Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 25. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel erhält durch List ein Mittagessen und noch Geld dazu.

ls sich nun Eulenspiegel aus Nürnberg weggemacht hatte, und gar nichts hatte mitnehmen können, so kam er des anderen Tages gegen Mittag zu Erlangen hungrig und durstig an. Er kehrte zufällig in einem Wirtshaus ein, wo eine lustige Wirtin mit Namen Königin war. Diese nahm Eulen­spiegel sehr freundlich auf, denn sie merkte an seiner sonder­baren Kleidung, dass er ein abenteuerlicher Gast sein müsse. Die Wirtin fragte ihn, ob er bei Tafel mit den anderen Gästen essen oder sich nur für einige Pfennige geben lassen wolle.

Eulenspiegel antwortete: »Ich bin ein armer Handwerksgeselle. Ich bitte Euch daher, schenkt mir etwas aus gutem Willen, wenn ihr irgend Mitleiden mit einem Handwerksburschen habt.«

Die Wirtin antwortete: »Ei, guter Freund, in dem Fleischscharren schenkt man mir nichts, darum kann ich auch nichts verschenken.«

Eulenspiegel merkte wohl, dass durch Bitten sein leerer Magen nicht voll würde. Er dachte daher durch List die Wirtin zu betrügen und fragte sie deshalb, ob er denn um Geld essen und trinken könne.

»O ja«, sagte die Wirtin, »an dem Herrentisch um 24 Pfennige, an dem Bürgertisch um 18 Pfennige und bei den Bauern um 10 Pfennige.«

»Nun«, sagte Eulenspiegel, »das Beste ist für mich gut genug.« Er setzte sich mit an die Herrentafel. Nachdem er sich nun recht gütlich getan und seinen hohlen Magen gefüllt hatte, ging er zur Wirtin und bat sie, ihn abzu­fertigen, weil er der Arbeit halber weiterreisen müsse.

»Gut«, sagte die Wirtin, »Ihr bezahlt für die Mahlzeit 24 Pfennige und dann könnt Ihr gehen, wohin Ihr wollt.«

»Nein«, sagte Eulenspiegel, »so haben wir nicht gewettet, sondern Ihr bezahlt mir 24 Pfennige. Habe ich Euch nicht gefragt, ob ich um Geld essen und trinken könne, und Ihr sagtet ja. Nun habe ich Euren Willen befolgt, und habe es mir bei der Herrentafel recht sauer werden lassen. Ich aß, dass mir der Schweiß an der Stirn herunterlief, ja, als ob es mein Leben ge­golten hätte. Die Wirtin sah wohl ein, dass sie mit die­sem närrischen Kerl nichts ausrichten konnte, gab ihm 24 Pfennige und ließ ihn laufen.