Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel IV, Teil 3

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel IV, Teil 3

Werfen wir zuerst unsere Blicke auf Sparta und Athen, diese so hoch gerühmten Freistaaten des alten Griechenlands. Waren sie nicht der Sitz der schmachvollsten, die Menschheit entehrendsten Sklaverei? Wurden hier nicht die Menschen wie die Schweine, Rinder, Kälber und anderes Vieh verhandelt und oft noch schlimmer behandelt? Namentlich die unglücklichen Heloten. Waren ihre Schicksale, ihre gesunden Gliedmaßen, ja ihr Leben nicht in den Händen eines jeden, der so viel Obolen besaß, ein so unglückliches Geschöpf kaufen zu können, und der es dann nach seinen Launen, nach Lust und Gefallen misshandeln konnte und misshandelte? Aber Bürger und Volk, meinst du, waren doch glücklich und frei. O ja, geh und schlage das Buch der Geschichte auf und siehe wie Bürger und Volk, wie das Leben, Hab und Gut jedes Einzelnen und seiner Familie fortwährend dem Willen und den Gewaltstreichen derjenigen preisgegeben waren, die es verstanden, sich einen Anhang zu schaffen und dann mit ihren Helfershelfern Volk und Bürger auf das Blutigste und Grausamste tyrannisierten und Tausende in Verbannung und Elend jagten oder durch das Beil des Henkers aus der Welt schafften, während Ränkemacher, Schurken und Bösewichter und ihre Angehörigen sich der Güter der Verjagten und Ermordeten bemächtigten und sie mit ihren Spießgesellen verprassten. Freilich entging ein solcher Tyrann selten dem wohlverdienten Schicksal, aber dann übernahmen oft ein Dutzend andere, noch abscheulichere Wüteriche seine Rolle und hausten noch zehnmal ärger. Die Parteien verfolgten und mordeten sich gegenseitig auf das Grässlichste, und die Bürgerkriege machten Bürgerblut in Strömen in den Straßen der Städte fließen. Nur in solchen Staaten konnte ein Sokrates den Giftbecher trinken und ein Aristides verbannt werden.

Noch grausamer und scheußlicher ging es in der afrikanischen Republik Karthago zu, wo Menschenopfer gesetzlich waren, wo jeder Feldherr der Republik, der einen Fehler beging oder auch nur das Unglück hatte, dem eben am Ruder stehenden Tyrannen zu missfallen, dieses Missfallen mit dem Leben büßen musste. Aber Rom, die mächtige, weltbeherrschende Republik, die machte wohl eine Ausnahme, meinst du? Allerdings, denn hier schmachtete außer den wirklichen Sklaven noch das ganze Volk, und zwar vom Sturz der Könige bis auf des Kaisers Augustus Zeiten, in der schmählichsten Knechtschaft und Sklaverei, und war der grausamsten Tyrannei seiner Bedrücker preisgegeben, und jeder hartherzige Wucherer konnte seinen armen zahlungsunfähigen Schuldner nicht nur ins Gefängnis werfen und bei Wasser und Brot verschmachten, sondern auch ungestraft peitschen, schlagen, schinden und misshandeln lassen!

Trotz aller Versuche konnte sich das arme Volk, so lange die Republik währte, nie ganz von diesen furchtbaren Ketten losmachen, sondern erlangte höchstens eine kleine Erleichterung auf kurze Zeit, wenn die Herren seiner bedurften, um auswärtige Feinde abzuhalten oder die Verzweiflung über die nicht mehr zu ertragenden Fesseln sich des Volkse zu bemächtigen drohte. Alle Augenblicke war man genötigt, einen Diktator zu ernennen, das heißt einen Mann, der die unumschränkteste Gewalt über das Leben, die Freiheit, das Vermögen eines jeden Bürgers hatte. Nur in einem solchen Freistaat konnte ein Sulla, der Rom und die Provinzen in Mördergruben verwandelt hatte, Söhne und Sklaven bezahlte, ihre Väter und Herren zu morden, und die rechtschaffensten Bürger in die Acht erklären oder erwürgen ließ, um ihr Vermögen einzuziehen, von einem erbärmlichen republikanischen Senat zum immerwährenden Diktator ernannt werden! In welchem monarchischen Staat hat wohl je ein ähnlicher Despotismus geherrscht, wie in der weiland durchlauchtesten Republik Venedig, wo man die Menschen, denen nur ein freies Wort entfiel, verschwinden ließ, als habe sie der Wind weggeblasen, in Mördergruben warf, wo sie nie mehr das Tageslicht erblickten und man die Fische mit ihren Leichnamen sättigte? Und wer schaudert nicht vor den entsetzlichen Gräueln, die in den italienischen sogenannten Freistaaten des Mittelalters von Hunderten von republikanischen Tyrannen verübt wurden, wo Mord, Totschlag und Vergiftungen beständig an der Tagesordnung waren? Wem ist nicht das hohe Glück der Schweizerrepubliken bekannt, wo fast alle Ämter und einträglichen Stellen rücksichtslos an die Kreaturen der einflussreichen Familienhäupter vergeben werden, wo Batzenhochmut und Familienaristokratie solange den Zepter schwangen, und wo jetzt die republikanische Geisel mit all dem ihr anklebenden Unsinn so mächtig geschwungen wird? Und dann die vier deutschen Republiken samt Krakau? Und die südamerikanischen Freistaaten! Aber die vereinigten Staaten von Nordamerika, ja so, das ist die Musterrepublik, das republikanische Eldorado, auf welches alle Radikale hinweisen. Dort liegt der Hase im Pfeffer. Schade nur, jammerschade, dass in einem Großteil dieses gepriesenen Paradieses, gleichwie in Sparta, Rom und Athen, die Sklaverei, dieser große Schandfleck der Menschheit, nicht nur durch das Gesetz gutgeheißen wird, sondern sogar einem jeden, der sich unterfängt, ein Wörtchen gegen diesen sauberen Handel zu sprechen oder zu schreiben, oder auch nur die armen, oft schrecklich misshandelten und gepeitschten Sklaven zu bedauern, wenn er sich in einem der Staaten befindet, in denen die Sklaverei gesetzlich gehandhabt wird oder man seiner habhaft werden kann, ohne weiteren Prozess aufknüpft, totschlägt oder wie man ihm sonst das Lebenslicht ausblasen kann und ihm somit auf das Unwidersprechlichste beweist, wie großes Unrecht er hatte, an der Vortrefflichkeit dieser gesetzlichen Schändlichkeit zu zweifeln. Und die vortreffliche Regierung bleibt stumm wie ein Fisch, und wenn auch die Herren und sogar deren Weiber die armen Sklaven peitschen lassen, bis sie tot niederstürzen! Die amerikanischen Republiken sind noch die einzigen Staaten in der ganzen getauften Welt, wo der Menschenhandel gesetzlich getrieben wir! Aber in dem Teil der Staaten, wo der Sklavenhandel nicht. besteht, ist doch gewiss die vollkommenste Freiheit zu Hause, meinst du? Allerdings; nur dass diese Vollkommenheit in jedem derselben von einer anderen Art ist. Was in dem einen Staat das Gesetz erlaubt, vielleicht sogar fordert, das verbietet und bestraft es in dem anderen, sodass man sich in diesem Labyrinth der heiligen Justiz immer verstrickt und oft nur mit dem Verlust seiner Habe und seines Gutes wieder herausfindet. Die Schmutzigste aller Aristokratien, die des Mammons, bebt schon allenthalben ihr ekelhaftes Medusenhaupt in den vereinigten Staaten empor, und in Kurzem wird alle Macht und Gewalt, da wo dies nicht schon der Fall ist, in den Händen der reichen Familien und ihrer Kreaturen und somit der drückendste Despotismus von allem an der Tagesordnung sein. Aber Abgaben und Steuern sind doch so unbedeutend, dass man sie kaum spürt, und dabei Überfluss in allen Klassen hat!

He da, frage doch nur diejenigen, die in diesem Paradies der Freiheit waren und ihr Glück und Heil daselbst suchten, wie schrecklich sie enttäuscht wurden und dem Himmel dankten, wenn sie noch die Mittel auftreiben konnten, um je eher je lieber den Weg zur teuren Heimat wieder zu betreten. Sie werden dir sagen, dass, wer nicht gleich Bären, Wölfen und anderen Raubtieren in den öden Wildnissen, sondern unter Menschen in Städten und Flecken leben will, der ungeheuren Teuerung halber, kaum das Notdürftigste aufzutreiben vermag, und schon oft, während die öffentlichen Kassen überflossen, waren die der Bürger leer, und der ganze Handelsstand einem Generalbankrott nahe.

Dies wäre ungefähr ein leichter Umriss der hochgepriesenen republikanischen Freiheit, Gleichheit und Glückseligkeit, wobei ich das furchtbar blutige Gespenst, dem in den Jahrbüchern der Weltgeschichte nichts Ähnliches zur Seite steht, der weiland ein- und unteilbaren französischen Republik, die uns noch in ganz frischem Andenken ist, so wie der vielen verunglückten Versuche der neuesten Zeit, das Wohl der Staaten durch republikanische Institutionen zu gründen, gar nicht erwähnt habe. Aber jedem Narren gefällt seine Kappe, und es hat ja auch Narren genug gegeben, welche die rote blutige Jakobinermütze für die schönste Zierde ihres Kopfes hielten, obwohl sie diese seltsame Liebhaberei mit eben diesem Kopf bezahlen mussten. Doch de gustibus non est disputandum. Behauptete doch einst ein Erzradikaler, eine jede Regierung ohne Ausnahme sei ein Ungeheuer und müsste es der Natur der Sache nach sein. Deshalb sei es besser, jeder lebe wie der Eisbär allein und für sich, in fast unzugänglichen Eisfeldern.

Wir wollen einmal die erste Behauptung als wahr annehmen, so frage ich doch alle, die nun gerade nicht die Natur der Eisbären haben und wie diese leben wollen, ob ein vielköpfiges Ungeheuer nicht weit schlimmer als ein einköpfiges ist, besonders wenn, wie bei einem republikanischen Monstrum, für jeden abgeschlagenen Kopf, wie bei der Lernäischen Schlange, wieder doppelt so viele emporschießen, für die sich nicht immer gleich ein Herkules oder ein Napoleon findet, der sie durch Brennen und Sengen endlich zu vertilgen versteht.

Was nun gar die Gleichheit anbelangt, welche diese Radikalen allen Einfaltspinseln vorspiegeln und versprechen, so sollte man es kaum für möglich halten, dass es Menschen gibt, welche den Wahn und Unsinn so weit treiben, dass sie ganz gegen den offenbaren Willen des allmächtigen Weltschöpfers eine in jeder Hinsicht vollkommene gesellschaftliche Gleichheit unter den armen Menschenkindern einführen wollen, ein Ding, so unmöglich, als ein vom Rumpf getrenntes Haupt wieder aufzusetzen, was selbst der Teufel nicht vermag. Freilich ist es bei den meisten dieser Leute nur ein Köder, durch den sie hoffen, die Dummköpfe für ihre selbstsüchtigen Zwecke zu gewinnen. Diese radikalen Männer einer absoluten Gleichheit sind noch bei Weitem nicht mit einer Gleichheit der Rechte und vor dem Gesetz zufrieden, sondern sie verlangen und predigen eine in jeder Hinsicht vollkommene Gleichheit.

Sie geben vor und behaupten, ein jeder Mensch müsse ohne Ausnahme der Person, ohne Rücksicht auf seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten in der menschlichen Gesellschaft mit jedem anderen völlig gleichgestellt werden, d. h. sie wollen, dass ein jeder gerade so viel Vermögen, so viele Güter, so viel Einkommen und in jeder Hinsicht ganz dieselben Ansprüche und Rechte habe wie der andere. Dies machen wenigstens die radikalen Gleichheitshelden dem großen Haufen, den etwas kurzsichtigen und beschränkten Leichtgläubigen weiß, unter denen sie, besonders bei solchen die nichts zu verlieren haben, Anhang finden. Diese guten Leute bedenken aber nicht, dass eine solche Gleichheit so lange im Reich der Unmöglichkeit liegt, als der Schöpfer selbst die Gaben der Natur nicht völlig gleich unter die Menschheit verteilt hat. So lange er den einen gerade, den anderen krumm, den einen klug, den anderen dumm, den einen schön, den andern hässlich das Licht der Welt erblicken lässt, ja so lange der eine nur um einen Gran mehr Appetit als der andere hat, so lange es verschiedene Alter und Geschlechte gibt, kurz, so lange alle Menschen nicht gleich den Nürnberger Bleisoldaten mit gleichem Gewicht aus einer Form gegossen werden, so lange bleibt eine derartige Gleichheit unter den Menschen eine Chimäre, ein Hirngespinst ohne Sinn, mit dem dem Bettler ebenso wenig gedient wäre wie dem Millionär. Beide würden in den nächsten 24 Stunden, die längste Dauer dieser Gleichheit, dieselbe verwünschen. Leute, die eine solche wollen oder predigen, gehören entweder zu dem großen Haufen der Schafsköpfe oder zu dem der Heuchler, welche diese Gleichheit zur Lockspeise an der Angel machen, mit der sie die Schwachköpfe und Narren fangen wollen, um mit ihrer Hilfe durch Raub und Mord ihre Freiheit zu begründen, und sich ihrer zu ihren herrsch- und gewinnsüchtigen Zwecken zu bedienen, dann aber, wenn die Zitrone ausgedrückt, verächtlich die Schale wegwerfen würden. Aber diese kurzsichtigen Betrüger sind in der Regel auch die Betrogenen. Unglücklicherweise sind sie aber auch diejenigen, welche das Gedeihen der möglichen Gleichheit und einer wahren Freiheit sowie das Wohl der Völker aufhalten, indem sie wie die Schmarotzerpflanzen den Wuchs des Edelsten der Bäume hindern, denn ohne dieses Ungeziefer, diese Afterliberalen, wären Völker und Regierungen schon unendlich weiter vorangeschritten und glücklicher!

Diese liberalen Helden haben einen Begriff von der Freiheit wie das Schwein von der Reinlichkeit. Diese modernen Freiheitsmänner bestehen aus zwei Hauptgattungen, von denen freilich die Naturgeschichte keine Meldung tut, nämlich Betrüger und Betrogene oder Schurken und Schafsköpfe. Die Letzteren, zu denen auch du gehörtest, sind blödsinnige fanatische Affen, die gehorsamen Knechte der Ersteren, denen sie als blinde Werkzeuge und Maschinen dienen, die keinen anderen Götzen kennen als ihren Willen, und die ein Abschaum von Verrücktheit, Unsinn, Unduldsamkeit und Schlechtigkeit, blutdürstige Raubtiere der ekelhaftesten Gattung sind. Die anderen, die Schafsköpfe, sind wahre Muster von Albernheit und Sklavensinn, stumpfsinnige Maschinen mit niedrig knechtischem Gehorsam gegen im Finsteren schleichende Schufte, die sie nicht einmal kennen und denen zu Gefallen sie sich sogar zum feigsten und niederträchtigsten aller Verbrechen, zum Meuchelmord hingeben. Diese dummen Teufel sind die willenlosen Werkzeuge der ins Fäustchen lachenden Bosheit und lassen sich auf die plumpste Weise missbrauchen. Sieh, so sind fast alle die Helden beschaffen, die da die Weltverbesserer spielen und den bestehenden Regierungen ein Ende machen wollen, um selbst zu regieren, das heißt, um der Menschheit die Haut über den Kopf zu ziehen.

Libertiziden, Freiheitsmörder ist der Name, der diese Subjekte richtig bezeichnet, denn sie sind die größten und gefährlichsten Feindealler Freiheit, und jeder, der noch ein ganzes Hemd auf dem Leibe hat, sollte in seinem täglichen Gebet die Worte Der Herr behüte und bewahre uns vor solcher Brut, die da nichts will als unser Hab und Gut einschließen. Diese radikalen Tartüffe würden die scheußlichste, blutdürstigste und raubgierigste Tyrannei ausüben, wenn sie auch nur für Augenblick zum Unheil und Wehe der Welt und derMenschheit die Oberhand erhielten.«

»Höre, du bist doch sackgrob, Freund Asmodi, und scheust dich nicht, selbst mir, deinem Befreier, gewaltige Sottisen zu sagen«, fiel endlich Michel dem Hinkenden ins Wort.

»O, wenn man ein solches Treiben beleuchtet, da muss selbst dem Teufel noch die Galle übergehen. Doch mit was willst du dich heute zerstreuen, den Ärger verscheuchen?«

»Wir müssen uns auf Kosten der Schurken, Narren und Einfaltspinsel belustigen. Dies wird meinen Humor wieder beleben.«

»Wohlan! Wir wollen einige Besuche in verschiedenen Redaktionsbüros der Journalisten machen, sodann heute Abend die Jenny Lind und ihre Anbeter in Berlin besuchen, und später einer Muckerversammlung in der Schweiz beiwohnen. Ich hoffe, du wirst damit zufrieden sein.«