Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Die drei Musketiere 08

Alexander Dumas d. Ä.
Die drei Musketiere
1. bis 3. Bändchen
Historischer Roman, aus dem Französischen von August Zoller, Stuttgart 1844, überarbeitet nach der neuen deutschen Rechtschreibung

VIII.

Eine Hofintrige

Die vierzig Pistolen von König Ludwig XIII. nahmen, wie alle Dinge dieser Welt, nachdem sie einen Anfang gehabt hatten, auch ein Ende, und seit diesem Ende waren unsere vier Gefährten in eine Klemme geraten. Einige Zeit hatte Athos den Bund mit seinen eigenen Pfennigen unterstützt. Ihm folgte Porthos, und durch eine seiner gewöhnlichen Verschwendungen war es ihm gelungen, beinahe vierzehn Tage lang die Gesamtbedürfnisse zu bestreiten. Endlich kam die Reihe an Aramis, der sich auf das Zuvorkommendste auspfänden ließ und, wie er sagte, durch den Verkauf seiner theologischen Bücher einige Pistolen zu verschaffen wusste.

Man nahm nun, wie gewöhnlich seine Zuflucht zu Monsieur de Tréville, der einige Vorschüsse auf den Sold bewilligte. Aber diese konnten nicht lange ausreichen für Musketiere, welche mit vielen Rechnungen im Rückstand waren, und für einen Gardisten, der keine hatte. Als man endlich sah, dass alles zu Ende ging, raffte man mit einer letzten Anstrengung acht bis zehn Pistolen zusammen, mit denen Porthos spielte. Leider hatte er an diesem Tage kein Glück. Er verlor alles und überdies noch fünfundzwanzig Pistolen auf Ehrenwort. Nun wurde die Verlegenheit sehr bedenklich, man sah die Ausgehungerten auf den Kais und in den Wachstuben umherlaufen, wo sie sich von ihren auswärtigen Freunden so oft wie nur möglich zu Tisch laden ließen. Nach der Meinung von Aramis musste man in glücklichen Umständen rechts und links Gastereien aussäen, um im Unglück einige ernten zu können.

Athos wurde viermal eingeladen und nahm jedes Mal seine Freunde samt ihren Lakaien mit sich. Porthos fand sechs Gelegenheiten und ließ gleichfalls seine Kameraden daran Anteil nehmen. Aramis hatte acht. Es war dies ein Mensch, der wie man bereits wahrnehmen konnte, wenig Lärm und viel Geschäfte machte. D’Artagnan aber, der noch niemand in der Hauptstadt kannte, fand nur ein Schokoladenfrühstück bei einem Priester aus seiner Heimat und ein Mittagsbrot bei einem Kornett der Garden. Er führte sein Heer zu dem Priester, dem man seinen Mundvorrat für zwei Monate verzehrte, und zu dem Kornett, welcher Wunder tat. Aber man speist stets nur einmal, selbst wenn man viel speist, wie Planchet sagte.

D’Artagnan war daher sehr betrübt, dass er nur anderthalb Mahle, denn das Frühstück bei dem Priester konnte er nur für ein halbes Mahl zählen, seinen Gefährten als Wiedervergeltung für die Schmäuse anbieten konnte, welche Athos, Porthos und Aramis verschafft hatten. Er glaubte sich der Gesellschaft verpflichtet. Er vergaß in seiner jugendlichen Gutmütigkeit, dass er diese Gesellschaft einen Monat lang gänzlich ernährt hatte, und sein geschäftiger Geist fing an zu arbeiten. Er dachte, dass diese Verbindung von vier jungen, mutigen, unternehmenden, tätigen Männern einen anderen Zweck haben müsse, als müßige Spaziergänge, Fechtstunden und mehr oder minder geistreiche Späße. In der hat, vier Menschen wie sie, von der Börse bis zum Leben einander ergeben, Leute, die sich beständig unterstützten, vor nichts zurückwichen, die gemeinschaftlich gefassten Beschlüsse einzeln oder miteinander ausführten, acht Arme, welche allen vier Winden Trotz boten oder sich zu einem einzigen Punkt wandten, mussten unvermeidlich, ob nun unterirdisch oder am lichten Tag, ob nun untergrabend oder durchstechend, ob mit List oder mit Gewalt, sich einen Weg zu dem Ziel öffnen, das sie erreichen wollten, mochte es auch noch so gut beschützt, noch so weit entfernt sein. Das Einzige, worüber d’Artagnan erstaunte, war, dass seine Gefährten noch nicht an das gedacht hatten.

Er dachte daran, und zwar sehr ernstlich. Er zerbrach sich den Kopf, um eine Richtung für diese einzige, aber vierfach vermehrte Kraft zu finden, mit der man, wie er nicht zweifelte, wie mit dem Hebel, den Archimed suchte, die Welt aus ihren Fugen heben musste. Da klopfte es leise an seine Tür. D’Artagnan weckte Planchet auf und befahl ihm, zu öffnen.

Aus den Worten, d’Artagnan weckte Planchet auf, darf der Leser nicht schließen, es sei Nacht gewesen oder noch nicht Tag geworden. Nein, es hatte soeben vier Uhr nachmittags geschlagen. Planchet hatte zwei Stunden vorher von seinem Monsieur Mittagbrot verlangt und war mit dem Sprichwort abgefertigt worden: »Wer schläft, speist.« Und Planchet speiste schlafend.

Ein Mann von ziemlich einfacher Miene und bürgerlichem Aussehen wurde eingeführt.

Planchet hätte gern zum Nachtisch der Unterredung zugehört, aber der Bürger erklärte d’Artagnan, er habe ihm im Vertrauen etwas Wichtiges mitzuteilen und wünschte mit ihm unter vier Augen zu sein.

D’Artagnan ließ Planchet abtreten und hieß seinen Besuch sitzen.

Es herrschte ein kurzes Stillschweigen, währenddessen die zwei Männer sich ansahen, gleichsam um eine vorläufige Bekanntschaft miteinander zu machen, wonach d’Artagnan sich verbeugte, zum Zeichen, dass er zu hören bereit sei.

»Ich habe von Monsieur d’Artagnan als von einem sehr braven jungen Mann reden hören«, sagte der Bürger, »und dieser Ruf, in dem er gerechterweise steht, hat mich bestimmt, ihm ein Geheimnis anzuvertrauen.«

»Sprecht, Monsieur, sprecht«, sagte d’Artagnan, der instinktmäßig etwas Vorteilhaftes roch.

Der Bürger machte eine neue Pause und fuhr dann fort: »Ich habe eine Frau, welche Weißzeugverwalterin bei der Königin ist, und der es weder an Verstand noch an Schönheit gebricht. Man hat mich vor ungefähr drei Jahren veranlasst, sie zu heiraten, obwohl sie nur ein kleines Vermögen besitzt, weil Monsieur de la Porte, der Mantelträger der Königin, ihr Pate ist und sie ganz besonders begünstigt.«

»Nun, Monsieur?«, fragte d’Artagnan.

»Nun!«, versetzte der Bürger, »nun, Monsieur! Meine Frau ist gestern Morgen, als sie aus ihrem Arbeitszimmer ging, entführt worden.«

»Und von wem ist Eure Frau entführt worden?«

»Ich weiß es nicht gewiss, Monsieur, aber ich habe jemand in Verdacht.«

»Und wer ist die Person, die Ihr in Verdacht habt?«

»Ein Mann, der sie seit geraumer Zeit verfolgte.«

»Teufel!«

»Aber, Monsieur, ich muss Euch sagen«, fuhr der Bürger fort, »dass in alledem weniger Liebe als Politik zu suchen ist.«

»Weniger Liebe als Politik?«, erwiderte d’Artagnan mit sehr nachdenklicher Miene, »und wen habt Ihr in Verdacht?«

»Ich weiß nicht, ob ich Euch meinen Verdacht offenbaren soll …«

»Monsieur, ich muss Euch bemerken, dass ich durchaus nichts von Euch verlange. Ihr seid zu mir gekommen, Ihr sagtet, Ihr habt mir ein Geheimnis anzuvertrauen. Tut, wie es Euch beliebt, Ihr habt noch Zeit, Euch zurückzuziehen.«

»Nein, nein, Monsieur, nein, Ihr habt das Aussehen eines ehrlichen jungen Mannes, und ich vertraue Euch. Ich glaube also nicht, dass meine Frau wegen ihrer eigenen Liebschaften, sondern wegen der Liebschaften einer viel vornehmeren Dame verhaftet worden ist.«

»Ah! Ah! Etwa wegen der Liebschaften der Frau von Bois-Tracy?«, rief d’Artagnan, der dem Bürger gegenüber das Ansehen haben wollte, als wäre er ganz auf dem Laufenden mit den Angelegenheiten des Hofes.«

»Höher, Monsieur, höher!«

»Der Frau d’Aiguillon?«

»Noch höher!«

»Der Frau von Chevreuse?«

»Noch höher, viel höher!«

»Der … « D’Artagnan hielt inne.

»Ja, Monsieur«, antwortete der erschrockene Bürger so leise, dass man ihn kaum hören konnte.

»Und mit wem?«

»Mit wem? Natürlich mit dem Herzog von …«

»Dem Herzog von …«

»Ja, Monsieur«, antwortetet der Bürger mit fast unmerklicher Stimme.

»Aber woher wisst Ihr das alles?«

»Ah! Woher ich das weiß!«

»Ja, woher Ihr es wisst? Keine halbe Offenbarungen, oder … Ihr versteht mich!«

»Ich weiß es von meiner Frau, Monsieur, von meiner Frau selbst.«

»Und von wem weiß es diese?«

»Von Monsieur de la Porte. Habe ich Euch nicht gesagt, dass sie die Patin von Monsieur de la Porte, dem Vertrauten der Königin, ist? Nun, Monsieur de la Porte hatte sie zu Ihrer Majestät gebracht, damit unsere arme Königin, verlassen vom König, bespäht vom Kardinal, verraten von allen, doch wenigstens eine Seele hätte, der sie sich anvertrauen könnte.«

»Ah, ah! Das wird immer klarer«, sprach d’Artagnan.

»Meine Frau ist nun vor vier Tagen zu mir gekommen. Es ist nämlich eine von ihren Bedingungen, dass sie mich zweimal in der Woche besuchen darf, denn wie ich zu bemerken die Ehre gehabt habe, meine Frau liebt mich zärtlich. Meine Frau ist also zu mir gekommen und hat mir anvertraut, die Königin schwebe in diesem Augenblick in großer Furcht.«

»Wahrhaftig?«

»Ja. Der Monsieur Kardinal verfolgt sie, wie es scheint, mehr als je. Er kann ihr die Geschichte mit der Sarabande nicht vergeben. Ihr kennt die Geschichte der Sarabande?«

»Bei Gott! Ob ich sie kenne?«, erwiderte d’Artagnan, der nichts von der ganzen Sache wusste, aber sich das Ansehen geben wollte, als wäre er völlig eingeweiht.

»So, dass es jetzt nicht mehr Hass, sondern Rache ist.«

»Wirklich?«

»Und die Königin glaubt …«

»Nun, was glaubt die Königin?«

»Sie glaubt, man habe in ihrem Namen an den Herzog von Buckingham geschrieben.«

»Im Namen der Königin?«

»Ja, um ihn nach Paris kommen zu lassen und ihn, wenn er einmal in Paris wäre, in eine Falle zu locken.«

»Teufel! Aber mein lieber Monsieur, was hat Eure Frau mit alldem zu schaffen?«

»Man kennt ihre Ergebenheit für die Königin. Man will sie entweder von ihrer Gebieterin entfernen oder sie einschüchtern, um die Geheimnisse Ihrer Majestät zu erfahren, oder sie zu Spionendiensten verführen.«

»Das ist wahrscheinlich«, sprach d’Artagnan, »aber kennt Ihr den Mann, der sie in Haft genommen hat?«

»Ich habe Euch gesagt, dass ich ihn zu kennen glaube.«

»Sein Name?«

»Ich weiß ihn nicht. Ich weiß nur, dass er eine Kreatur des Kardinals und ihm mit Leib und Seele ergeben ist.«

»Aber Ihr habt ihn gesehen?«

»Ja, meine Frau hat ihn mir einmal gezeigt.«

»Dürfte man ihn wohl an seinem Signalement erkennen?«

»Oh, gewiss! Es ist ein Monsieur von hochmütigem Aussehen, schwarzen Haaren, dunkler Gesichtsfarbe, durchdringendem Auge, weißen Zähnen und mit einer Narbe an der Schläfe.«

»Einer Narbe an der Schläfe!«, rief d’Artagnan, »und dabei weiße Zähne, ein durchdringendes Auge, dunkle Gesichtsfarbe, schwarze Haare und ein hochmütiges Aussehen. Das ist mein Mann von Meung.«

»Das ist Euer Mann, sagt Ihr?«

»Ja, ja, das tut aber nichts zur Sache. Nein, ich täusche mich, es vereinfacht sie vielmehr im Gegenteil. Wenn Euer Mann der meine ist, so werde ich mit einem einzigen Streich doppelte Rache nehmen, das ist das Ganze; aber wo diesen Menschen finden?«

»Ich weiß es nicht.«

»Habt Ihr nicht die geringste Kunde von seiner Wohnung?«

»Keine; als ich eines Tags meine Frau zum Louvre zurückführte, kam er gerade heraus, während sie einzutreten im Begriff war, und da hat sie mir ihn gezeigt.«

»Teufel, Teufel!«, murmelte d’Artagnan, »das ist alles so unbestimmt. Von wem habt Ihr die Entführung Eurer Frau erfahren?«

»Von Monsieur de la Porte.«

»Hat er Euch einzelne Umstände angegeben?«

»Er wusste nichts weiter.«

»Und Ihr habt von keiner anderen Seite etwas erfahren?«

»Doch, ich habe gehört …«

»Was?«

»Aber ich weiß nicht, ob ich nicht eine große Unklugheit begehe.«

»Ihr kommt noch einmal auf diesen Punkt. Nun muss ich Euch aber bemerken, dass es dieses Mal ein wenig zu spät ist, um zurückzutreten.«

»Ich trete auch nicht zurück«, rief der Bürger unter verschiedenen Flüchen, mit denen er sich wohl Mut machen wollte. Überdies, so wahr ich Bonacieux heiße …«

»Ihr heißt Bonacieux?«, unterbrach ihn d’Artagnan.

»Ja, das ist mein Name.«

»Ihr sagtet, so wahr ich Bonacieux heiße! Entschuldigt, dass ich Euch unterbrochen habe, aber es kam mir vor, als wäre mir dieser Name nicht unbekannt.«

»Das ist möglich, Monsieur, ich bin Euer Hauseigentümer.«

»Ah! Ah!«, rief d’Artagnan halb aufstehend und grüßend, »Ihr seid mein Hauseigentümer?«

»Ja, Monsieur, ja, und da Ihr seit den drei Monaten, die Ihr bei mir wohnt, wahrscheinlich aus geschäftlicher Zerstreutheit, meinen Mietzins zu bezahlen vergessen habt, ich Euch aber nicht ein einziges Mal drängte, so dachte ich, Ihr würdet auf meine Zartheit Rücksicht nehmen.«

»Allerdings, mein lieber Monsieur Bonacieux«, erwiderte d’Artagnan, »glaubt mir, dass ich ein solches Benehmen zu schätzen weiß. Wie gesagt, wenn ich Euch in irgendeiner Beziehung nützlich sein kann …«

»Ich glaube Euch, Monsieur, ich glaube Euch, und hege, so wahr ich Bonacieux heiße, Vertrauen zu Euch.«

»Vollendet also Eure angefangene Mitteilung.«

Der Bürger zog ein Papier aus seiner Tasche und überreichte es d’Artagnan.

»Ein Brief!«, sprach der junge Mann.

»Den ich diesen Morgen erhalten habe.«

D’Artagnan öffnete, und da der Tag sich zu neigen anfing, so trat er näher ans Fenster. Der Bürger folgte ihm.

Sucht Eure Frau nicht, las d’Artagnan. Sie wird Euch zurückgegeben werden, wenn man ihrer nicht mehr bedarf. Tut Ihr einen Schritt, um sie aufzufinden, so seid Ihr verloren.

»Das ist sehr bestimmt«, fuhr d’Artagnan fort. »Im Ganzen aber ist es nur eine Drohung.«

»Ja, aber diese Drohung erschreckt mich, Monsieur. Ich bin durchaus kein Mann vom Degen und fürchte mich vor der Bastille.«

»Monsieur«, sprach d’Artagnan, »ich sehne mich ebenso wenig nach der Bastille wie Ihr. Wenn es sich nur um einen Degenstoß handelte, das möchte noch gehen.«

»Ich habe jedoch bei dieser Veranlassung sehr auf Euch gezählt, Monsieur.«

»So?«

»Als ich Euch beständig von Musketieren von herzlichem Ansehen umgeben sah und erkannte, dass es Musketiere des Monsieur de Tréville und folglich Feinde des Kardinals waren, so dachte ich, Ihr und Eure Freunde würdet mit dem größten Vergnügen bereit sein, unserer armen Königin zu ihrem Recht zu verhelfen und zugleich Sr. Eminenz einen schlimmen Streich zu spielen.«

»Allerdings!«

»Und dann dachte ich auch, insofern Ihr mir drei Monate Mietzins schuldig wäret, an die ich Euch nie ermahnt habe …«

»Ja, ja, Ihr habt mir diesen Grund bereits genannt, und ich finde ihn vortrefflich.«

»Beabsichtigend ferner, so lange Ihr mir die Ehre erzeigen werdet, bei mir zu bleiben, um von Eurem zukünftigen Mietzins zu sprechen …«

»Schon gut.«

»Und überdies, dass ich Euch im Fall der Not, solltet Ihr Euch in diesem Augenblick, wider alle Wahrscheinlichkeit, in einer Klemme befinden, fünfzig Pistolen anzubieten gedenke …«

»Vortrefflich! Ihr seid also reich, mein lieber Monsieur Bonacieux?«

»Ich bin wohlhabend, das ist das rechte Wort. Ich habe mir so zwei- bis dreitausend Taler Renten in meinem Kramladen und besonders dadurch erworben, dass ich einige Kapitalien bei der letzten Reise des berühmten Seefahrers Jean Mosauet anlegte, sodass Ihr wohl begreifen könnt, Monsieur … Ah! dort … «´, rief der Bürger.

»Was?«, fragte d’Artagnan.

»Was sehe ich?«

»Wo?«

»Auf der Straße, Eurem Fenster gegenüber, in der Vertiefung jener Tür, ein Mann in einen Mantel gehüllt.«

»Er ist es!«, riefen d’Artagnan und der Bürger zu gleicher Zeit, denn beide hatten ihren Mann erkannt.

»Ah! Dieses Mal«, schrie d’Artagnan, nach seinem Degen laufend, »dieses Mal soll er mir nicht entgehen.«

Und vom Leder ziehend stürzte er aus dem Zimmer.

Auf der Treppe begegnete er Athos und Porthos, die ihn besuchen wollten. Sie machten Platz, d’Artagnan schoss wie ein Pfeil zwischen ihnen durch.

»He da! Wohin läufst du denn?«, riefen die beiden Musketiere zugleich.

»Der Mann von Meung«, erwiderte d’Artagnan und verschwand.

D’Artagnan hatte seinen Freunden mehr als einmal sein Abenteuer mit dem Unbekannten sowie die Erscheinung der schönen Reisenden mitgeteilt, der dieser Mensch eine, wie es schien, so wichtige Sendung anvertraute.

Athos hatte gemeint, d’Artagnan habe seinen Brief beim Streit verloren. Ein Edelmann wäre seiner Ansicht nach – und nach dem Porträt, das d’Artagnan von dem Unbekannten entworfen hatte, konnte es nur ein Edelmann sein – ein Edelmann wäre der Gemeinheit zu stehlen unfähig gewesen.

Porthos hatte in all diesem nur ein verliebtes Rendezvous gesehen, das ein Kavalier einer Dame oder eine Dame einem Kavalier gab, und das durch die Anwesenheit d’Artagnans und seines gelben Rosses gestört wurde.

Aramis sagte, bei so geheimnisvollen Dingen sei es besser, sie gar nicht ergründen zu wollen.

Sie konnten also aus den paar Worten d’Artagnans schließen, wovon die Rede war. Da sie dachten, wenn d’Artagnan seinen Mann getroffen oder aus dem Gesichtskreis verloren hätte, würde er zurückkommen, so setzten sie ihren Weg fort.

Als sie in d’Artagnans Zimmer traten, war es leer. Die Folgen des Zusammentreffens befürchtend, welches ohne Zweifel zwischen dem jungen Mann und dem Unbekannten stattfinden würde, hatte der Hauseigentümer für gut befunden, sich aus dem Staub zu machen.