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»Lieber Sex als Raumschiffe« – Im Gespräch mit Olaf Brill über Olymp 6, Olymp in Aufruhr

»Lieber Sex als Raumschiffe« – Im Gespräch mit Olaf Brill über Olymp 6, Olymp in Aufruhr

Olaf Brill, geboren 1967, schreibt unter anderem Filmbücher wie Der Caligari-Komplex und Comics wie Ein seltsamer Tag. Er gab dem Geisterspiegel bereits ein Interview über den von ihm verfassten Band 8 der Perry Rhodan-Miniserie Terminus Finale für Arcane 2.

Alexandra Trinley: Von Terminus zu Olymp – Wie fandest du den Wechsel? Was ist anders?

Olaf Brill: Terminus spielt in der Vergangenheit der Perry Rhodan-Serie, zur Zeit des Solaren Imperiums. Das kam mir für meinen Einstieg sehr entgegen, denn das war natürlich die Epoche, in der ich Perry Rhodan kennengelernt habe und an die ich gern zurückdenke.

Olymp ist nah dran an den Romanen, die heute in der Erstauflage erscheinen. Wir ergänzen mit unserer Miniserie also die aktuelle Handlung – das hat auch seinen Reiz, ist aber etwas ganz anderes. Ich habe beides gerne geschrieben.

Ich habe mich sehr gefreut, als Susan Schwartz fragte, ob ich Lust habe, bei Olymp mitzuschreiben. Die Anfrage, die ich im letzten Jahr zu Terminus bekommen hatte, bedeutete ja einen großen Vertrauensvorschuss der Redaktion: Da wurde ein Autor gesucht, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und man hat mich das machen lassen, obwohl ich noch nie zuvor einen romanlangen fiktionalen Text veröffentlicht hatte. Die Anfrage zu Olymp bedeutete für mich: Das, was ich da bei Terminus getan habe, hat irgendwem gefallen.

Alexandra Trinley: Bei Terminus bist du kurzfristig als Autor eingesprungen. Hattest du diesmal mehr Zeit?

Olaf Brill: Ha ha, wenn das Exposé kommt, ist die Zeit zum Abgabetermin immer knapp. Man muss ganz klar sagen, das ist eine Eigenschaft, die ein Perry Rhodan-Autor haben muss: das Manuskript innerhalb eines sehr eng gesteckten Zeitrahmens fertigzustellen und abzuliefern. Vielleicht gelte ich nach Terminus als Autor, der das zuverlässig schafft.

Bei Olymp gab es allerdings einen längeren Vorlauf: Ich wusste von Anfang an Bescheid, dass ich mitschreiben würde, habe die Exposés und die eintrudelnden ersten Romane gelesen – und wartete dann auf das Exposé für meinen Beitrag.

Diesmal konnte ich mich also in aller Ruhe vorbereiten. Ich bin erneut als letzter Autor in die Miniserie eingestiegen, und habe erstmal mit großer Aufmerksamkeit die Werke der Kollegen gelesen, die vorher dran waren. Da hab ich mir eifrig Notizen gemacht zu Figuren, Handlungsorten, Details, die ich vielleicht in meinem Beitrag einsetzen konnte. Als ich also anfing zu schreiben, wusste ich hundertprozentig genau Bescheid, wo die Serie stand!

Alexandra Trinley: Uwe Anton und Susan Schwartz haben sehr verschiedene Temperamente. Sicherlich schreiben sie sehr verschiedene Exposés. Kamst du mit dem Wechsel gut zurecht?

Olaf Brill: Tatsächlich unterscheidet sich Susans Art, Exposés zu schreiben, von der Uwe Antons, der die Exposés für Terminus verfasst hat. Das ist ja auch selbstverständlich: Jeder Exposéautor hat eine andere Art, an die Aufgabe heranzugehen. Uwe nimmt dem Autor viel Arbeit ab und schreibt sehr detaillierte Vorgaben. Das ist gut, wenn man besonders wenig Zeit hat, den Roman zu schreiben …

Alexandra Trinley: Kannst du ein Beispiel nennen?

Olaf Brill: Als ich in Terminus eine Raumschlacht schildern musste, wusste ich ganz genau, welche Raumschiffe auf jeder Seite standen, wie viele es waren, welche Größen sie hatten und welche Bewaffnung. Stand alles im Exposé! Das hieß übrigens nicht, dass ich diese technischen Daten alle in den Roman schreiben musste. Es war einfach Spielmaterial, das Uwe bereitstellte, und das es mir erleichterte, eine spannende Szene zu schildern. Dann gab es noch unseren wunderbaren Datenrechercheur Peter Dachgruber, der beauftragt war, die damalige Handlungszeit genau zu recherchieren. Er hat uns Datenblätter geliefert, in denen stand, welche Strahlenwaffen mit welcher Farbe feuerten und welche Geräusche sie dabei machten. Wenn ich so etwas als Autor brauchte, konnte ich es einfach nachschlagen!

Alexandra Trinley: Und bei Olymp?

Olaf Brill: Susans Exposés lassen den Autoren größere Freiheiten, wenn es zum Beispiel darum geht, wie Figuren von A nach B kommen. Auch für Nebenfiguren oder sogar Planetensysteme waren manchmal keine besonderen Vorgaben gemacht, und die Autoren konnten einfach ihre Phantasie spielen lassen.

Diese Möglichkeit gibt es übrigens grundsätzlich immer: Wenn der Autor eine Idee hat, die nicht im Exposé steht, die für den Roman aber passt und nicht im Widerspruch zu den Zielen der Expokratin steht, wird diese den Autor immer machen lassen! Schließlich ist es sein Name, der vorne auf dem Heft steht.

Ironischerweise habe ich mich bei Olymp 6 sehr genau an Susans Expo gehalten, während ich bei Terminus nach Rücksprache mit Uwe einiges geändert habe.

Alexandra Trinley: Worum geht’s in deinem Roman Olymp in Aufruhr?

Olaf Brill: Mein Roman spielt genau zur Halbzeit der Serie und bringt eine Art Wendepunkt des Geschehens: Die olympische Bevölkerung macht richtig mobil gegen die Machenschaften des Kaisers und der Tefroder, die in den vorherigen Romanen beschrieben wurden. Ich führe ein paar Figuren ein, die später noch wichtig werden, und am Ende gibt es eine Enthüllung über ein Geheimnis aus Band Nr. 1, die zunächst nur den Lesern mitgeteilt wird, nicht aber Perry Rhodan und seinen Weggefährten.

Einige übergelagerte Themen ziehen sich durch den ganzen Roman: Es geht um Politiker, denen nur an ihrem eigenen Wohl gelegen ist, und darum, wie sich eine Bevölkerung einem autoritären Regime entgegenstellt, das von außen beeinflusst wird. Das hat, wie vielleicht jeder Leser bemerkt, der die Olymp-Serie bis hierhin gelesen hat, viel mit aktueller Politik zu tun.

Ein weiteres Thema, das sich unterschwellig durch den Roman zieht, ist die öffentliche Überwachung, ebenfalls sehr aktuell.

Das soll aber keineswegs heißen, dass dem Leser einseitig oder suggestiv die aktuelle Weltlage vor Augen geführt werden soll. Wir schreiben Unterhaltungsliteratur mit hoffentlich viel phantastischem Flair.

Alexandra Trinley: In der Verlagsankündigung wurde betont, dass du dem Roman eine »Prise Erotik« hinzugefügt hast. Erotik in Perry Rhodan? Geht das?

Olaf Brill: Wie gesagt, habe ich mich bei der Ausführung des Manuskripts sehr eng an Susans Vorgaben gehalten. Sexualität spielt bei Perry Rhodan traditionell eine geringere Rolle als im normalen Leben. Man nimmt wohl an, dass sich Rhodan-Leser eher für Raumschiffe interessieren. Wenn man jedoch Susans Romane kennt, weiß man, dass es auch anders geht! Sie hat im Exposé deutlich darauf verwiesen, was da abgeht, und es dem Autor überlassen, wie genau – oder ob überhaupt – er das beschreiben möchte.

Natürlich ist alles sehr dezent und lediglich prä- und postkoital beschrieben. Ich denke, dass jeder Leser so ein bisschen Erotik vertragen kann, und andererseits stimme ich zu: Würden wir ständig ausufernde Sexszenen schreiben, würde dadurch eine Erwartungshaltung aufgebaut, die die Perry Rhodan-Serie nicht erfüllen kann und nicht erfüllen will. Aber in entsprechender Dosierung darf ein bisschen Sex schon sein. In Terminus gab es eine Raumschlacht mit Tausenden Toten. Ehrlich gesagt: Da mag ich Sex lieber als Raumschiffe.

Alexandra Trinley: Echt jetzt – die Figuren haben Sex miteinander? Welche Protagonisten kommen denn in Olymp 6 vor?

Olaf Brill: So viele Details will ich natürlich nicht verraten. Die Leute sollen ja den Roman lesen! Grundsätzlich kommen in meinem Roman drei neue Figuren vor, die im weiteren Verlauf der Miniserie noch wichtig werden.

Von Anfang an ist noch ein Team auf dem Planeten Olymp unterwegs, das die Leser aus den vorangegangenen Romanen kennen, und zwar die Gruppe um Piri Harper und Frank Sulu.

Die sind übrigens ein Beispiel für die Freiheiten, die Susan Schwartz ihren Autoren gewährt, und wie sich diese auszahlen: Piri Harper und Frank Sulu wurden von Dennis Mathiak völlig eigenständig als Nebenfiguren für Olymp 2 entwickelt. Diese Figuren erwiesen sich als so toll, dass die folgenden Autoren sie für ihre Romane übernommen haben.

In meinem Exposé stand nur, dass eine gewisse Figur und ihre beiden Begleiter einen gewissen Ort aufsuchen (du merkst schon, ich will nicht allzu viel verraten). Wer diese Begleiter wären, würde Michael Marcus Thurner im Vorgängerroman definieren. Ich fragte Michael, und siehe da: Es waren Piri Harper und Frank Sulu! Auch er hatte die beiden in seinem Roman übernommen. In den folgenden Exposés tauchten sie dann als fester Bestandteil der Handlung auf. Hier ist es vielleicht nicht zu viel verraten, dass ihre Geschichte nun selbstverständlich in einem der Folgebände zu einem angemessenen Abschluss geführt wird.

Alexandra Trinley: Das ist ein tolles Beispiel für das Teamwork bei Perry Rhodan!

Olaf Brill: Ja, ein besonders gutes Beispiel dafür, wie durch die Zusammenarbeit vieler kreativer Köpfe etwas entsteht, was einer allein sich nicht ausdenken könnte!

Das gilt übrigens auch für die gesamte Zusammenarbeit im ganzen Perry Rhodan-Team. Für das Gelingen so einer Serie arbeiten ja noch Redakteure, Zeichner, Lektoren, Korrektoren, Grafiker … ich habe ausgerechnet, dass bei Olymp nach Abgabe des Manuskripts noch fünf Leute drübergucken und Anmerkungen machen, die den Text verbessern können, bevor er in Druck geht. Vorne drauf steht mein Name. Das heißt, ich habe die meiste Arbeit in das Manuskript gesteckt und dabei viele Entscheidungen getroffen. Aber die Schaffung eines Perry Rhodan-Skriptes ist immer Ergebnis einer Teamarbeit.

Alexandra Trinley: Fiel dir dein zweiter Perry Rhodan-Roman leichter als der erste?

Olaf Brill: Die Arbeit daran war jedenfalls ganz anders. Diesmal wusste ich bereits, dass ich es schaffen konnte, im vorgegebenen engen Zeitrahmen ein passables Manuskript fertigzustellen. Ich war auch besser darin, einen Arbeitsplan aufzustellen und einzuhalten, da ich wusste, was ich in welcher Zeit schaffen konnte.

Diesmal habe ich aber auch sehr viele Szenen radikal umgearbeitet, manche immer und immer wieder. Gegebenenfalls sagen dir ja auch die fünf Leute, die hinterher noch drübergucken, was nicht so gut funktioniert. Da geht es dann darum, »darlings zu killen«, das heißt, irgendwelche Ideen herauszunehmen, die du im Eifer des Gefechts für besonders gelungen oder witzig gehalten hast, die den Roman aber schwächen.

Alexandra Trinley: Hast du von diesem rausgenommenen Material was übrigbehalten?

Olaf Brill: Tatsächlich hat uns Susan für eines der kommenden Lesermagazine nach »Outtakes« gefragt. Ich hatte jede Menge davon und habe ihr einen Absatz geschickt, den ich selbst gestrichen hatte. Darin wirft Beryn Mogaw einen seiner Hüte auf den Boden, und es kommt eine Anspielung auf Doctor Who darin vor. Allerdings war die Szene überflüssig – also: »Kill your darlings.«

Ich kann dir einen Abschnitt bieten, den der Lektor aus Tempogründen rausgenommen hat. Darin spitzelt ein tefrodischer Kommandant die eigene Besatzung aus und denkt an eine Raumfahrerlegende, die er mal aufgeschnappt hat. Hier also, exklusiv für den Geisterspiegel, ein Absatz, der nicht in Olymp 6 vorkommt:

In einem Offizierslehrgang hatte er einst von Kommandanten gehört, die sich verkleidet auf Rundgang durch ihr Schiff begaben und versuchten, den Gesprächen der Besatzung zu lauschen. Aber wer führte schon vertrauliche Gespräche im Beisein eines Besatzungsmitglieds, das er nicht kannte? Der Kommandant eines Schlachtschiffs der ASALLUC-Klasse, der unter echter Paranoia litt, soll einmal unter einer Biomolplastmaske eine zweite Persönlichkeit aufgebaut und sich über Monate hinweg mit Besatzungsmitgliedern der unteren Ränge angefreundet haben. Er entwickelte später eine schwere Identitätsstörung, als er merkte, dass ihm seine zweite Persönlichkeit besser gefiel als die erste, und wurde unehrenhaft aus der Flotte entlassen. Möglicherweise handelte es sich auch um eine Raumschifflegende, die man jungen Offizieren erzählte, um sie davon abzuschrecken, zu engen Kontakt zu ihren Untergebenen aufzunehmen.

Alexandra Trinley: Daraus kannst du beizeiten eine Stellaris-Geschichte machen. Die reguläre Leseprobe finden wir auf der Verlagsseite. Vielen Dank für die Auskünfte, Olaf!

Olaf Brill: Danke, es hat Spaß gemacht. Bis bald!