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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 79

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Erzählung indianischer Rache

Erzählungen von Rache und Blutvergießen sollten einem gebildeten Geist nur in so weit interessant sein, als sie durch Beleuchtung der menschlichen Natur wirksam dazu beitragen mögen, dieselbe zu verbessern. Das verdorbene Gemüt, welches bloß aus Neugierde und Vergnügungssucht auf solchen Szenen des Schreckens ruhen kann, könnte vielleicht, wenn es der Einschränkungen der zivilisierten Gesellschaft enthoben wäre, an dem Kriegsgeschrei und dem Skalptanz der rohen Wilden teilnehmen. Der wesentliche Unterschied zwischen dem wilden roten Mann und dem erzogenen weißen, liegt nicht sowohl in der Bildung des Kopfes, als in der des Herzens, und während wir den Ersteren wegen seiner Lust nach Grausamkeit und Rache verdammen, so dürfte es geraten für uns sein, uns zu hüten, Erzählungen, in welchen solche Charaktere geschildert werden, aus bloßer Neugierde Geschmack abzugewinnen.

Im September 1823 wurde ein Indianer, namens Abraham Antone, in Madison County, New York, wegen Mord hingerichtet. Die Geschichte dieses Individuums ist ein Gemälde einiger der schwärzesten Leidenschaften der menschlichen Natur. Er vergaß nie eine Beleidigung und verfehlte nie, eine solche zu rächen. Wenn er zornig war, so war sein Anblick schrecklich. Eines Abends, als er in seinen Wigwam eintrat, traf er sein fünf Monate altes Kind schreiend an. Er riss dasselbe aus den Armen der Mutter und begrub es in einem Bett von glühenden Kohlen, diese Handlung mit Ausdrücken begleitend, welche selbst die indianische Mutter zittern machten. Im Jahre 1810 knüpfte seine Tochter Mary ein Verhältnis mit einem jungen Mann an, welcher Mitglied eines anderen Stammes war, der sie jedoch bald verließ und einem anderen Frauenzimmer den Vorzug gab. Die Natur hatte Mary einen Teil von den Gesinnungen ihres Vaters gegeben. Sie besuchte ihre Nebenbuhlerin, durchstach ihr das Herz und wurde in Smithfield hingerichtet. Ein Herr, mit Namen Jacobs, welcher bei ihrer Gefangennahme tätig gewesen, war der Hauptzeuge gegen sie. Antone drohte ihn zu töten, und Jacobs, welcher wusste, dass ein solches Versprechen von seinem Feind nie unerfüllt blieb, verließ das County. Da der Indianer sah, dass sein Plan vereitelt sei, änderte er seine Verfahrungsweise, erkannte die Ungerechtigkeit seiner früheren Drohung an und lud sein Schlachtopfer ein, zurückzukehren. Jacobs kehrte zurück und hatte eine Zusammenkunft mit Antone, während er mit einer Anzahl von Leuten auf einem Feld Korn hackte.

Der Indianer ergriff seine Hand, indem er ausrief: »Wie geht es dir, Bruder?« Er stach ihn mit einem langen Messer, welches er in seinem Ärmel verborgen gehalten hatte, dreimal unter die Rippen. Ehe sich die Umstehenden von ihrem Schrecken erholen konnten, stieß er einen lauten Schrei aus und rannte davon. In jener Nacht machte sich eine Abteilung von Indianern auf, um ihn zu verfolgen. Er hatte sich in einem dicken Gebüsch von Unterholz gelagert und war mit Hunden versehen, damit dieselben Lärm machen sollten, sobald sich jemand nähere. Hinter sich hatte er mit vieler Arbeit einen Pfad durch beinahe undurchdringliches Dickicht gehauen. Der Plan gelang vollkommen. Antone floh durch den engen Pfad beim ersten Alarm und bewerkstelligte seine Flucht. Bald darauf spürte ihn eine Abteilung von ungefähr dreißig Weißen und Indianern in einem zweiten Versteck auf, aber es gelang ihm, abermals zu entfliehen. Nach diesem war er beständig mit einer Büchse, zwei bis drei Messern und, wie man glaubte, mit ein Paar Pistolen bewaffnet. Nebenbei war er beständig von seinen beiden Söhnen und ein paar Brüdern begleitet, welche alle gut bewaffnet waren.

Einst begaben sich zwei große Indianer, welche herausgefunden hatten, dass Antone allein war, zu seinem Lager, um ihn gefangen zu nehmen. Er war eben daran, einen Besen zu machen, aber als er am Eingang des Dickichts ein Geräusch hörte, ergriff er schnell seine Büchse und, sobald der Vorderste eintrat, richtete er sie auf ihn, indem er erklärte, dass er ihn totschießen würde, sobald er nur einen Schritt weiter ginge. Sie hielten an, und nachdem sie sich eine Zeit lang unterredet hatten, zogen sie sich zurück. Seine Büchse war ungeladen. Dieses Abenteuer vergrößerte seine Sorglosigkeit. Er prahlte damit, zwei Indianer mit einer ungeladenen Büchse in Schrecken gesetzt zu haben, und ging zuletzt bei hellem Tage durch die Städte und Dörfer.

Bei seiner Untersuchung erklärte er sich für nicht schuldig. Die Zeugen gegen ihn waren vornehmlich Indianer, aber ihr Zeugnis wurde mit Genauigkeit und Sorgfalt abgegeben und die Beweise waren hinreichend. Sein Anwalt basierte den Grund seiner Verteidigung darauf, dass New York keine Kriminaljurisdiktion über die Indianer innerhalb ihres eigenen Gebietes habe. Der Gerichtshof erklärte diesen Grund jedoch für ungültig, und Antone wurde verurteilt, am 12. September 1823 gehängt zu werden. Die Übel des wilden Lebens und die der zivilisierten Gesellschaft waren in seinem Charakter vermischt, während er augenscheinlich die männlichen Tugenden des einen und den wildernden Einfluss der anderen entbehrte.