzt und die Fähigkeit, auf zwei Beinen und vier Armen bis zu 120 Stundenkilometer zu laufen und seinen Körper durch Strukturumwandlung unempfindlich gegen Vakuum und den Beschuss diverser Energiewaffen, ergo zum ernstzunehmenden Gegner von Kampfrobotern zu machen. Im weiteren Verlauf des Romans werden wir mehr vom Zirkus der Zerstörung erleben.

Die Innenillustration von Swen Papenbrock zeigt den Haluter in Wanderkluft. Es fehlt der Krish’un, der Umhang der lemurischen Tamräte – Zeugnis seiner intensiven Beschäftigung mit der 50 Jahrzehntausende in der Vergangenheit liegenden, dunklen Epoche des Vernichtungsfeldzugs seines damals noch wilden Volkes gegen die Vorfahren der Menschheit. Seiner wiegt 150 Kilogramm, und es kostete ihn endlose Diskussionen, das Kleidungsstück in die bestehende, ihm modisch zusagende Form zu bringen, denn es ist in Wirklichkeit ein Matten-Willy namens Notnagel. Der hat seinen schwammigen Kugelkörper lang und flach gemacht, um seinem Freund diesen Wunsch zu erfüllen.

Der kleine Junge, der in der Innenillustration Fembor Aosher anspricht, heißt Maximilian-Alexander, und er erkennt den Giganten als Zirkusstar. Im Gegenzug bekommt er Offenbarungen, die ein Kind eigentlich überfordern, dass Fembor sich mit Wandern von den Symptomen der Haluterpest ablenkte. Fembor verschweigt, dass blindwütiges Toben, die sogenannte Drangwäsche, droht und er sich einen Sprengsatz zwischen die beiden Gehirne hat implantieren lassen, damit sein Freund Notnagel im Notfall ein Massaker verhindern kann, indem er die Sprengung auslöst. Der kleine Junge bekommt eine Einladung, mit Schwester und Eltern einer Vorstellung auf den besten Plätzen beizuwohnen, inklusive einer Transmitterpassage nach Terrania City. So wird er Zeuge der Ereignisse.

Der zweite Handlungsstrang dreht sich um die prominenten Protagonisten, die auch im Personenkasten stehen: den Arkoniden Atlan, Mausbiber Gucky, die Lügnerin Tamareil und Reginald Bull. Atlan ist auf seiner weiten Wanderung nach der Rückkehr aus den Jenzeitigen Landen bis zum Merkur gelangt. Das Durchqueren des TERRANOVA-Schirms gelang mithilfe der in einem sehr weiblichen Roboterkörper steckenden Pedotransfererin Tamareil, die seitdem als eine Art zweiter Extrasinn in seinem Verstand steckt. So hat nicht nur Fembor Aosher, sondern auch Atlan das durchdringende Gefühl, sich eine Schizophrenie eingefangen zu haben.

Schauplätze sind Asalluc City auf Merkur, dem sich unsere Helden in einem sich durch das merkurische Gestein fräsende Lithosphärenfahrzeug nähern, und der rekonstruierte Jupitermond Neo-Ganymed, auf dem Reginald Bull sich aufhält. Man geht durch Terrania, wo die Bevölkerung lebhaft und kontrovers über Ziele und Stärke des Techno-Mahdi diskutiert. In der Stahlorchidee trifft man Hekener Sharoun. Der wiederum erfährt während einer Trivid-Diskussion mit dem Techno-Mahdisten Abalard Cossu, welchen Zusammenhang es zwischen dem Techno-Mahdi und dem ominösen Projekt Genesis gibt. Was soll da geschaffen werden? Eine neue Menschheit, eine neue Mächtigkeitsballung? Und wie? Wie wehrt sich ein demokratisch gewählter Politiker gegen dermaßen perfekte Retter wie die Techno-Mahdisten?

In diesem Panorama bewegen sich unsere Helden, und es geschieht viel. Die beeindruckende Feinarbeit im Roman offenbart sich dem aufmerksamen Leser. An der Oberfläche bleibt das eine oder andere beiläufig und reizarm. Die Bestandteile sind eventuell sogar zu gut und zu gründlich verfugt.

Dem Ende des Romans ist ein Cliffhanger angefügt, der einen neuen Handlungsabschnitt einleitet. Er überrascht mit dem Auftauchen der schönen Frau auf dem Titelbild. Sie ist das Aggregat Etain. Ihr Schiff heißt nach einer im Jahr 2512 verstorbenen Biologin FLORENCE LAMAR. Damals starben alle Besatzungsmitglieder bis auf eins – Lotho Keraete, der später zum Mann aus Metall und zum Boten von ES wurde. Adam von Aures will die Scheibenwelt Wanderer angreifen, Imperator Bostich ist mit der GOS’TUSSAN II vor Ort. Die FLORENCE LAMAR fliegt, von Kristallschirm und Heimatflotte unbeeindruckt, ins Solsystem ein. Das sieht nach Stoff für sehr viel Ärger aus. Zumal der Folgeroman von Susan Schwartz den Titel Anschlag auf Wanderer trägt.

Klubnachrichten 550

In der Heftmitte findet sich die von Hermann Ritter zusammengestellte vierwöchige Beilage, die einen aktuellen Überblick über die gedruckten Fanzines und ihre Bestelladressen gibt. Im digitalen Zeitalter ist dies ein wertvoller Beitrag zum Erhalt von auf Eigeninitiative und ehrenamtlich betriebenen Druckerzeugnissen, die ohne kommerzielle Absicht und Stromlinienförmigkeit betrieben werden.

Die Lese- und Hörprobe ist hier zu finden.

(at)