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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 30

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


IV. Vermischte Sagen

13. Das geopferte Wachslicht und Brot

Als ein Mann von Bruchsal in einer nahen Erdgrube arbeitete, stürzte dieselbe plötzlich ein. Zum Glück lagerte sich über dem Mann ein großer Stein so, dass er ein festes Dach bildete, worunter jener unverletzt blieb. Nachdem dessen Frau den Einsturz der Grube erfahren hatte, dachte sie gleich, ihr Mann könne darin noch leben, und opferte deshalb für ihn eine angezündete Wachskerze und einen Laib Brot in der Kirche. Sogleich stand vor dem Mann in der Grube eine brennende Wachskerze, und dabei lag ein Laib Brot, womit er solange sein Leben fristete, bis er herausgegraben wurde. Dies gelang erst nach einigen Tagen. Die Kerze brannte noch, und auch von dem Laib Brot war noch ein Teil vorhanden.


14. Die Untersberger

Wer von Reichenhall nach Berchtesgaden geht, hat stets den weit berufenen Untersberg zur Linken. Dieser, von vielen im Volk auch der Wunderberg geheißen, steht eine Meile von Salzburg auf dem grundlosen Moor, wo einst vor alten Zeiten die große Hauptstadt Helfenburg gestanden haben soll. Er ist 6798 Fuß hoch und überreich an Wäldern, Alptriften, Wild und heilsamen Kräutern, an Marmor und anderem kostbaren Gestein und Erz. Ein altes Buch sagt uns, dass öfters fremde Kunsterfahrene aus Welschland herbeikommen, die Erze und Mineralien insgeheim bearbeiteten, nebenbei aber die Bosheit gebrauchten, den Umwohnern die Fundgruben aus Neid zu verhehlen. Zahllose Sagen gehen vom Untersberg im Volksmund um. Im Inneren sei er ganz ausgehöhlt und mit Palästen, Kirchen, Klöstern, Gärten, Gold- und Silberquellen versehen. Kleine Männlein bewahrten die Schätze und wanderten ehedem oft um Mitternacht in die Stadt Salzburg, in der Domkirche daselbst Gottesdienst zu halten, aber auch nach anderen Kirchen der Umgegend.

Sieben Holzknechten und drei Reichenhallern kam einst auf schmalem Fußweg ein ganzer Zug schwarzer Männchen entgegen, vierhundert an der Zahl, Paar um Paar, ganz gleich gekleidet, zwei Trommler und zwei Pfeifer voran. Auch hörte man des Nachts in diesem Wunderberg Kriegsgetümmel und Schlachtgetön, besonders bei bevorstehendem Krieg. Zur mitternächtigen Geisterstunde kommen die Riesen hervor, steigen zum Gipfel und schauen unverwandt gegen Osten. Wenn es dann zwölf schlägt, erlischt ihr vorausgehendes Flammenlicht. Die Riesen verschwinden aus dem zaubervollen Bergesinneren, brechen das Erz und hämmern am Gestein oder sie wandeln mit netzförmigen Häubchen bedeckt mitten unter dem weidenden Vieh umher.


15. Die Salzmänner am Dürrenberg

Am Salzberg, der am Dürrenberg zwischen Berchtesgaden und Salzburg liegt, wurde im Jahre 1573 in dem Salzwerk in einer Tiefe von angeblich 6300 Schuh ein Mann ausgegraben, neun Spannen lang, mit Fleisch und Bein, in voller Kleidung. Das Fleisch war hart und gelb. Damals stand ein schrecklicher Kometstern am Himmel.

Einen eben solchen Mann hat man auch im Jahre 1616 im St. Georgenstollen in demselben Berg ausgegraben und ihn jahrelang beim Stollen Clemens in einem Kämmerchen aufbewahrt und haben dazumal viele Menschen diese beiden Salzmänner gesehen. Zuletzt aber fingen diese an, übel zu riechen, wie die ägyptischen Mumien in der Altertumssammlung zu Nürnberg auf der Burg. Man hat für gut befunden, der Erde zurückzugeben, was ihr schon seit undenklicher Zeit an gehörte, und die Salzmänner christlich begraben.