Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 12

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Mikita verlangt ein großes Opfer

Im Jahr 1788 ereignete sich in Galizien, vier Meilen von Lemberg, mit einigen pfälzischen Kolonien, die ihrer Liederlichkeit wegen den gehofften Vorteil bei der Landeskultur nicht sahen, folgende Begebenheit:

Verschiedene Männer hatten sich im Sommer des benannten Jahres beredet, mit Frauen und Kindern wieder heimlich fort und zurück in das Reich zu gehen. Nur die Ausführung hatte Schwierigkeiten, die sie gern ohne viele Mühe auf die Seite schaffen wollten. Dazu schien ihnen nichts bequemer, als Unsichtbarkeit. Diese wollten sie von einem lahmen russischen Bauern erkaufen, der in der Mitte des Mostyer Waldes wohnte. Lorenz Gabels Sohn Peter, einer von den Kolonisten, war Dolmetscher und erklärte, dass der russische Bauer nach empfangenem Geschenk versprochen habe, sie mit Frau und Kind, Wagen und Pferden drei Tage unsichtbar und in dieser Zeit in das Reich zu bringen. Er gab ihnen am Ende ein Fässchen voll rötlichen Wassers, womit sie sich nackt unter gewissen Zeremonien waschen und dann unsichtbar werden sollten. Sie verlangten auch Geld und bekamen Kräuter und Samen, der sich jenseits der Grenze in Geld verwandeln würde. Die Probe mit dem Wasser schlug indes fehl. Der Zauberer glaubte, sie müssten etwas versehen haben, und gab ihnen für ihr bares Geld aufs Neue Wasser. Sie machten es aber wieder nicht recht, blieben sichtbar und hatten weniger Geld als vorher. Kurz darauf sprachen einige auf dem Marktplatz zu Zolkiew von ihrem Vorhaben.

Einer rief aus: »Alles könnte angehen, wenn nur das verfluchte Geld nicht mangelte!«

Da trat ein Mann zu ihnen, der sie belauscht hatte, und bot seine Dienste an. Er brachte ein altes Weib, die Jendrzowa, welche die Männer zu sich nach Skwarzawa bestellte, um ihnen dort durch übernatürliche Dinge Geld zu verschaffen. Hierzu war eine gewisse Quantität Zucker, ungesalzene Butter, Branntwein, Tabak und Leinwand nötig, die sie mitbringen mussten. In der Folge, da die Erwartung der Leute recht angespannt war, mussten sie auch Geld bringen. So gingen Vieh, Getreide und Ackergeräte darauf. Der kleine Peter Gabel war in Skwarzawa Dolmetscher, in Zolkiew war es der jüdische Mann, der nun nicht mehr zum Vorschein kam. Das Weib schritt nach Empfang des Verlangten bald zum Werk und führte die Männer in den Wald, wo sie ohne weitere Umstände den Geist Mikita erscheinen ließ, der als Mensch König gewesen, und weil er seinen Vater ermordet hatte, in diesen Wald gebannt war.

Lorenz Gabel beschreibt seine Gestalt folgendermaßen: Er ist von Statur wie ein Baum groß, dick wie ein Fass, hat eine große Gosche und lange Zähne, die ihm zum Maul herausstehen. Seine Augen sind groß und rund wie Topfstürzen. Er geht in deutscher Kleidung, über der er einen violettblauen Mantel trägt, und hat einen runden Hut auf dem Kopf.

König Mikita fragte mit Ungestüm, was sie haben wollten. Antwort: »Geld!«

»Wie viel?«

»Jeder eine Million Dukaten!«

»Die sollt ihr haben. Wollt ihr sonst noch was?«

»Wir möchten auch gern unsichtbar und mit dem Geld in 24 Stunden in der Pfalz sein.«

»Auch das soll geschehen. Aber was gebt ihr mir dafür?«

Nun musste Peter, der so weit gedolmetscht hatte, fragen, was er verlange. Kaum hatte aber der Geist darauf geantwortet, so fing Peter zu nicht geringem Schrecken seiner Prinzipalen ein Zetergeschrei an, fiel seinem Vater zu Füßen und bat um Gottes willen, er möchte ihn nicht dem Satan geben. Hieraus ergab sich denn, dass der Geist kein geringeres Opfer als den kleinen Dolmetscher verlangt hatte. Gabel tröstete seinen Sohn, dass er ihn nicht um die halbe Welt zum Teufel geben würde. So zerschlug sich dieses Mal die Unterhandlung.

Das Weib machte indes Hoffnung, dass sich der Geist vielleicht mit einem anderen Kind begnügen würde, wenn sie ihn zum zweiten Mal rufen ließen. Sie möchten nur Tabak, Branntwein und dergleichen mitbringen. Zu einem zweiten Besuch bei dem Geist wollte sich Peter erst nicht verstehen und musste mit Hunger dazu gezwungen werden. Die Männer hatten nach reifer Überlegung beschlossen, dem König Mikita zwei Waisen zu geben, die einer der Kolonisten, namens Magsamen, bei sich in der Kost hatte. Allein der Geist wollte bei der zweiten Erscheinung schlechterdings nichts fremdes, sondern ein Kind vom eigenen Geblüt dieser Männer. Daher wurde wieder nichts ausgemacht. Nun entschloss sich Magsamen das Kind herzugeben, womit seine Frau eben damals schwanger war. Aber auch das nahm Mikita als eine ungeborene Frucht nicht an. Also wollte endlich ein anderer, namens Resch, seinen zwölfjährigen Sohn Adam mit der Bedingung liefern, dass ihm die anderen deswegen nie einen Vorwurf machen sollten. Aber nun hatte sich der Geist anders besonnen. Er erklärte nach einigen fruchtlosen Erscheinungen, dass er ihnen wegen anderer Geschäfte nicht länger Audienz geben könnte. Er könne nun kein Kind mehr brauchen und müsse einen Mann aus ihren Mitteln haben. Darüber zerschlug sich denn aus triftigen Gründen das ganze Geschäft. Die Kolonisten wählten einen ganz natürlichen Weg, durchzugehen, auf dem sie aber erwischt und zurückgebracht wurden.